Bochum-Eppendorf. Die Stadt Bochum will einige Unterkünfte für Flüchtlinge länger halten als geplant. Wegen der unsicheren Lage in Belarus, aber nicht nur.
Eigentlich sollte die Unterkunft für Flüchtlinge an der Höntroper Straße in Bochum-Eppendorf seit Sommer gar nicht mehr existieren. Die Sondergenehmigung zum Betrieb dieser Einrichtung ist nämlich abgelaufen. Doch die Stadt Bochum will sie verlängern und auch anderswo im Stadtgebiet Unterkünfte vorhalten. Das hat nicht nur mit der unsicheren Lage in Belarus zu tun, wo Tausende Flüchtlinge über Polen nach Westen wollen.
Bochum: Warum die Stadt die Flüchtlingsunterkunft in Eppendorf halten will
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Ja, man blicke natürlich auch nach Weißrussland, sagt Andrea Henze, Leiterin des Sozialamtes, auf WAZ-Anfrage. „Nächste Woche kommt eine Familie von dort zu uns nach Bochum.“ Wie sich die Lage in Belarus und auch in Afghanistan entwickeln wird, sei im Moment nicht abschätzbar. „Von daher wäre es jetzt fatal, alle Unterkünfte für Geflüchtete aufzugeben“, erklärt Henze.
Allerdings nicht nur, weil eine weitere Flüchtlingswelle möglich ist. „Wir haben insgesamt weiter den Bedarf, weil wir künftig Obdachlose und Geflüchtete trennen wollen“, so Henze weiter. „Bisher werden die Unterkünfte von beiden Gruppen gemeinsam belegt.“ Am Nordbad in Harpen (Rosenberg) habe man damit schon begonnen. „Dort habe ich die Belegung durch Obdachlose gestoppt.“
Stadt Bochum: Flüchtlinge und Obdachlose getrennt unterbringen
Künftig sollen Obdachlose ausschließlich in der Containeranlage an der Herzogstraße und im Fliednerhaus untergebracht werden. Und noch lieber in Wohnungen, wie an der Hohensteinstraße. „Doch das ist gar nicht so einfach“, sagt Andrea Henze. Das gelte sowohl für Geflüchtete wie für Obdachlose: „Es ist unheimlich schwierig, Wohnungen für Einzelpersonen und große Familien zu finden.“
Bürger werden beteiligt
Vor dem Hintergrund hoher Flüchtlingszahlen wurde 2016 in Bochum-Eppendorf eine temporäre zweigeschossige Mobilwohneinheit für Flüchtlinge auf dem Sportplatz der Widar-Schule bzw. der Realschule Höntrop mit einer Fläche von ca. 1,7 Hektar errichtet. Die Baugenehmigung dafür erfolgte auf Grundlage von Sonderregelungen für die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften.Dies soll jetzt formell geändert werden, um die Unterkunft am Standort zu halten. Ein entsprechender Aufstellungsbeschluss geht derzeit durch die politischen Gremien und wird u.a. auch am 30. November in der Bezirksvertretung Wattenscheid behandelt. „Auch eine Bürgerbeteiligung ist vorgesehen“, sagt Stadtplaner Burkhard Huhn.
Die Stadt Bochum habe daher extra eine Immobilien-Managerin eingestellt und kooperiere mit den großen Wohnungsunternehmen. „Wir sind auf vielen Ebenen unterwegs“, sagt Henze, „aber das dauert halt.“
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Deshalb könne vorerst nicht vollends auf die Unterkünfte wie die Containeranlagen an der Höntroper Straße, am Nordbad und an der Wohlfahrtstraße verzichtet werden. Hier sollen künftig nur Geflüchtete untergebracht sein. Aktuell sind an der Höntroper Straße 136 der 258 Plätze belegt. Insgesamt seien in Bochum derzeit 729 geflüchtete und obdachlose Menschen untergebracht, so Henze. „Vom Netz genommen“ wurden dagegen die Containeranlagen Kemnader Straße 129, Kollegstraße 10 und Emil-Weitz-Straße 10.
Für den weiterhin bestehenden Bedarf an Unterkünften sorgt auch die Pandemie. „Durch die Corona-Situation können wir weniger Plätze belegen“, erklärt Andrea Henze. So lebten aktuell in einem Viererzimmer meist nur eine, maximal zwei Personen. Wann sich das ändert, steht derzeit ebenfalls in den Sternen.