Wattenscheid-Mitte. . Seit zwei Jahren entscheidet der 16-köpfige Stadtteilbeirat, welche Vorschläge realisiert werden. Auch ungewöhnliche Anträge finden Fürsprecher.

Das Programm „Soziale Stadt“ wurde ins Leben gerufen, um Wattenscheid-Mitte nachhaltig nach vorn zu bringen. Dazu gehört auch in hohem Maße die Bürgerbeteiligung. Der Stadtteilbeirat, der vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde, ebnet Projekten den Weg, die den Standort aufwerten.

16 ehrenamtliche Mitglieder vergeben die Mittel des Verfügungsfonds. 80.000 Euro stehen pro Jahr bereit, die von Stadt, Land und Bund kommen. Damit werden Ideen finanziert, die Vereine, Verbände, Nachbarschaften und auch einzelne Bürger vorschlagen. Die Anträge werden im Stadteilbüro gestellt, bevor sie an den Beirat weitergeleitet werden. Daniela Schaefers vom Stadtteilmanagement: „Wir durchleuchten die Ideen der Antragsteller, sehen uns als Berater und Brückenbauer. Der Beirat entscheidet dann, wo Geld hinfließt.“

Beratungspflicht vor der Antragstellung

Viermal pro Jahr kommt der Stadtteilbeirat zusammen, entscheidet pro Sitzung über fünf bis sechs Projektideen. Die nächste Sitzung ist im Februar/März.

Wer einen Antrag stellen will, wendet sich ans Stadtteilmanagement im Stadtteilbüro, Westenfelder Straße 1. Dort gibt es eine erste Beratung.

Beiratsmitglieder sind nicht immer einer Meinung

Von bislang 44 eingereichten Vorschlägen sind 41 bewilligt worden. Die gute Quote heißt aber nicht, dass alle Beiratsmitglieder immer einer Meinung wären. So kann etwa Anwohner Stephan Kreft mit dem Zuschlag für eine Lehrerfortbildung für Parkour (akrobatisches Fortbewegen über urbane Hindernisse) nicht viel anfangen. „Ich weiß nicht, ob das sein muss; so etwas sollte sich doch von selbst entwickeln.“ Aber mit Blick auf die fürs Ehrenmal geplante Parkouranlage sollen nun für 4000 Euro ein Jahr lang 20 Lehrer ausgebildet werden, die Kinder und Jugendliche schulen. Kraft selbst hat als erster Einzelantragsteller den Zuschlag bekommen für den Orgelspaziergang im Oktober, der auf großen Zuspruch gestoßen war.

Er wurde bei einer der ersten Stadtteilkonferenzen zur Sozialen Stadt auf den Beirat aufmerksam. „Ich fand die Idee gut, dass sich Bürger beteiligen können und habe mich beworben. Dass ist in den Kreis aufgenommen würde, hätte ich nicht erwartet. Ich merke, wir können etwas bewegen.“

Henri Cecatka (18) war Schülersprecher am Märkischen Gymnasium. „Ich hatte schon länger den Wunsch, mich für meinen Stadtteil einzubringen, aber nicht unbedingt parteipolitisch. Im Beirat bin ich zuständig für Jugendthemen. Es macht Spaß; man sieht, welchen Mehrwert der Stadtteil hat.“

Die Antragsteller gehen in Vorleistung

Pro Projekt gibt es 5000 Euro, die nur selten voll ausgeschöpft werden. „Manchmal lässt sich eine Idee für weniger Geld realisieren. Allerdings müssen die Antragsteller in Vorleistung gehen“, erklärt Alexander Kutsch vom Stadtteilmanagement. Gefragt sind Projekte, die die Nachbarschaft stärken, das interkulturelle Zusammenleben fördern, den Ortsteil aufwerten und das Stadtbild verbessern. Beispiele: Am Centrumplatz wurde mit Unterstützung eines Graffiti-Künstlers ein unscheinbares Stromhaus zum Hingucker.

Stadtteilequipment zum kostenlosen Ausleihen

Die vier Quartiershausmeister wurden mit Kluft ausgestattet. Stadtteilequipment, das sich jeder kostenlos ausleihen kann, wie Gartenpavillons, Bierzeltgarnituren, Musikanlage oder Fahrradhelme, lagert am Bußmannsweg. Die Märkische Schule bekam ein Tonstudio, das natürlich auch schulfremde Gruppen nutzen können.