Bochum. Dr. Kerstin Guse-Becker ist die neue Chefin an der Märkischen Schule. Promovierte Chemikerin wünscht sich jeden Schüler einmal als Nummer eins.
Ganze 143 Jahre alt ist die Märkische Schule – und doch bleibt das einstige Jungengymnasium, das zunächst an der Hochstraße und ab 1965 an der Saarlandstraße Generationen von Kindern unterrichtet und gebildet hat, jung. Seit dem 1. August leitet erstmals eine Frau das Gymnasium: Dr. Kerstin Guse-Becker (gerade 50 Jahre alt geworden) hat ihren Dienst angetreten und damit die Nachfolge von Alfred Pieper-Eiselen, der in den Ruhestand gegangen ist. Stellvertreter ist nach wie vor Dietmar Krahn. Die WAZ hat die promovierte Chemikerin und Pädagogin an ihrer neuen Wirkungsstätte besucht.
Revier-Kind aus Überzeugung
Dr. Guse-Becker ist ein Revier-Kind aus Überzeugung. In Bochum geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und nach wie vor mit ihrer Familie wohnhaft, sind und waren ihre (bisherigen) Wirkungsstätten in Reviernähe angesiedelt. Das Abitur bestand sie 1986 am Ostring-Gymnasium, danach studierte sie Chemie, promovierte mit 28 Jahren und unterrichtete danach drei Jahre lang an der Westfalen-Akademie Dortmund, bildete dort Pharmazeutisch-technische Assistenten aus.
Der Grundstein für die Lehrerlaufbahn war also gelegt. Ihr Referendariat machte die Ehefrau und Mutter zweier erwachsener Söhne in Hattingen und ging anschließend nach Essen zur Unesco-Schule, unterrichtete dort Chemie, Physik und Mathematik. Vor zwei Jahren wechselte sie an ein privates Gymnasium in Hagen, erst als Stellvertreterin, dann als Leiterin.
Im November/Dezember vergangenen Jahres wurde die Schulleiterstelle am Märkischen Gymnasium ausgeschrieben. „Und ich habe mich beworben. Mich reizte die neue Herausforderung und auch das Wirken im Ruhrgebiet,“ sagt sie. Natürlich habe sie sich vorher über das „Märkische“ informiert. „Was mir sofort gefallen hat, war die Vielfalt, das Schülerpotenzial. Die Märkische Schule ist mit 800 bis 850 Schülern nicht zu groß und nicht zu klein. Und hier stimmt die herzliche Kollegialität.“
Zudem gebe es an dieser Schule alle Möglichkeiten, sei es als anerkannte Eliteschule des Sports, im sprachlichen und kulturellen Bereich und auch in den Naturwissenschaften. „Ich schätze Kontakte, das Vernetzen und Kooperieren mit anderen Bildungsträgern.“ In ihrer kurzen Amtszeit hat sie bereits einige Schulen ringsherum besucht, auch den Olympiastützpunkt. Natürlich steht jetzt erst einmal „ihre“ Schule ganz oben auf dem Plan: Besuch der Schülervertretung, Klassenpflegschaft, bald Schulpflegschaft und sowieso der Gang durch alle Klassen. Als Schulleiterin unterrichtet sie auch (Physik-Kurs in der zehnten Klasse), „was ich prima finde, da so immer der Kontakt zu Schülern und Kollegium gegeben ist“.
Kino wieder vorantreiben
Und sie hat Pläne, Ziele: etwa internationale Schüler voranbringen. „Wünschenswert ist, wenn jeder Schüler einmal die Nummer 1 sein kann, in dem Fach, auf dem Gebiet, das ihm liegt.“ Und die Wiederbelebung und Ausweitung des Märkischen Kinos: doch dazu bedarf es 50 000 bis 60 000 Euro. Der alte Projektor kann moderne Filme nicht mehr abspielen, zudem müsste eine neue Leinwand angeschafft werden. Guse-Becker: „Das Kino kann ein Treffpunkt sein, nicht nur für Schüler. Erweitert mit einem Café-Angebot hätten alle Wattenscheider etwas davon.“