Wattenscheid-Leithe. Karin Jericho und ihr Team auf dem Wattenscheider Gnadenhof bekamen viele Versprechen und wenig Hilfe. Jetzt hoffen sie auf die Kalender-Aktion.

In diesem Jahr ist es knüppeldick gekommen für den Gnadenhof an der Leithestraße. Als ob die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht genug wären, trifft es auch die Tiere. Vor allem aber weiß die Gnadenhof-Leiterin Karin Jericho noch immer nicht so recht, wie sie mit vielen Hilfsversprechen umgehen soll, die gerade in diesem Jahr nicht eingehalten worden sind.

Das vielleicht größte „Sorgenkind“ ist im Moment Rosi. Das Pferd ist unglücklich gefallen und hat sich am Knie verletzt. „Die steht im Moment in der Klinik“, beginnt Karin Jericho zu erzählen, „und das werden wohl mindestens 2500 Euro für die Behandlung“. Ein Seufzen später: „Die kriegen wir nicht mal so eben rein“, auch nicht über die Wichtel-Verkaufsaktion, für die die Helfer an der Leithestraße eifrig Zweige originell zusammenbinden und zur Adventsdeko umwandeln.

Die drei Gänse sind auch vor Weihnachten sicher auf dem Gnadenhof an der Leithestraße in Wattenscheid.
Die drei Gänse sind auch vor Weihnachten sicher auf dem Gnadenhof an der Leithestraße in Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Für die Frostnächte müssendie Tiere in den Stall

Es kommt noch dazu, dass Rosi dann das Gelenk schonen muss. „Aber die macht richtig Ärger, will partout nicht auf den Hänger“, erzählt Jericho, „wie sollen wir die denn wieder hierhin kriegen?“ Auch bei der Ausstattung des Gnadenhofs wird es langsam schwierig, wenn die Nächte frostig werden.

„Wir warten auf Holzhäcksel für die Ställe, die waren versprochen“, denn noch sind die Tiere in der Nacht draußen, müssen sich aber in der Kälte langsam auch hinlegen können. Zum Abstreuen fehlt Sand, „der war auch schon zugesagt, der Lkw-Fahrer hat sich das Gelände schon angesehen, meinte, das kann er.“

Der Gnadenhof ist autark, Strom- und Wasseranschluss gibt’s hier nicht. „Da fehlen Batterien, die wir über die Solarpaneele laden können.“ Den Pferdemist, und da kommen einige Schubkarren voll zusammen, können sie nicht mehr einfach aufs Land bringen, sammeln ihn in ausgedienten Klein-Swimmingpools aus Folie.

Ein bunter Mix aus Pferden, Ziegen und Gänsen hofft auf dem Wattenscheider Gnadenhof auf Unterstützung.
Ein bunter Mix aus Pferden, Ziegen und Gänsen hofft auf dem Wattenscheider Gnadenhof auf Unterstützung. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Der Tierarzt ist hier oft gefragt

„Es haben sich so viele gemeldet und wollten vorbeikommen, helfen, und dann war nix. Viele Versprechen sind einfach nicht eingehalten worden“, meint Jericho trübsinnig. Dabei reißen die Hiobs-Botschaften von der vierbeinigen und vielköpfigen Schar nicht ab.

Speedy, ein Gemütspferd, dessen Name sicher nur ironisch ist, denn Tempo glaubt man ihm bestimmt nicht, zuckt zurück, wenn man ihm über den Nacken streicht: „Eine Stoffwechsel-Krankheit“ hat der Tierarzt festgestellt, aber der Fuchs muss deswegen eigentlich ständig bewegt werden.

Info und Kontakt

Das Team des Gnadenhofs bastelt zurzeit auch fleißig Weihnachtswichtel, die zur Unterstützung des Unterhalts verkauft werden.

Info und Bestellung entweder über die Homepage https://www.gnadenhof-wattenscheid.de/, im Shop oder auch per Telefon bei Karin Jericho unter 0178 6076956 . Mehr auch auf Facebook.

Bei den kleineren, den Shetland-Ponys Manitou und Black Beauty, ist es die Huf-Rehe, die den Tieren Schmerzen und den Betreuerinnen Kummer bringt, eine Entzündung, die schnell behandelt werden muss.

Damit nicht genug, denn Karin Jericho weiß auch nicht, wie es mit dem Gelände hier weitergeht. Ein Streifen gehört der Stadt Bochum, der Pachtvertrag läuft bis 2021. „Bei dem allen sind wir hier wirklich jetzt auf Null, durch Corona konnten wir ja noch nicht einmal Ponyreiten für die Kinder anbieten.“