Marl.

Die Stadt Marl hat eine für Samstag geplante Facebook-Party offiziell verboten. Laut Einladung sollte die Hamburger Krawall-Fete übertroffen werden. 800 Personen hatten ihre Teilnahme zugesagt. 600 weitere wollten vielleicht kommen.

Am besten wäre schlechtes Wetter, lustlose Jugendliche und eine mangelhafte Kommunikation. Dann hätte sich die Facebook-Party am Samstag, 9. Juli, in Sickingmühle fast von selbst erledigt.

Doch vorsichtshalber greift die Stadt zum Ansammlungsverbot für Gruppierungen und Alkoholverbot unter freiem Himmel.

„Wir haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn sich junge Menschen verabreden und in der Öffentlichkeit feiern“, erklärte gestern Bürgermeister Werner Arndt. Doch als Mitte Juni die Einladung bei Facebook auftauchte, schrillten erst einmal alle Alarmglocken. Schließlich verhieß die Überschrift nichts Gutes: „Richtig Dick Ein Saufen Um Thessa Zu ÜberBieten“. Die Hamburger Krawall-Fete sollte also überboten werden.

Ordnungsamt stellt Schilder auf: „Facebook-Party fällt aus“

800 Facebook-Nutzer sagten ihre Teilnahme zu, 600 wollten vielleicht teilnehmen, 2800 hatten noch nicht geantwortet – da wurde die Seite aus dem Netz genommen und der Account gelöscht.

Eine unkoordinierte Veranstaltung, kein offizieller Einlader, kein Ordnungsdienst, kein Sicherheitskonzept und kein Gelände, das für eine größere Versammlung geeignet ist, fand der Bürgermeister. „Wir können daher nicht ausschließen, dass die Veranstaltung aus dem Ruder läuft. Im Interesse der öffentlichen Sicherheit wird die Veranstaltung verboten.

„Wir wollen gar nicht erst, dass die Besucher in das Gelände reingehen“, erläutert der Leiter des Ordnungsamtes, Peter Mühlenberg, das Konzept. Weil Sickingmühle von Norden (Lippe) und West (Chemiepark) unerreichbar ist, bleiben nur noch ein halbes Dutzend Zuwegungen, die am Samstag mit einem kleinen Schild versehen werden: „Facebook-Party fällt aus“. Gleichzeitig werden Polizei und Ordnungsamt an den Zugängen Kontrollen durchführen, auf der Marler Straße (am Südrand) gilt Tempo 30.

Rathaus hat Anfrage an Facebook gestellt

„Wir haben nichts gegen die Grillparty im Garten“, betont auch Mühlenberg. Aber 800 Menschen auf einem kleinen Gelände am Kanal, das sei doch schon bedenklich. Bewohner der Zugangswege haben Angst vor Vandalismus, berichtet Arndt. Die Wasserschutzpolizei wird den Kanal vom AV-Hafen bis zur Lippramsdorfer Straße kontrollieren. Unter Alkohol könnten Jugendliche noch leichtsinniger und zu akut gefährdeten Brückenspringern werden.

Welche Verantwortung der junge Mann aus Marl (unter 20 Jahre) hat, das wird noch geprüft. Mit ihm hat die Stadt Kontakt, er hatte die Einladung „nur“ weitergeleitet. Wer der ursprüngliche Einlader ist, das will das Rathaus nun von Facebook wissen. Eine Anfrage sei gestartet, das Unternehmen habe sich zunächst einmal kooperativ gezeigt. Facebook sei nicht daran interessiert, in Gewalt-Skandale hereingezogen zu werden, so Arndt.