Bochum-Wattenscheid. . Bis Montag entscheidet sich das Schicksal der SG Wattenscheid 09. Ganz Fußball-Bochum bangt mit dem Traditionsverein. Die Stadt sichert Hilfe zu.
Kurz vor Ablauf der Spendenfrist nimmt ganz Fußball-Bochum Anteil am Überlebenskampf der SG Wattenscheid 09. Dabei meldet sich erstmals auch die Stadtspitze zu Wort. „Wir beobachten die Entwicklung sehr aufmerksam und sind tief beeindruckt von den vielfältigen Hilfsangeboten aus der gesamten Region“, erklärt Sportdezernent Dietmar Dieckmann. „Wir sind im Gespräch mit dem Verein und unterstützen, wo wir können.“
220.000 Euro fehlen zur Rettung
Noch bis Montag hat der Fußball-Regionalligist Zeit, 350.000 Euro für die Finanzierung der Restsaison aufzutreiben. Sonst droht die Insolvenz – und nach 110 Jahren das Aus für den Traditionsverein mit seinen rund 1000 Mitgliedern. Knapp 130.000 Euro, zugesagt von 1902 Unterstützern, wies das Crowdfunding-Konto bis Freitag auf.
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Die Hoffnung schwindet, dass es gelingt, weitere 220.000 Euro auf den letzten Metern zu generieren. Obwohl am Donnerstagabend 250 Fans bei einer Mahnwache am Lohrheidestadion aufmarschierten. Obwohl mit Ex-Schalke-Präsident Josef Schnusenberg eine gut vernetzte Branchengröße kurzfristig seine Hilfe zugesichert hat.
VfL bietet Hilfe an
Das hat auch der VfL Bochum getan. Auf WAZ-Anfrage bestätigt Sprecher Jens Fricke, dass der Zweitligist zum Start der Spendenkampagne im Dezember einen Brief an die 09-Geschäftsführung gerichtet hat. „Wir haben darin unsere Gesprächsbereitschaft signalisiert. Denn selbstverständlich werden wir Unterstützung leisten, wenn die gewollt ist“, so Fricke.
Das könne zwar kein Geld sein: „Das haben wir selbst bitter nötig.“ Denkbar sei aber ein Benefiz-Testspiel. Die SGW zeigt sich offen für die blau-weiße Offerte. „Wir werden uns etwas gemeinsam überlegen, wenn wir wissen, ob und wie es weitergeht“, sagt 09-Sprecher Daniel Knorr. Für ein Wohltätigkeitsspiel noch vor dem Start der Zweitliga-Rückrunde Ende Januar dürfte es jedoch zu spät sein.
Pohl: „Nicht überlebensfähig“
Deutliche Worte findet Bochums bekanntester Fußballreporter Günther Pohl. „Wenn man Tradition und Emotion weglässt, muss man feststellen, dass der Klub in der Regionalliga nicht überlebensfähig ist.“ Es fehle sowohl an Sponsoren als auch an Fans. „Die Wattenscheider lieben ihren Verein, unterstützen ihn – anders als beim VfL – aber nicht“, sagt der Journalist.
250 Fans kommen zur Mahnwache
Das Zuschaueraufkommen reiche allenfalls für die Landesliga. Mangels Perspektive sei die Spendenkampagne „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Und: „Es ist immer schwer, wenn ein Verein einer Person ausgeliefert ist.“ Gemeint ist der umstrittene Aufsichtsratsvorsitzende Oguzhan Can.
Derweil macht Oberbürgermeister Thomas Eiskirch den Schwarz-Weißen Mut: „Noch drei Tage. Ich drücke der SG Wattenscheid und ihren Fans die Daumen, dass es gelingt, im Spiel zu bleiben!“