Wattenscheid-Mitte. . Erster ökumenischer Spaziergang führt zu den „königlichen Instrumenten“ in drei Kirchen. Immenses Besucherecho überrascht die Organisatoren.

Kirchenführungen können auch über die Konfessionen hinweg äußerst locker ausfallen, aber: Man war ja schließlich auch unter Nachbarn beim ersten Orgelspaziergang in der Wattenscheider Innenstadt, unterwegs über die Koordinaten Friedenskirche, Alte Kirche und Propstei St. Gertrud.

„WAT bewegen“, das Motto des Programms „Soziale Stadt“, bekam so eine ganz eigene Ausprägung. Vor allem aber stieß die Einladung zu dieser Premiere auf ein ungeahntes Echo, über 50 Besucher waren schon beim Start in der Friedenskirche dabei. Hier lockte auch eine Besonderheit, der markante Turm als „Hidden Place“, als sonst versteckter Ort, war diesmal zur Erkundung freigegeben.

Ehemaliger Pfarrer übernimmt die Moderation

Wilhelm Neuhoff, Pfarrer bis zum Jahr 2000 an dieser Stelle, übernahm die Anfangs-Moderation in dem 1879/80 erbauten evangelischen Gotteshaus. Er beschrieb, dass zu dieser Zeit die Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg von 70/71 noch wach war, und auch hier am Ort von Frieden zwischen Reformierten und Lutheranern kaum die Rede war.

Alte Aufnahmen zeigten die Friedenskirche vor der Renovierung 1966/67.
Alte Aufnahmen zeigten die Friedenskirche vor der Renovierung 1966/67. © Sabine Hahnefeld

Um so mehr freute es ihn, auf die gut gepflegte Nachbarschaft in Wattenscheid hinweisen zu können. Wie 1979, als die Propstei renoviert wurde, und es geradezu selbstverständlich war, für ein Dreivierteljahr „mit den evangelischen Freunden zusammenzurücken. Das war sicher fruchtbar für beide Seiten“, meinte er. Kantor Detlev Bahr nutzte die Möglichkeit, anhand der „kleinen Orgel“ im Kirchenschiff die Eigenheiten dieser „Königin der Instrumente“ im detaillierten Überblick zu präsentieren. Und auch er pflegte den nachbarschaftlichen, lockeren Ton, und meinte gewandt an seinen Kollegen Köster von St. Gertrud: „August, machst Du mal den Motor aus?“

Viele Freiwillige engagieren sich

Stephan Kreft, Mitglied im Verfügungsfonds des Stadtteilprojektes, der den Anstoß für den Spaziergang gegeben hatte, zeigte sich optimistisch nach dem großen Echo und der guten Stimmung, „dass das nicht der letzte Spaziergang dieser Art war“. Die Idee war ihm gekommen, als 40 Jahre Muhleisen-Orgel in der Friedenskirche und 150 Grundsteinlegung in St. Gertrud aufeinander trafen, und er sich fragte: „Geht da noch mehr?“

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Damit stieß er in den Gemeinden und vor allem bei den Kirchenmusikern auf offene Ohren, weshalb er sich bei „so vielen, die freiwillig und mit viel Engagement mitgemacht haben“, bedankte. „Das war völliges Neuland für mich“, zeigte er sich überrascht, „ich kann ja selbst nicht mal Orgel spielen und bin sogar noch in der Gemeinde zugezogen. Und alle hatten mir zum Anfang, so im April ungefähr gesagt: Die paar Leute, die dazu kommen, kennst Du alle persönlich.“

Dabei sind die nachbarschaftlichen Kontakte so schnell geknüpft: Immerhin ist Krefts Tochter Lilly nicht nur Messdienerin, sondern lernt auch das Orgelspiel.