Wattenscheid. . Kabarettist Jürgen A. Dieckmann präsentiert sein neues Solo-Programm „Verrückte führen Blinde“. Politik und Sport kriegen mächtig ihr Fett weg.

Jeder, dem der Schuh passt, der zieht ihn sich an. Na, das ist ja mal eine Ansage. Und genau diese macht der Wattenscheider Kabarettist Jürgen A. (für Alexander) Dieckmann in und mit seinem neuen – dem mittlerweile 15. – Solo-Programm unter dem Motto „Verrückte führen Blinde“. Wer damit gemeint ist? „Das sage ich doch. Jeder, dem der Schuh passt.“ Premiere feiert Dieckmann am 1. November um 19 Uhr (Einlass 18 Uhr) im „Gastro 09 – Charivari“, bei Manni und Moni Ortmann, Berliner Straße 42.

Flüsterasphalt und Buckelpisten

„Ver­rück­te füh­ren Blin­de“. So heißt es auch in William Sha­ke­speares „Kö­n­ig Lear“. Dieckmann: „Das passt doch genau in unsere Zeit. Im Moment überholen sich die Ereignisse gegenseitig. Ob im Bund, im Land oder in der Kommune.“ Wer Dieckmanns Kabarett kennt, weiß, dass er scharfzüngig mit den Großen und Mächtigen abrechnet. „Mir fehlen ja selten die Worte“, sagt er, „aber Juden in der AfD, dazu kann selbst ich nichts mehr sagen.“

Die Große Koalition, ob Merkel, Seehofer, Nahles (Bätschi!) oder Spahn, jeder kriegt sein Fett weg. Dieckmann, der auf gar keinen Fall als Comedian bezeichnet werden will („ich bin Kabarettist“): „Unser Bundesgesundheitsminister soll sich bloß nicht über den Pflegenotstand in Krankenhäusern oder Altenheimen wundern. Ob er für das Geld die Arbeit leisten würde?“

Auch die Gummi-Gitarre kommt wieder zum Einsatz.
Auch die Gummi-Gitarre kommt wieder zum Einsatz. © Gero Helm

Der Kabarettist würde „über alle Maaßen“ gern auch bei Seehofer im Innenministerium arbeiten, „ich wäre ein personelles Schnäppchen.“ Selbstverständlich nimmt Dieckmann auch die Kommune, die Stadt Bochum, ins Visier. Etwa den Straßen(aus)bau in Wattenscheid: „Wir bekommen Flüsterasphalt auf der Westenfelder Straße, haben aber dafür Buckelpisten auf dem Aschenbruch oder der Propst-Hellmich-Promenade.“

Tickets schon im Vorverkauf zu haben

Eintrittskarten zum Preis von zwölf Euro sind schon jetzt im „Gastro 09 – Charivari“, Berliner Straße 42, zu haben. Der Preis gilt auch für die Abendkasse.

Jürgen Dieckmann, ehemaliger Steilmann-Mitarbeiter: „Ich freue mich, im Gastro 09 aufzutreten. Dort hat Klaus Steilmann 2008 sein 50-jähriges Firmenbestehen gefeiert.“

Aufzüge für den Bahnhof

Und die Deutsche Bahn: „Ich habe am Bahnhof einen Mitarbeiter von Thyssen-Krupp getroffen und fragt, ob sie keine Aufzüge mehr bauen. Ja klar, würden die gebaut. Müssten aber auch bestellt und eingebaut werden.“ Damit schüttet Dieckmann, alter Sozialdemokrat, dem SPD-Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel einen ein, „der 2012 verkündete, sich an einem sanierten Bahnhof mit barrierefreien Zugängen messen lassen zu wollen.“

Auch die SG Wattenscheid 09 muss dran glauben. „Die schaffen es, innerhalb einer Woche vom Fast-Aufsteiger in die Bundesliga zum Absteiger in die Kreisklasse zu kippen.“ Aufs Korn nimmt Dieckmann die UWG/Freie-Bürger-Fusion. „Das ist ein Beispiel dafür, wie Leute an einem Posten kleben, um den Fraktionsstatus zu behalten.“ Gleichfalls kommt der Dauerbrenner Hallenfreibad Höntrop an die Reihe. „Wird das Schwimmbad auch von der Firma errichtet, die den Berliner Flughafen baut? Oder warum soll das Bad erst frühestens Ende 2022 stehen?“

Ein bisschen Charles Aznavour

Das endgültige Programm, so der Kabarettist, „steht erst am Tag der Premiere. Wer weiß, was bis dahin noch alles passiert.“ Jetzt schon klar ist, dass auch „Verrückte führen Blinde“ ohne Gesang und Gummi-Gitarre undenkbar ist. Insofern gibt’s zum Schluss wieder Variationen der deutschen Nationalhymne. „Und vielleicht ein bisschen Charles Aznavour.“