Recklinghausen. . Die Ruhrfestspiele eröffnen am 3. Mai mit Frank Hoffmanns Inszenierung von Gogols „Der Revisor“. Neuer Partner der 66. Auflage der Festspiele ist das Theater Bonn.

„Aber Kasa­tschok tanzen wir nicht“, versichert Jevgenij Sitochin. Wer auf der Bühne von so vielen Pelzmützen, Pelzmänteln – und Cowboystiefeln – umgeben ist, der ahnt eben: Hier könnte Klischee-Verdacht keimen. Das bestätigt auch der Regisseur: „Wo ist der Mensch“, fragt Frank Hoffmann, „der frei von Klischees wäre?“

Im Vorjahr eröffneten die Ruhrfestspiele mit John Malkovich in den „Giacomo Variations“. Die 66. Festival-Auflage importiert den Hauch von Hollywood – mit kleinem Umweg über Australien – erst am 25. Mai mit Cate Blanchett in „Groß und Klein“. So sorgt der Intendant der Ruhrfestspiele 2012 wieder für die Eröffnungs-Inszenierung: mit der frühesten Sternstunde des russischen Theaters.

Ein Russe in einer russischen Komödie

Um die beiden Kontrahenten – Jevgenij Sitochin als falscher Revisor, eigentlich nur ein abgebrannter Kleinstadeliger auf der Durchreise, und Michael Lade als Stadthauptmann – kreist ein kleinstädtisches Typen-Karussell, wie es dem deutschen Publikum ähnlich aus Kleists „Zerbrochenem Krug“ bekannt vorkommt. „Bei Gogol sind alle total sympathisch und nett“, meint der Regisseur. Man hat es sich in den korrupten Kleinstadt-Verhältnissen gemütlich gemacht. Und doch sieht Jevgenij Sitochin seine „Revisor“-Figur „nicht nur als Scharlatan: Er ist auch ein Fremder.“ So wie der 52-Jährige selbst: als Russe in einer russischen Komödie – unter lauter Deutschen und Luxemburgern.

Die Kostümprobe zeigt „eine Ästhetik“, so Frank Hoffmann, „die von Russland herüber weht“. Die Bühne von Christoph Rasche stellt rostbraune Industriekulisse vor einen weiten Landschafts-Prospekt. Andreas Wagners Musikauswahl setzt markige Akzente mit Prokofjew und Schostakowitsch.

Theater Bonn ist neuer Partner

Neben dem Luxemburger Nationaltheater, dem Schauplatz der ersten sechs Probenwochen, ist das Theater Bonn ein neuer Partner der Ruhrfestspiele. Der Regisseur nennt das Bühnenbild vom Rhein „ein Potemkin’sches Dorf“ – und zitiert ironisch den von Zarin Katharina überlieferten Satz: „So sieht Fortschritt aus.“ Die erste Premiere der 66. Ruhrfestspiele wird zeigen, mit welchem poetischen bis Potemkin’schen Charme dieser 176 Jahre junge „Revisor“ sein Publikum umgarnt.