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Bisher war nur der Girls’ Day vielen ein Begriff. Mittlerweile wurde er zum Boys’ und Girls’ Day ausgeweitet. Nicht ohne Grund glaubt Nicole Gossart von der Agentur für Arbeit in Recklinghausen.
Die „Age“ war am Donnerstag Organisatorin mit dem Wunsch, im Berufsinformationszentrum in der Görres-straße die stereotype Berufsausbildung aufzuweichen, Jungs und Mädels für sie untypische Berufe näher zu bringen, Schüler und Arbeitnehmer zusammenzubringen. „Wir sind so weit, dass Jungen zu Verlierern werden, wenn man sie nicht fördert.“ Trotz der Debatte um eine gesetzliche Frauenquote in Unternehmen dürfte man Jungs nicht aus den Augen verlieren. „Problemfälle sind häufig die Jungen, nicht die Mädchen“, betont Gossart.
Beim Versuch, junge Männer für bisherige Frauenberufe zu begeistern, frisierten diese etwa Kunststoff-Köpfe. Oder ließen sich Kosmetikprodukte am blumig duftenden Stand von einer Drogistin erklären. Mit von der Partie waren Ausbilder aus dem Bäckerhandwerk, Altenpfleger und Erzieher. Jeweils 60 Schülerinnen und Schüler durften beim dreiminütigem Speed-Dating untypische Arbeitsplätze kennen lernen und mit einem Praktikum liebäugeln.
Bei manchen blieb etwas hängen: Tobias Wiemann interessiert sich für ein Praktikum bei der Arbeitsförderung, Devin Bolle möchte einen Blick auf die Drogeriemarktkette DM werfen.
Technik-Parcours zur Orientierung
Den bundesweiten Girls’ und Boys’ Day erlebten nicht nur die Recklinghäuser Schüler. In Herten hat Nanni Meyer-Knees von der städtischen Beschäftigungsförderung den „Girls’ Day“, zum zweiten Mal mit Jungs, organisiert. „Dem Bürgermeister ist der Übergang Schule-Beruf wichtig, darum führen wir die Aktion am Theodor-Heuss-Gymnasium durch“, erklärte Meyer-Knees. Die Idee: Ein Technik-Parcours, den 440 Mädchen und Jungen von fünf weiterführenden Schulen durchlaufen sollten. Sinn der Sache war, Interessen und Fähigkeiten zu entdecken, „eine Vorstufe zum Betrieb“, erläuterte Meyer-Knees. So wird mit einfachen Methoden wie Tisch decken, Löten oder Treppenbau getestet, ob der Nachwuchs eher im Handwerk klarkommen würde oder als Mechatroniker, in der Elektronik, IT, Gastronomie, Logistik oder als Ingenieur.
In Waltrop versuchte Bestatter Sascha Müller, die Frauenquote aufzubessern. Nach Berlin lud die SPD ein. Dort begleitete die Marler Schülerin Juliane Großmann den Abgeordneten Michael Groß. Die Zeiten von Männern im Raucherzimmer, die über Politik schwadronieren, sind vorbei. Aber die Frauen fehlten immer noch in den politischen Führungspositionen. Der Energiekonzern RWE in Recklinghausen bekam Besuch von 120 Mädchen aus Recklinghäuser Schulen. RWE und beteiligte Unternehmen am Girls’ Day sind sich einig: Weibliche Azubis haben gleiche Fähigkeiten wie männliche.