Die Begräbnisstätte in Wattenscheid-Leithe steht nach gut 100 Jahren vor Veränderungen. Ein Erinnerungsplatz soll hier bald entstehen.
Nüchterne Zahlen treffen auf Erinnerungen und Emotionen, gerade auf dem Friedhof. Schon vor zehn Jahren stufte die Stadtverwaltung die Begräbnisstätte in Leithe zwischen Kemna- und Bertramstraße als auslaufend ein, weil hier wie in Günnigfeld etwa weniger als 50 Bestattungen im Jahr gezählt wurden. Die Rechte an bestehenden Gräbern, etwa Familiengruften, sind davon unberührt geblieben. Es werden nur keine neuen auf der gut 2,5 Hektar großen Anlage mehr durchgeführt, deren Ursprung auf das frühe 20. Jahrhundert zurückgeht.
Vergessen ist er dadurch längst nicht, weder bei den Angehörigen und Anwohnern am westlichen Ende Wattenscheids. Auch nicht bei der Fachabteilung im Technischen Betrieb der Stadt. Sie hat nachdrücklich auf eine Anfrage zum Pflegezustand dargestellt, der Friedhof Leithe sei sehr wohl in zufriedenstellendem Zustand, vergleichbar mit dem Pflegezustand anderer städtischer Friedhöfe. Er werde regelmäßigen Pflegedurchgängen unterzogen und es lägen keine Beschwerden vor.
Neues Konzept geht auch Wattenscheid an
So ist etwa auf dem Friedhof in Hamme an der Lohstraße Kritik über ausbleibende Pflege aufgekommen. Allerdings gab es dort auch ein Konzept, den Friedhof allmählich in einen "Mitmachpark" als Begegnungsort für den Stadtteil werden zu lassen.
Ein Verfahren, dass für Leithe noch nicht abgeschlossen und auch politisch noch nicht auf den Weg gebracht ist. Bei der anstehenden Neuorganisation in den Technischen Diensten sollen die Friedhöfe stadtweit neu eingestuft werden.
Natürliche Entwicklung der Flächen
In der Umsetzung dieses Friedhofsentwicklungsprogramms können Flächen, die nicht mehr für Bestattungen benötigt werden, einer natürlichen (Rück-)Entwicklung zugeführt werden. Das Hauptaugenmerk der Friedhofsunterhaltung soll dann auf den pflegintensiven „Kernbereiche“ liegen, die durch diese Maßnahmen an Attraktivität gewinnen sollen. Damit einher gehend würden auch Personal und Haushaltsmittel eingesetzt.
Eine Erhöhung der Ressourcen für die pflegeintensiven Arbeiten auf den Friedhöfen in den Etatberatungen ist vorgesehen, um ein insgesamt auf allen Friedhöfen zufriedenstellendes Erscheinungsbild sicherzustellen.
Gärtner sind jetzt verstärkt im Einsatz
Sehr viel handfester ist das Vorgehen von zwei Trupps für das Erscheinungsbild des Leither Friedhofs mit dem zaghaft einziehenden Frühling. Eine Kolonne der Gelsenkirchener Gafög, der GmbH mit Projekten für Langzeitarbeitslose, ist dabei, die Wege und Begrenzungen auf Anlagen vom Bewuchs zu befreien. Im Auftrag der Stadtverwaltung übernimmt sie das inzwischen auch in Eppendorf, Dahlhausen oder auf dem Tippelsberg, berichtet eine Mitarbeiterin, auf ihre Harke gestützt.
"Für die Privatgräber können die ja nichts", weist außerdem Carmen Eleouamari eine Kritik an fehlender Pflege durch die Stadt zurück. Etwa 30 dieser Gräber überarbeitet sie hier mit ihren Kollegen des Wattenscheider Betriebs Menzel. Die späten Fröste in diesem Jahr haben auch den Kalender der Friedhofsgärtner durcheinander gebracht.
Bienenwiesen wären möglich
Für die nicht mehr belegten freien Flächen kann sie sich gut vorstellen, regelrechte Bienenwiesen wie auf dem evangelischen Friedhof an der Westenfelder Straße anzulegen. "Nur noch ein- oder zweimal im Jahr mähen, das kommt dann wieder", meint sie blinzelnd. "Also, ungepflegt, nö", kommentiert sie grundsätzlich. Als störend kann sie hier eigentlich nur die Privatleute empfinden, die mit dem Auto auf den Friedhof kommen und so den Arbeitern den Weg versperren.
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Info: Trauerhalle vor drei Jahren abgerissen
Die Friedhofsgebäude einschließlich der Trauerhalle wurden im Jahr 2018 abgerissen, die Glocke gesichert und eingelagert. Vor Ort verblieben ist nur ein eingezäunter Platz mit einem Holzschuppen als Lager für Arbeitsgeräte. Das ehemalige Friedhofsverwalterhaus derzeit vermietet.
Zum Gedenken an die historische Trauerhalle ist an dieser Stelle hinter der Johanneskirche ein Erinnerungsplatz geplant, der wohl in diesem Jahr fertiggestellt werden kann. Dazu erhält die Bezirksvertretung Wattenscheid gesondert Nachricht.