Wattenscheid. .
Baustellen, Ladenschließungen, Neueröffnungen – der stetige Wandel in Wattenscheid hat allerdings eine Institution mit Kultfaktor verschont: die Disco „Heaven“.
Karo Schnelle und Patrick Joswig, beide gebürtige Wattenscheider, haben der letzten verbliebenen WAT-Diskothek filmisch ein Denkmal gesetzt: Die neunminütige Dokumentation „Heaven on Earth“ feierte im November 2012 beim Bochumer „blicke-Filmfestival“ Premiere und kehrt heute Abend an die Stätte ihrer Entstehung zurück. „Für unser erstes gemeinsames Projekt war das Thema perfekt. Wir haben in einem Film Erzählungen über die Stadt, Personen und die spezielle Atmosphäre vereinen können“, so Schnelle. Joswig ergänzt: „Daraus ist eine extreme Ruhrpottstory erstanden, in der uns der persönliche Bezug zum Thema Heimat und Identität wichtig war.“
Gründer Werner Kempin
1970 als „City Club“ von Werner Kempin (70) am August-Bebel-Platz gegründet, baute er diesen neun Jahre später um – das „Heaven“ war geboren. Von einst neun Wattenscheider Diskotheken hat nur seine überlebt. Die Dokumentation begibt sich auf die Suche nach dem besonderen Reiz, lässt neben der authentischen Stimme von Inhaber Kempin auch die Besucher zu Wort kommen. Immer wieder stellen diese das Familiäre in den Mittelpunkt. Heimatverbundenheit und Verwurzelung mit Wattenscheid werden auf die Disco übertragen.
Genauso spontan wie das Ergebnis wirkt, liefen auch die Vorbereitungen: „Wir haben einige Abende im ‚Heaven’ verbracht, Vorgespräche gab es wenig. Werner war sehr kooperativ und hat uns eine Menge Freiraum gelassen“, beschreiben Schnelle und Joswig. Knapp zwei Wochen dauerte diese Phase. Für den Dreh reichte letztlich eine Kamera und eine Nacht; genau diesen Zeitraum thematisiert die Doku.
Gäste kehrten die Interviewsituation auch mal um, berichtet Karo: „Ich bin aus Wattenscheid weggezogen. Das konnten nicht unbedingt alle nachvollziehen und machten es mit verwunderten Fragen deutlich.“ Die 29-Jährige studierte in Burghausen Regie, wohnt mittlerweile in Berlin. Sie und Joswig (37), bekannt als Autor der „Wattenscheider Schule“ und Schauspieler in diversen TV- und Kinoproduktionen, gründeten zum 1. Januar 2013 die Wattenscheider „fluchthafen film GbR“. Der ersten Produktion folgte bereits ein Promoclip über die „Wattenscheider Schule“. Die Zusammenarbeit im Team laufe dabei sehr gut, da „wir meist die gleiche Herangehens- und Sichtweise haben.“ Ein neues Projekt steht ebenfalls an, verkündet Joswig: „Wir planen einen Langfilm über das Ruhrgebiet, der im besten Fall noch 2013 erscheinen soll.“