Wattenscheid-Mitte. Leerstände und Billigläden: In Wattenscheids Innenstadt wachsen die Probleme. Auch NRW-Fördergelder sollen helfen. Man kann sich dafür bewerben.

Die Wattenscheider Innenstadt ist unübersehbar im Wandel – mit oft negativen Folgen. Das Bochumer Stadtplanungsamt spricht in seiner Januar-Mitteilung an die Bezirksvertretung „von einem zunehmenden Funktions- und Bedeutungsverlust aufgrund von diversen Herausforderungen, wie viele andere Stadt(teil)zentren auch“. Die ungünstigen Rahmenbedingungen für Dienstleister und Einzelhandel zeigten sich vor allem im Rückgang von Filialisten und Facheinzelhändlern. Zugleich nimmt die Zahl der Leerstände (derzeit rund 20) und Billigläden zu; außerdem zeigen sich einige Bereiche „baulich verwahrlost“. Durch die Coronakrise wird eine Verschärfung der bereits angespannten Lage erwartet. Insgesamt ein „Trading-Down-Prozess“, den es aufzuhalten gelte.

Leerstände und Billigläden in Wattenscheid-City

Das Land NRW hat im Sommer 2020 ein Sofortprogramm für die Innenstädte und Zentren herausgebracht, um der Verödung von Stadtkernen mit neuen immobilienwirtschaftlichen Mitteln vorzubeugen. Ziel sei, die Innenstädte als „multifunktionale Orte für Handel, Dienstleistungen, Wohnen, Kultur, Bildung und Freizeit zu stärken“. Die Stadt Bochum hat sich mit einem detaillierten Konzept um diese Fördermittel beworben und für die Wattenscheider Innenstadt eine Bewilligung für Zuschüsse in Höhe von fast 200.000 Euro für drei Jahre bis Ende 2023 erhalten. Zusätzlich mit dem kommunalen Eigenanteil (10 Prozent) stehen so 214.500 Euro zur Verfügung.

WAT-Werbegemeinschaft fordert nachhaltige Maßnahmen

Für Wolfgang Dressler, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Wattenscheid, geht das Sofortprogramm in die richtige Richtung und sei zu begrüßen: „Allerdings ist es als Ergänzung zum laufenden Stadterneuerungsprozess vor dem Hintergrund der gravierenden derzeitigen und kommenden Folgen der Coronakrise, die die Lage weiter verschärfen wird, ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Er befürchtet, dass die Maßnahmen nur kurzfristig wirken.

Nachhaltige und langfristig wirkende Aufwertungsmaßnahmen seien für die Innenstadt wichtig, um auch effektiv mit Blick auf die Zukunft zu wirken.

„Die Coronakrise hat den Onlinehandel beflügelt und wird den vertrauten Einzelhandel stark verändern. Der muss sich teils neu aufstellen und braucht dabei Unterstützung“, so Dressler.

WAT-Innenstadt attraktiver machen

„Das Sofortprogramm soll den bereits laufenden Stadterneuerungsprozess vor Ort insbesondere im Bereich der Innenstadt unterstützen“, so Wattenscheids Citymanagerin Marion Drewski. Die Förderung ermögliche der Stadt Bochum die zeitweise Anmietung von Leerständen unter vergünstigten Mietkonditionen und die Weitervermietung an potenzielle Nutzer, die sich so mit geringerem wirtschaftlichen Risiko in der Wattenscheider Innenstadt ausprobieren können.

Von Kultur über Handwerk bis Gesundheit

Für den „Verfügungsfonds Anmietung“ stehen pro Jahr dreimal 31.600 Euro bereit. Leerstände sollen damit „aktiviert“ werden. Mit einer Belebungsstrategie sollen neue Nutzungs- und Geschäftskonzepte erprobt werden – ein neuer Nutzungsmix und neue Impulse sollen die Innenstadt attraktiver machen. Leerstände könnten laut Stadt u.a. durch folgende Nutzungen mit Leben gefüllt werden: gesundheitsbezogene Dienstleistungen, Kulturläden (kreative und kulturwirtschaftliche Inhalte), urbane Produktion/Schaufenster für WAT-Handwerksbetriebe, Starthilfe für Gründer, spezialisierte (gastronomische) Angebote, Regal-Laden für Wattenscheider/innen.

Die beiden weiteren Förderbausteine sind: „Anstoß Zentrenmanagement und Innenstadt-Verfügungsfonds“ (insgesamt 100.000 Euro) und „Abwicklungskosten“ (19.500 Euro). Sie sollen vor dem Hintergrund der Coronalage die Aktivitäten zur Innenstadtentwicklung über die bisherigen Stadterneuerungsmaßnahmen hinaus verstärken und den „Verfügungsfonds Anmietung“ unterstützend begleiten.

Interessenten können sich bewerben

In einer zweijährigen Probephase sollen sich die Nachnutzungen im besten Falle langfristig etablieren. Eine Weitervermietung für frequenzbringende Angebote – etwa kreative und kulturwirtschaftliche Nutzungen, gastronomische und soziale Projekte, Bildungsangebote und Kinderbetreuung, Start-ups oder ganz neue Konzepte – sei denkbar. Immobilieneigentümer, Vermieter sowie interessierte Nachnutzer können sich mit ihren Ideen beim Citymanagement Wattenscheid melden. Das „Sofortprogramm Innenstadt“ läuft bis Ende 2023. Eine Frist für Bewerbungen gibt es innerhalb dieser Laufzeit nicht.

Ideen gewünscht

Weitere Informationen zu den Rahmenbedingungen, die ein leerstehendes Ladenlokal erfüllen muss, sowie zu den Voraussetzungen für eine Förderung gibt es ebenfalls unter www.wat-bewegen.de/sofortprogramm-innenstadt/ und bei Citymanagerin Marion Drewski per E-Mail unter drewski@bochum-marketing.de oder Tel. 02327 / 919 7930. Der „Konzentrationsbereich“ für das Sonderprogramm entlang der Ost-/Hochstraße erstreckt sich vom Gertrudiscenter bis zur Post und von der Friedrich-Ebert-/Voedestraße bis zur „kleinen“ Westenfelder Straße.

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