Herten/Mülheim. .
Ein Mann, viel Zivilcourage. Mit einem resoluten Auftritt verhinderte der Hertener Mario Bergermann am gestrigen Mittwochmorgen in Mülheim einen Raubüberfall oder mitunter sogar noch Schlimmeres.
Menschen liegen verletzt in Autowracks, werden getreten, geprügelt, mitunter sogar umgebracht – und andere schauen zu, schauen weg. Aus Angst, aus Unsicherheit, vielleicht sogar aus Desinteresse – wie auch immer.
Immer wieder jedenfalls beklagen Polizei, Feuerwehr und andere Rettungskräfte in den letzten Monaten und Jahren fehlende Zivilcourage im Volk, werben vehement dafür, doch denen zu helfen, die auf Hilfe angewiesen sind. Unterlassene Hilfeleistung ist strafbar – davon ab.
Junger Mann attackiert Senior
Wahrscheinlich hatte Mario Bergermann andere Dinge im Kopf, als er sich am Mittwoch wie an jedem Tag der Woche von Westerholt aus über Recklinghausen nach Mülheim aufmachte. Nach Dümpten, wo der 39-Jährige derzeit an einer beruflichen Qualifizierungsmaßnahme teilnimmt.
Wie an jedem Morgen stand er also auch gestern gegen 7.30 Uhr im Mülheimer Hauptbahnhof und wartete auf die U-Bahn 102, als passierte, was sich im Grunde niemand wünscht. Bergermann bemerkte einen Streit, der sich schnell zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung entwickelte. Ein älterer Herr (71), der von einem jungen Kerl („vielleicht Mitte 20“) erst beschimpft und dann handfest attackiert wurde. „Plötzlich wurde es lauter, sah ich, wie der Junge den Älteren angriff. Es ging um Geld.“
Bergermann überlegte nur kurz, während ein junges Mädchen und ein anderer Mann, die ebenfalls auf die U 102 warteten, wie erstarrt waren. „Lassen Sie den Mann los, sonst rufe ich die Polizei.“ Bergermann sprach den Täter an, laut und direkt, zückte sein Handy und wählte den Notruf.
Übeltäter konnte ermittelt werden
110, das zeigte Wirkung. Der unter Alkohol- und Drogeneinfluss stehende Mann, 32 und bei der Polizei einschlägig bekannt, wie sich später herausstellte, ergriff die Flucht, konnte aufgrund der guten Beschreibung, die Mario Bergermann den wenig später eintreffenden Beamten liefern konnte, aber kurz darauf festgenommen werden.
Der Überfallene kam mit dem Schrecken davon, und auch Bergermann musste noch Stunden später über das Geschehene nachdenken. „Natürlich denkt man auch an sich, weiß nie, ob jemand nicht plötzlich ein Messer zieht.“
Vielleicht hatte Bergermann auch nur Glück, was er tat aber war richtig und wichtig. „Vorbildlich“, nannte es Polizeihauptkommissar Peter Elke. Und der muss es wissen.