Bochum-Wattenscheid. Kunsthandwerker-Börse „WAT kreativ“ lockt nach Corona-Pause wieder in die Alte Lohnhalle in Bochum. Besonders gut kommt ein Extra-Programm an.

Besser konnten die Vorzeichen nicht sein, und so ist dann auch das Echo: „WAT kreativ“ nach einem Jahr Corona-Zwangspause zum zweiten Male wieder in der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid, Sonnenschein über einem Oktober-Wochenende und dazu die Möglichkeit, per Kombi-Ticket auch dem Schachtgerüst auf dem nahen Zechengelände einen Besuch abzustatten. Die Mischung kommt prima an.

Bochum-Wattenscheid: „WAT Kreativ“ bietet erstmals Panoramablick übers Ruhrgebiet

Die Pandemie ist längst noch nicht vorbei, und die Fans der Hobby-Kunsthandwerkerbörse nehmen es mit Geduld. Sie reihen sich in die Schlange vor der Halle ein, denn es gilt eine Einbahn-Regelung, um die Besucherströme zu entzerren, und eine 3-G-Schutzvorschrift. Unterwegs herrscht zudem drinnen Maskenpflicht, aber dafür kann der Bummel an den Ständen draußen unmaskiert genossen werden.

Rund 70 Hobby-Handwerker und Künstler nutzten die Gelegenheit, sich in der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid bei der inzwischen 43. „WAT kreativ“ zu präsentieren.
Rund 70 Hobby-Handwerker und Künstler nutzten die Gelegenheit, sich in der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid bei der inzwischen 43. „WAT kreativ“ zu präsentieren. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Bochum-Wattenscheid als Ausflugziel

Schon da lohnt sich ein Blick aufs Detail aus der „Pünktchenwerkstatt" von Nina Lehnertz. Bei den handgemachten Mandala-Steine und Spezialanfertigungen „unterschätze ich oft die Zeit“, meint sie lächelnd. Bis zu 18 Stunden kostet es sie dann insgesamt, die Schmuckstücke mit aufgeklebten, farbigen Punkten zum Hingucker zu machen, die so eine meditative Anmutung bekommen. Gibt’s auch als Starterset zum Mitnehmen und Selbermachen.

Den Panoramablick vom Schachtgerüst auf dem Holland-Areal konnten die Besucher der Ausstellung in Kombination in Bochum-Wattenscheid genießen.
Den Panoramablick vom Schachtgerüst auf dem Holland-Areal konnten die Besucher der Ausstellung in Kombination in Bochum-Wattenscheid genießen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Einen ungewöhnlichen Nutzeffekt hat sich Christiane Puschke für ihre Werkstücke herausgepickt. Die Rheinbergerin präsentiert Taschen für Menschen, die auf Rollstühle oder Rollatoren angewiesen sind. „Der Papa wusste nicht, wohin mit den Einkäufen, als er mit der Gehhilfe unterwegs war“, erzählt sie, wie die Idee entstand.

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Nicht nur, dass sie die Möglichkeit zur praktischen Befestigung der Beutel bietet, die gibt es auch in wetterfester Ausführung. „Und die Besucher geben dann sogar noch den Tipp: Warum nicht mit reflektierenden Streifen?“ hat Gatte Ralf von der Handwerkerbörse mitgenommen.

Kreativ seit vielen Jahren

Zur Auswahl standen in diesem Jahr gleich zwei Workshops. Kinder konnten erfahren, was mit Filz alles möglich ist, zum Beispiel die Gestaltung von Eicheln als Herbstdekoration. Für alle Generationen geeignet war dann der Handlettering-Workshop, um abwechslungsreich kunstvolles und kreatives Schreiben zu präsentieren und die Neugier auf die Möglichkeiten zu wecken.

Außerdem hat die ausrichtende BO-Marketing GmbH die Jubilare unter den Kunsthandwerkern auf der kleinen Bühne geehrt, denn viele der Händler sind der Messe schon seit Jahren treu.

Gut angenommen wird auch das erstmals von der BO-Marketing als Veranstalter angebotene Kombinationsticket für eine Führung auf das Schachtgerüst auf dem neugestalteten Holland-Zechengelände.

Gaby (61) und Peter (70) aus Hattingen sind sogar nur für den Panoramablick hergekommen. „Wir haben jetzt endlich Zeit und Gelegenheit und kannten das hier gar nicht, obwohl das Stück Industrie- und Heimatgeschichte ja praktisch um die Ecke liegt“, sind sie dankbar für den Ausflugstipp.

Gang aufs Stahlgerüst von Zeche Holland bringt Fakten aus der Pütt-Geschichte

Fakten und Histörchen zur ehemaligen Großzeche Holland und der Umgebung liefert Sascha Scherhag, der für die BO-Marketing die Führung leitet. Es blitzt ein bisschen in seinen Augen, „ich bin ja selbst Wattenscheider“, unterstreicht er, „und mein Vater war Bergmann, wenn auch nicht hier“, verrät er bereitwillig. Dem klassisch-traditionellen „Glückauf!“ beim Abschied von den Besuchern, die mit Beifall danken, empfiehlt er als Belohnung noch einen Besuch im Biergarten des „Kumpeltreffs“ auf eine Pommes.

Besucher wie Guide hoffen, dass die begleiteten Führungen auf das Stahlgerüst ins feste stadttouristische Programm aufgenommen werden.