Bochum-Wattenscheid. Die Märkische Schule in Wattenscheid wird Bündelungsgymnasium. Hier entsteht eine Stufe für Bochums letzte G8-Schüler, die nicht versetzt werden.

Wer im kommenden Sommer die zehnte Klasse eines Bochumer Gymnasiums besucht und sitzenbleibt, kann nicht an der eigenen Schule wiederholen. Grund dafür ist der Wechsel von G8 zu G9. Betroffene müssen ihr Gymnasium verlassen, dafür wird eigens eine neue Jahrgangsstufe in Wattenscheid eingerichtet. Die Märkische Schule wird sogenanntes Bündelungsgymnasium.

Märkische Schule in Bochum wird Bündelungsschule

Notwendig ist das, weil die Oberstufe durch die Verlängerung der Schulzeit am Gymnasium von acht auf neun Jahre erst im elften Schuljahr beginnt – und nicht mehr schon im zehnten. Wer also im kommenden Schuljahr in Klasse 10 in der Oberstufe ist und sitzenbleibt, müsste eigentlich genau diese Klasse wiederholen. Im Schuljahr 2023/24 wird die Klasse 10 aber erstmals wieder Teil der Mittelstufe sein, weil die gymnasiale Oberstufe dann von Jahrgangsstufe 11 bis 13 geht – und nicht mehr von 10 bis 12.

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In NRW werden zum Schuljahr 2023/24 80 dieser Bündelungsgymnasien eingeführt, mindestens eine pro Kreis beziehungsweise kreisfreier Stadt. Das hat das Schulministerium angekündigt. Die Stadt als Schulträger hat zusammen mit der Bezirksregierung das Märkische Gymnasium benannt. Wie viele Schülerinnen und Schüler hier in etwas mehr als einem Jahr zusätzlich lernen, steht logischerweise noch nicht fest.

Kerstin Guse-Becker leitet die Märkische Schule in Bochum-Wattenscheid.
Kerstin Guse-Becker leitet die Märkische Schule in Bochum-Wattenscheid. © Funke Foto Services GmbH | Bastian Haumann

„Wir gehen erst einmal von 80 bis 100 Schülerinnen und Schülern aus“, erklärt Kerstin Guse-Becker, Leiterin der Märkischen Schule, auf Anfrage. Bis zum Abitur könnte diese Zahl zudem ansteigen – denn auch wenn in den folgenden Jahren jemand aus der betroffenen Stufe das Schuljahr wiederholen muss, kann er das nicht an seiner eigenen Schule machen.

Aber nicht nur Gymnasiasten werden die Bündelungsschule besuchen, sondern mehrheitlich Seiteneinsteiger vor allem von Realschulen, aber auch von Haupt- und Sekundarschulen. „Sowie Schülerinnen und Schüler, die ein Auslandsjahr machen“, so Guse-Becker, die betont, dass es sich keinesfalls um eine reine Stufe mit Schülerinnen und Schülern handelt, die sitzengeblieben sind.

Schulweg von maximal 30 Minuten nach Wattenscheid

Doch warum ist die Märkische Schule Bündelungsschule geworden? „Sie engagiert sich seit Jahren in der Beschulung von Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern von Real- und Hauptschulen, kann hier auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen und hat in jedem Jahr zahlreiche Erfolge zu verzeichnen“, heißt es dazu von der Stadt Bochum. Sie kooperiert außerdem mit der Maria-Sibylla-Merian-Schule in Wattenscheid, an der es den Jahrgang der Bündelungsschule ebenfalls gibt, da Gesamtschulen keinen Wechsel von G8 zu G9 haben.

„Die Anbindung der Schule an das öffentliche Nahverkehrsnetz ist sehr gut“, erklärt Guse-Becker zudem. Zwar könne sich der Schulweg von Schülerinnen und Schülern so etwas verlängern – aus allen Stadtteilen sei man mit öffentlichen Verkehrsmitteln aber innerhalb einer halben Stunde an der Schule.

Gymnasien in Bochum begrüßen Entscheidung

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Oliver Bauer, Leiter des Neuen Gymnasiums Bochum und Sprecher der Bochumer Gymnasien, begrüßt die Entscheidung „dass wir eine Schule haben, die sich dieser Aufgabe stellt. Die Märkische Schule ist eine gute Schule.“ Er stellt außerdem klar, dass sie zwar die Bündelungsschule geworden ist, die anderen neun Bochumer Gymnasien sie aber beispielsweise in Sachen Lehrerversorgung unterstützen werden. „Das sind ja schließlich unsere Schüler“, so Bauer.

Alternativen zum Besuch der Bündelungsschule

Neben dem Besuch eines Bündelungsgymnasiums haben Schülerinnen und Schüler noch weitere Optionen: Sie können in die gymnasiale Oberstufe von Gesamtschulen oder auf das Berufliche Gymnasium wechseln.

„Nicht nur, aber insbesondere in Zeiten einer Systemumstellung sollten Maßnahmen der individuellen Förderung dazu beitragen, eine Nichtversetzung nach Möglichkeit zu vermeiden“, heißt es zudem vom Schulministerium.

Sollte das Wiederholen des Schuljahrs trotzdem notwendig sein, bestünde zumindest noch in diesem Jahr – 2022 – die Möglichkeit, die Klasse am eigenen Gymnasium zu wiederholen, da dies noch kein Wechsel von der Ober- in die Mittelstufe wäre.

Nichtsdestotrotz verdeutlicht Bauer, dass die Umstellung von G8 zu G9 eine Herausforderung bedeutet. „Wir sind generell bemüht, jegliche Wiederholung zu vermeiden, das gelingt ganz gut“, so der Schulleiter. Trotzdem lasse sich das, gerade so kurz vor dem Abitur, nicht vermeiden.

„Es handelt sich nicht um eine Resterampe“

Von Eltern wurden unlängst Befürchtungen laut, dass Bündelungsschulen Orte sein könnten, „an dem alle ,schlechten Schüler’ stigmatisiert und konzentriert werden“. Das sieht Kerstin Guse-Becker von der Märkischen Schule ganz anders: „Es handelt sich dabei nicht um eine Resterampe, wirklich nicht. Wir freuen uns auf diese Schüler und sind zuversichtlich, dass wir sie gut zum Abitur führen.“