Bochum-Wattenscheid. Der Vatikan lehnt das Segnen von homosexuellen Paaren ab. Als Antwort darauf gibt es nun bundesweit Segnungsfeiern – auch in Bochum-Wattenscheid.

#liebegewinnt – unter diesem Slogan starten am Montag, 10. Mai, bundesweit in den Kirchen online Segnungsgottesdienste für Liebende. Alle Paare, die den Segen für den gemeinsamen Weg erbitten, sind an diesem Tag willkommen. Das gilt ausdrücklich und selbstverständlich auch für Liebende aus gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Die evangelische Kirche Wattenscheid und die katholische Gemeinde St. Maria Magdalena Höntrop laden zu so einem Gottesdienst ein. Und mehr noch: Einige Seelsorger aus Bochum zählen gar zu den Initiatoren der Aktion „#liebegewinnt“.

Bochum: Segen auch für homosexuelle Paare – Wattenscheider Kirchen machen mit

Hintergrund ist die Aussage aus dem Vatikan in Rom vom 15. März, einmal mehr Nein zu Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare zu sagen. „Wir segnen nicht die Sünde“ – das ist aus Sicht der Ideengeber von „#liebegewinnt“ ein Schlag ins Gesicht für Menschen weltweit, die zum Teil ein Leben lang um ihre Art zu lieben ringen und dafür lange genug diskriminiert wurden – auch von der Kirche.

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Es sei auch ein Schlag ins Gesicht für alle Seelsorger und Theologen, die Menschen in entscheidenden Situationen ihres Lebens den Segen Gottes zusagen, den Gott allein schenke. „Zur Realität dieser Kirche gehört bislang, dass eine Segensfeier für homosexuelle Paare und für Menschen, die nach einer zerbrochenen Ehe sich neu verlieben, meist heimlich passieren muss“, heißt es auf der Internetseite. Ein Segen durch die Hintertür jedoch sei beschämend – für die zu Segnenden und für die Kirche.

Aufruf: Möglichst viele kreative Zeichen für die bunte Vielfalt des Lebens

Daher ruft man für den 10. Mai zu einer bundesweiten Segnungsaktion auf, um mit vielen kreativen Zeichen sichtbar zu machen, wie sehr viele Menschen in der Kirche die bunte Vielfalt der verschiedenen Lebensentwürfe und Liebesgeschichten von Menschen als Bereicherung und Segen empfinden. „Paare, die hieran teilnehmen, sollen den Segen bekommen, den Gott ihnen schenken will – ganz ohne Heimlichkeit“, heißt es auf der Internetseite weiter.

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Was allgemein als Auflehnung gegen den Papst verstanden wird, bezeichnet Hans-Werner Thönnes, Pastor der katholischen Gemeinde St. Maria Magdalena in Höntrop, anders: „Aus unserer Sicht ist das eine reine Segensfeier, keine Protestaktion.“ Die Auseinandersetzung mit diesem Thema müsse an anderer Stelle geführt werden. „Und das tun wir.“

Datum bewusst gewählt

Die jetzige Segensaktion wurde bewusst auf den 10. Mai datiert. Dies ist laut ökumenischem Heiligenlexikon einer der Gedenktage des Noah.

„Er ist in der Bibel der Stammvater aller Geschlechter“, wird auf der Internetseite www.liebegewinnt.de erklärt. „Gott sandte ihm den Regenbogen als Zeichen seines Bundes. Der Name Noah bedeutet übersetzt: der Ruhe Bringende, der Tröster.“

Der Segnungsgottesdienst der beiden Wattenscheider Kirchen beginnt am Montag, 10. Mai, um 19 Uhr und findet digital über Zoom statt. Alle angemeldeten Teilnehmer erhalten frühzeitig einen Link zum Zoom-Meeting per E-Mail zugeschickt. Registrieren kann man sich hier.

So wie Rom denke die katholische Kirche in Bochum und Wattenscheid in dieser Sache ohnehin nicht. „Wir segnen schon lange auch gleichgeschlechtliche Paare“, stellt Pastor Thönnes klar. „Es gibt aus unserer Sicht keinen ersichtlichen Grund, diesen Menschen den Segen zu verweigern.“

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Thönnes gehört zu den Seelsorgern, die die Aktion „#liebegewinnt“ ins Leben gerufen haben. Ebenso wie Uwe Gerstenkorn von der evangelischen Kirche Wattenscheid. Gemeinsam, also ökumenisch, segne man bereits seit 2019 Paare, zuletzt jeweils zum Valentinstag am 14. Februar.

Gerstenkorn spricht im Gegensatz zu seinem Kollegen Thönnes allerdings durchaus davon, dass man ein Zeichen setzen wolle. „Liebe ist, was über allem steht. Da sind aus Gottes Sicht keine Grenzen gesetzt.“