Bochum-Wattenscheid. Kabarettist Jürgen Dieckmann läuft wieder heiß. In Wattenscheid präsentiert er sein neues Programm und nimmt sich auch die (Lokal-)Politik vor.

„Die besten Sachen kann man sich nicht ausdenken“, schlussfolgert der Wattenscheider Kabarettist Jürgen Dieckmann. Die gibt’s eben frei Haus. Von der Stadt, vom Land, vom Bund oder der Weltpolitik. Allein bei solchen Gedanken wird Künstler Dieckmann ganz bescheiden und richtet sein literarisch-politisches Brennglas auf die Protagonisten an den globalen Spitzen: „Da laufen die echten Kabarettisten ‘rum. Und Karikaturen.“

Dieckmann nimmt also Anlauf, das Ziel ist wie gewohnt das „Charivari“. Dort feiert auch sein 17. Solo-Programm „...aber sonst gesund“ am 1. November Premiere. Der Titel sagt schon einiges: „Natürlich ist es beeinflusst durch Corona. Das geht ja leider gar nicht anders, wenn man aktuell bleiben will.“

Besser Maske als Zettel am Zeh

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Beim Thema angekommen, schnellt Dieckmanns Puls erstmals in die Höhe: „Wenn ich sehe, wie gleichgültig manche Leute sind, keine Maske oder sie zweckentfremdet als Kinnschutz tragen, dann sage ich gern: Lieber mal fünf Minuten die Maske im Gesicht, als später einen Zettel am Zeh. Man wird ja wohl einfachste AHA-Regeln noch einhalten können.“

Der Vorverkauf hat begonnen

Sein 17. Soloprogramm mit Lyrik, Lachern und Lei(d)tartikeln präsentiert Jürgen Dieckmann am 1. November (Sonntag) im „Charivari“ im Gastro 09 (Paul-Cohn-Haus) an der Berliner Straße 41. Einlass ist um 18 Uhr, Beginn um 19 Uhr.

Karten sind im Vorverkauf für 12 Euro erhältlich: im Charivari selbst und bei „Conrads Reisebüro Lotto G. Keyser“ am August-Bebel-Platz 10. Corona-bedingt ist das Platzangebot begrenzt.

So wird es natürlich auch im „Charivari“ gehandhabt: „Wir achten auf alles, sorgen für eine gute Lüftung, ausreichend Abstand zwischen den Plätzen und begrenzen die Zuschauerzahl.“ Und es wird erfasst, wer den Kabarett-Abend besucht. Dieckmann ganz pragmatisch: „Wer das nicht möchte, der soll nicht kommen, so einfach ist das. Die Leute quatschen von Datenschutz, werfen den Kassiererinnen aber sofort ihre Punkte-Sammel-Karten entgegen.“

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Für die Gastronomie hat Dieckmann einen Vorschlag, um Einträge und Adressen von Peter Pan, Darth Vader und Co zu vermeiden: „Wer die richtige Anschrift haben möchte, der soll die Listen einfach an ein Gewinnspiel knüpfen. Mit ‘ner Flasche Whiskey umsonst kann man die Leute sicherlich locken.“

Keine Pause für die Politik

Sein 17. Soloprogramm ist zwar geprägt durch die Pandemie, Covid soll aber nicht alle Inhalte diktieren. „Es heißt ja nicht ‘Corona!’, denn auch ich kann es mittlerweile zum Teil nicht mehr hören.“ Genügend Material bekommt er ja auch geliefert: „Die Lokalwahl wird natürlich Thema sein, unsere Landesregierung, die CDU-Spitze und diverse Kanzlerkandidaten. Und an der Intelligenzbestie aus den USA komme ich auch nicht vorbei.“

Aktuell wird’s also, auf Bewährtes setzt Dieckmann allerdings auch: „Man muss das Rad nicht neu erfinden. 2018 hieß mein Programm ,Verrückte führen Blinde’, ein Zitat aus Shakespeares ,König Lear’. Erstmals aufgeführt im Jahr 1606, noch immer passend.“

Im Wohnzimmer weitermachen

Ganz ernst wird Jürgen Dieckmann, wenn er auf 2020 blickt: „Ich habe meine 27-jährige Tochter beerdigen müssen. Es reicht für dieses Jahr. Jemima aber hätte gewollt, dass ich weitermache.“ Also tut es der Wahl-Wattenscheider wieder in seinem Wohnzimmer, dass er einst aus beruflichen Gründen bezogen hat: „Ich wohne hier durch Steilmann, war 30 Jahre im Unternehmen bis zur bitteren Abwicklung. Hier ist mittlerweile auch mein Lebensmittelpunkt – auch wenn ich gebürtiger Bochumer bin.“

Das Haar „platinblond“

62 Jahre alt ist Dieckmann mittlerweile, trägt sein Haar „platinblond“ und holt noch eine Randnotiz aus der Fußball-Gedächtnis-Kiste: „Ich bin Jahrgang 1958 – Schalkes bisher letzte Deutsche Meisterschaft. Man muss halt auch mal warten können“, scherzt Dieckmann und fügt an: „Generell bin ich dem VfL und der SGW verbunden, also ein potenzieller Infarktkandidat. Aber sonst gesund.“

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