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Die Ausschreibung hat noch gar nicht begonnen, und doch tut sich in Sachen Vergabe der Wochenmärkte schon etwas. Zumindest im Hintergrund. Wie sich jetzt herausstellt, hat Bochum Marketing bereits im Vorfeld in mehreren Bezirksvertretungen vorgefühlt. Dass man überlegt, die städtischen Märkte zu übernehmen, ist ein offenes Geheimnis. Neu ist, dass die Geschäftsleitung – Mario Schiefelbein und Thomas Weckermann – bereits das Gespräch mit der Politik vor Ort gesucht hat.

Im Sinne der Bürger handeln

Die AfD wittert Wettbewerbsverzerrung. Und stellt in einem Schreiben an die Redaktion die Frage: „Handelt es sich um Einflussnahme auf eine Ausschreibung durch den Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH, auf ein Verfahren, an dem er sich selber beteiligen möchte?“ Nein, heißt es dazu von Bochum Marketing. Es stehe noch gar nicht fest, ob man sich an der Ausschreibung beteiligen wolle, sagt Pressesprecher Christian Gerlig auf WAZ-Anfrage. „Es ging allein darum, sich ein Stimmungsbild von den Multiplikatoren einzuholen“, sagt er stellvertretend für Geschäftsführer Mario Schiefelbein, der nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung stand. Von Wettbewerbsverzerrung könne laut Gerlig keine Rede sein: „So ein Gespräch kann ja jeder führen.“

Das sehen auch die Bezirksbürgermeister so. Das Gespräch mit Bochum Marketing, betonen alle, habe außerhalb der Bezirksvertretungssitzung stattgefunden. Andrea Busche (SPD/Bezirk Ost) hatte extra einen Tagesordnungspunkt aus dem nicht-öffentlichen Teil zurückgezogen, „damit alles sauber abläuft.“ Schiefelbein, sagt sie, habe Gesprächsbedarf angemeldet, um zu erfahren, wie die Wünsche vor Ort aussehen. „Wir haben ihm nichts anderes mitgeteilt, als das, was wir in der Bezirksvertretung ohnehin beschlossen haben. Etwa, dass wir Wert darauf legen, dass die privaten Märkte durch eine Privatisierung der städtischen Wochenmärkte nicht verdrängt werden dürfen.“ Dies sei auch alles öffentlich nachzulesen. Andrea Busche betont, dass jeder, der das Gespräch suche, willkommen sei. Auch dieser Austausch werde dann natürlich nicht-öffentlich und außerhalb der Sitzung stattfinden. Gabi Spork (SPD/Bezirk Mitte) kann an dem „informativen Gespräch“ ebenfalls nichts Anrüchiges finden. „Wir als politisches Gremium haben ein großes Interesse daran, die Privatisierung der Wochenmärkte im Sinne der Bürger zu begleiten.“

Wattenscheids Bezirksbürgermeister Manfred Molszich: „Wir sind für jeden, der mit uns reden will, offen. Zunächst gehören aber diese Gespräche in den nicht-öffentlichen Bereich.“