Wattenscheid-Mitte. Das „Heaven“ in Wattenscheid ist Kult. Nach 50 Jahren stellt die Disko den Regelbetrieb ein. Ganz aufhören will Inhaber Werner Kempin aber nicht.

Nach einem halben Jahrhundert ist Schluss: Mit dem „Heaven“ stellt eine der ältesten Diskotheken in Nordrhein-Westfalen den Regelbetrieb ein. Zwar bleibt der Tanztreff am August-Bebel-Platz erhalten. „Künftig gibt’s aber nur noch einige wenige Revival-Partys“, kündigt Inhaber Werner Kempin zu seinem 80. Geburtstag an.

Das „Heaven“ ist nicht der Rekordhalter. Das „New Orleans“ am Bochumer Südring ging 1965 an den Start und hat unter Leitung von Thomas „Tommy“ Behrendt die jüngsten Corona-Lockdowns überstanden. Anders als der „Zombiekeller“ hat der Wattenscheider Disko-Dino aber niemals den Besitzer gewechselt. Der war, ist und bleibt Werner Kempin.

Disko-Historie begann 1971 mit dem „City-Club“

Nach dem Umbau 1970 hatte der gelernte Einzelhandelskaufmann 1971 den „City-Club“ eröffnet, der 1979 zum „7th Heaven“ wurde. Die 7 blieb der schwierigen Aussprache wegen irgendwann auf der Strecke. Nicht so die Stammgäste, die der Disko viele Jahre die Treue hielten. Ob nach „Black Horse“, „Tönes Bierstall“, „Schumski“ oder „Eule“: Freitags und samstags war das „Heaven“ zu vorgerückter Stunde ein Muss. Auf einen allerletzten Absacker. Frühstück inklusive.

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Seit der ersten Stunde hinterm Tresen: Werner Kempin, seit 1978 zusammen mit seiner Ulla, auch sie längst eine Wattenscheider Legende. Drei Generationen haben die beiden kommen und gehen (na ja, oft auch torkeln) sehen. Etliche Lokale sind verschwunden. Das „Heaven“ hat überlebt. Als einzige Disko in Wattenscheid, die bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie an jedem Wochenende die Nacht zum Tag machte, auch dank der Kooperation mit der „Party Fraktion Wattenscheid“.

Einfach himmlisch: Die Revival-Partys im „Heaven“ (hier beim Auftakt 2017) sollen 2022 fortgesetzt werden.
Einfach himmlisch: Die Revival-Partys im „Heaven“ (hier beim Auftakt 2017) sollen 2022 fortgesetzt werden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Neuvermietung kommt für Inhaber nicht infrage

Jetzt will Werner Kempin, der als Gastronom u.a. auch den „Eulenspiegel“, das „Village“ in Eppendorf, die Vereinsgastronomie der TG 49 und das „Lux“ führte, kürzer treten. Das „Heaven“, seit dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 dicht, wird nie mehr regulär öffnen. Eine Neuvermietung komme für ihn nicht infrage, betont der Ur-Wattenscheider, der direkt über seiner Diskothek wohnt – mit der wohl opulentesten „Kellerbar“ der Stadt.

Stattdessen will sich Kempin auf die Revival-Partys beschränken, die er von 2017 bis 2019 jährlich im November organisierte. Hunderte Stammgäste, manche noch aus seligen „City-Club“-Zeiten, feierten bis zum frühen Morgen eine XXL-Fete, als wären sie nie woanders gewesen. Schon kurz nach 21 Uhr herrschte Einlassstopp. Das „Heaven“ wurde quasi überrannt. Die Stimmung: überschäumend. Häufigster Ausruf des Abends: „Nee, du auch hier?“

Fünf bis sechs Revival-Partys jährlich geplant

Aus den Herbst-Treffen sollen ab 2022 jährlich fünf bis sechs Termine werden. „Wir warten ganz in Ruhe ab. Wenn Corona irgendwann mal vorbei und alles wieder sicher ist, geht’s los“, verspricht Kempin und glaubt: Die Bude wird gerappelt voll sein.

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Dass das „Heaven“ zumindest für die ältere Generation in den nächsten Jahren eine Anlaufstelle bleiben soll, machte der Jubilar dieser Tage in seiner Geburtstagsrede vor geladenen Gästen deutlich. Kempin sprach eine herzliche Einladung für das Jahr 2031 aus. Dann würde der Chef 90 – und sein „Heaven“ 60. Himmlische Aussichten.