Bochum-Harpen. Für den Flüchtlingsstandort Am Nordbad wird ein neuer Betreiber gesucht. Die Bochumer Grünen kritisieren, dass Sozialbetreuer wegfallen sollen.

Ärger gab es vor zwei Monaten in der Bezrksvertretung Bochum-Nord über die Verhältnisse in der Flüchtlingsunterkunft am Nordbad. Dort hat das Sozialamt vorübergehend Wohnungs- und Obdachlose gemeinsam mit Flüchtlingen untergebracht. Durch das Verhalten einiger Obdachloser fühlten sich Nachbarn am Rosenberg belästigt. Die Situation soll weiter entzerrt werden.

Im Sommer letzten Jahres wurden die Bezirksvertreter aufgeschreckt, als sich Anwohner am Rosenberg im Umfeld der Flüchtlingsunterkünfte Am Nordbad über Belästigungen beschwerten. Doch nicht Geflüchtete waren die Verursacher von Lärm und Dreck, sondern neue Bewohner, die das Sozialamt dort untergebracht hatte - ohne Kenntnis der Bezirksvertreter.

Lage am Bochumer Nordbad hat sich entspannt

Die Politik befürchtete ein zweites „Zillertal“: Dort wuchs der Ärger der Riemker Nachbarn wegen unzumutbarer Belästigungen durch rumänische Zuwanderer, bis die Stadt das Problemhaus 2014 für unbewohnbar erklärt hatte.

Inzwischen hat sich die Lage am Nordbad etwas entspannt. Ab Mai wird ein neuer Betreiber gesucht - der Vertrag mit dem Verein „Plan B“ läuft aus - der besonders auch für die neuen Zielgruppen Experten aufweisen kann, z.B. mit psychiatrischen Erfahrungen. Plan B betreut die Flüchtlinge am Nordbad seit Oktober 2018. Zuvor hatte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) die Unterkunft im Auftrag der Stadt betrieben.

Wird ein Problem für Geflüchtete

Kritik üben nun die Grünen an den Rahmenbedingungen der Ausschreibung für die künftige Betreuung von Geflüchteten und Wohnungslosen am Nordbad. Sebastian Pewny, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat: „Wir waren sehr überrascht, dass die Streichung der Sozialbetreuung vorgesehen ist. Das wird für viele Geflüchtete spürbar ein Problem sein.“

Die Sozialbetreuerinnen und -betreuer hätten oftmals selbst eine Flucht- bzw. Migrationsgeschichte und fungierten in der Vergangenheit als wichtige Stütze für Geflüchtete in der Kommunikation mit Behörden, Ärzten oder auch bei Problemen untereinander.

Mit wenig Aufwand verbunden

Ayse Balyemez, Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, ergänzt: „Die Sozialbetreuung ist für die Stadt mit eher geringem Aufwand verbunden, aber hat einen entscheidenden Mehrwert für Geflüchtete.“

Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Behörden der Stadtverwaltung profitierten davon, da die Sozialbetreuer auch bei der Überwindung von Sprachbarrieren sehr hilfreich seien. „Die Fachkräfte können und werden diese wichtige Arbeit der Begleitung der Geflüchteten nicht leisten können, da die Arbeit in den Betreuungsunterkünften sämtliche Kapazitäten binden werden.“

Menschen in eigene Wohnungen bringen

Der Ratsfraktion sei es wichtig, so Pewny, dass die Sozialbetreuung in sämtlichen Unterkünften erhalten bleibe. „Wir fordern die Stadtverwaltung auf, dies zu ermöglichen. Die Streichung der Sozialbetreuung wirft uns in dem Ziel der Integration der Menschen unnötig zurück. Und um letzteres muss es gehen, nicht zuletzt auch, damit die Zahl an Übergangsunterbringungen zurückgeht und alle Geflüchtete und Wohnungslose eine Wohnung erhalten.“

Die Politik im Bezirk Nord fordert derweil eine Perspektive für den Standort Nordbad. Sie hält fest an den Plänen, dort Wohnbebauung zu installieren.