Wattenscheid-Mitte. Der Umbau des Wattenscheider Ehrenmal-Parks und neue Radwege haben zum Wegfall von Parkplätzen geführt. Anwohner fordern Stellplätze.

Es wäre wohl zu schön: Dass bei einem städtischen Bauprojekt alle Seiten zufrieden sind, erscheint in diesen Tagen einmal mehr wie Wunschdenken. Das gilt auch für die Umbauarbeiten im und am Ehrenmalpark. Anwohner der angrenzenden Bahnhofstraße kritisieren: „Durch den neuen Grünstreifen vor dem Park sind über 40 Parkplätze weggefallen“, klagt Milli Häuser. Die Parkplatzsuche sei seitdem eine Katastrophe, ständig drehe man Schleifen durch die Seitenstraßen.

Anwohner sind oft lange auf Parkplatzsuche

Die Anwohner der Bahnhofstraße 26-30 betonen, das „Gehwegparken” auf dem Seitenstreifen gegenüber sei vor dem Umbau erlaubt gewesen, „sie waren mit entsprechenden Schildern seit Jahrzehnten als Stellplätze zugelassen“, betont Milli Häuser stellvertretend für die Anwohner.

„Der neue Radweg soll wohl auf der Straße abgeteilt werden, laut Tiefbauamt. Der neue Grünstreifen ist deshalb viel zu breit. Der neue Gehweg an der Parkseite ist hingegen viel zu schmal. Insbesondere, weil sich dort nicht nur Fußgänger, sondern auch Radfahrer und E-Roller bewegen. Das ist gefährlich.“ Die Anwohner hätten gar nichts gegen neue Radwege, ganz im Gegenteil. Es geht ihnen aber darum, als Ausgleich auch für Anwohnerparkplätze in der Nähe zu sorgen.

Kein Parkraum an den Häusern

Die Bewohner der Bahnhofstraße 26-30 leben in Mehrfamilienhäusern und besitzen kein Eigenheim mit Parkmöglichkeit. Im Zuge des Ehrenmal-Umbaus „wurden uns Mietern der Bahnhofstraße 26-30 alle Parkplätze genommen. Nach vielen Protesten von uns Nachbarn und der Bürgerinitiative an die verantwortlichen Stellen wurde bisher nicht tatkräftig auf uns reagiert bzw. keine Lösung gefunden“. Man sei enttäuscht und derzeit ratlos. „Wir werden aber weiter gegen diese Nichtwahrnehmung arbeiten.“

Das Problem: „Eine Parkmöglichkeit am Bußmannsweg/Berufskolleg bedeutet für uns bis zu 10 Minuten Fußweg und beinhaltet die Überquerung von drei Straßen auf dem Heimweg. Das Ganze mit schweren Einkaufstaschen oder zusätzlich mit Kindertragetaschen/Kinderwagen; und für gehbehinderte und ältere Menschen, die hier leben, ist das noch problematischer.“ Der Parkplatz am Märkischen Gymnasium ist nur bis um 13.30 Uhr gebührenfrei. Man könne nur kurzfristig vor den Häusern parken, um z.B. einen gehbehinderten Menschen abzuholen oder mal Wasserkästen kurz auszuladen. „Da wurden bereits mehrfach Knöllchen vergeben; jeweils über 30 Euro.“

Anwohnerparkplätze nötig

Gefordert werden deshalb „feste“ Anwohnerparkplätze vor der Tür und/oder freie Anwohnerparkausweise für die Fläche an der Propst-Hellmich-Promenade. „Wir haben bereits versucht, einen Bewohnerausweis zu beantragen. Aber die Antwort war: Sie kriegen keinen, da die Ausweise nur bis Hausnummer Bahnhofstraße 14 beantragt werden können. Was soll das bedeuten? Man nimmt uns die Parkplätze weg und gibt uns nicht mal einen Parkausweis gegen Geld?“

„Ein Grünstreifen vor einem Park, das ist doch Hohn“, findet Uwe Kellerhoff. Die Parkraumfrage war bei der Neugestaltung des Parks eher ein Nebenthema. Im Fokus standen vor allem die Aufwertung des ÖPNV, verbesserter Radverkehr und die Verschönerung des Parks mit neuen Wegen, Bänken, Begrünung, Freizeitmöglichkeiten. Vor dem Hintergrund, dass der Klimanotstand ausgerufen wurde, sei es laut Stadtsprecher Peter van Dyk nicht mehr zeitgemäß, „Planungen auf die Bestandswahrung der in der Vergangenheit für den motorisierten Individualverkehr freigehaltenen Flächen auszurichten“.

Nicht in Bilanz einbezogen

Von „über 40 wegfallenden Parkplätzen“ will die Stadt nicht sprechen. „Bei der Betrachtung der Parkplätze können nur solche bilanziert werden, die nach Straßenverkehrsordnung legal genutzt werden können“, teilt Peter van Dyk mit. Verkehrswidrig genutzte Parkplätze, etwa nicht freigegebenes Gehwegparken, gingen nicht mit in die Bilanz ein.

Stadt erstellt ein Verkehrskonzept

Die Stadt verweist auf eine umfangreiche Bürgerbeteiligung mit unterschiedlichen Partizipationsmöglichkeiten; Anwohnerin Mehriban Özdogan sagt aber: „Ich bin bei der Begehung des Parks gewesen. Es ging um Tischtennisplatten und neue Bäume, aber nicht um Parkplätze.“ Sie fordert nun Anwohnerparkplätze.

Die Stadt teilt mit, sie prüfe im Rahmen des laufenden Verkehrskonzeptes auch die Option eines Bewohnerparkgebietes. „Die Erstellung hat gerade begonnen und wird etwa anderthalb Jahre dauern“, heißt es. Mit Ergebnissen sei Ende 2021 zu rechnen.

Die Rechnung der Stadt daher: „Aktuell stehen 48 Stellplätze am Park zur Verfügung, 42 auf dem Bußmanns Weg und sechs weitere nördlich der A40-Brücke.“ Weitere Stellplätze im Bereich der A40-Brücke müssten noch mit Straßenverkehrsbehörde und Polizei abgestimmt werden. Eine einstige Planung von etwa 30 Stellplätzen auf der östlichen Seite der Bahnhofstraße sei aus Sicherheitsgründen abgelehnt worden: „Fahrzeuge müssten rückwärts in den fließenden Verkehr der viel befahrenen Bahnhofstraße fahren, was ein großes Sicherheitsrisiko darstellt“, so die Stadt.

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Um die Radstreifen, die zwischen Propst-Hellmich-Promenade und Fritz-Reuter-Straße entstehen, so sicher wie möglich zu halten, entschied man sich auch gegen einen Kompromiss für Parkplätze mit Sicherheitsstreifen. Er hätte die Radfahrer vor sich öffnenden Autotüren schützen sollen. „Er müsste aufgrund der vorhandenen Querschnittsbreite, nicht auf der Fahrbahn, sondern auf dem Gehweg markiert werden. Erfahrungen zeigen, dass die Markierung auf dem Gehweg sehr oft ignoriert wird und die Gefahren für den Radfahrer so nicht beseitigt werden können“, so die Stadt.

Wunsch: Anwohnerparkplätze

Um die Stellplatzsituation für Anwohner und Berufsschüler zu entspannen, seien auf dem öffentlichen Parkplatz an der Propst-Hellmich-Promenade die Stellplätze unter der Woche zwischen 8 bis 13.30 Uhr ohne Parkgebühr nutzbar.

In den Augen der Anwohner setzt die Stadt die Forderung nach mehr Radwegen dennoch „krampfhaft“ um. „Man kann nicht überall Radwege machen, es braucht eine sinnvolle Endlösung für alle“, sagt Kellerhoff. Neben den fehlenden Parkplätze ärgert die Anwohner die aus ihrer Sicht mangelnde Kommunikation: „Wir wurden nicht gefragt, fühlen uns überrumpelt“, sagen sie.

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