Haltern am See. .
„Ich liebe dieses Plakat“, ruft Eveline Brinkert-Fimpeler und hängt es für den Fototermin an die Wand. Das Plakat zeigt „ihre“ Flaesheimer. „Die sind echt lecker“, schwärmt sie. Gebacken aus Weizengrieß, haben die Brötchen schon die EU-Abgeordneten in Brüssel begeistert.
Das Plakat hat sie entworfen, das Motiv „Wesel-Datteln-Kanal im Sonnenuntergang“ selbst fotografiert.
Selbst ist die Frau. Das ist das Lebensmotto der Halterner Unternehmerin. So viel Eigeninitiative passt in ihr neues Amt. Kürzlich ist Eveline Brinkert zur Europäischen Unternehmensbotschafterin nominiert worden. Sie ist eine von 250 Frauen, die in den EU-Staaten durch gezielte Informationen Frauen für eine Existenzgründung begeistern und gewinnen sollen.
Europaweit werden rund 30 Prozent der Unternehmen von Frauen geführt. „Zu wenig“, sagt die Halternerin. „Wir brauchen mehr Existenzgründerinnen.“ Gerade in den kleinen mittelständischen Betrieben entstünden Arbeitsplätze, würden Jugendliche ausgebildet, werde Know How entwickelt. Vor allem im nördlichen Ruhrgebiet, „in der gebeutelten Region“, wie sie sagt, seien Existenzgründungen wichtig.
EU-weite Untersuchungen belegen: Von Frauen gegründete Unternehmen sind kleiner, aber überlebensfähiger. Deshalb sollen die Unternehmensbotschafterinnen in Schulen, an Hochschulen oder zu Veranstaltungen gehen, um Mädchen und Frauen Mut zu machen, diesen Berufsweg in Betracht zu ziehen. „Wir Unternehmerinnen sollen zeigen, dass der Spagat zwischen Selbstständigkeit und Familie zu schaffen ist“, beschreibt Brinkert-Fimpeler den Auftrag, den Brüssel den 250 Frauen mit auf den Weg gab. Vor allem für Handwerksmeisterinnen sei es schwer, „Job und Familie unter einen Hut zu bringen.“ Das weiß sie aus eigener Erfahrung.
Mit „Durchsetzungsvermögen und einer positive Grundeinstellung“ hat sie es „geschafft“. Das ist ihr Geheimrezept. Natürlich müssten die Rahmenbedingungen stimmen. „Die Familie muss mitziehen.“ Sie ist in eine Handwerkerfamilie geboren, „und gegen die Wiege kann man nichts machen.“ Der Vater hatte einen Malerbetrieb in Haltern am See, die Mutter war Schneidermeisterin. Der Tradition in mittelständischen Familienbetrieben folgend übernahm der Sohn den elterlichen Betrieb, die Tochter machte eine Ausbildung als Bankkauffrau. Mit ihrem Mann, einem Bäcker- und Konditormeister, übernahm sie 1977 die Bäckerei der Schwiegereltern.
Die Mittelständlerin erkannte beizeiten, dass die Europäische Union einen wesentlichen Einfluss auf das nationale Leben hat. Immerhin entstünden dort 80 Prozent aller Gesetze, die unser Leben in irgendeiner Form beeinflussen, wirbt die Halternerin für die EU. „Das wissen die wenigsten.“ Anders die Unternehmerin. Sie erkannte „Mitte 1990, dass Brüssel wichtig wurde. Und womit konnte man sich in Brüssel aus Deutschland präsentieren? Mit deutschem Brot, deutscher Wurst und deutschem Bier“, beschreibt sie ihren Weg nach Brüssel Also ging sie mit Brot nach Brüssel, eröffnete dort 1995 ein Geschäft, das sie bis 2007 führte.
Heute versorgt ihr Betrieb 15 Filialen zwischen Olfen und Gladbeck mit Brot und Backwaren. Bleibt da noch Zeit für EU-Engagement? „Man darf die Arbeit nicht nur als Leistung betrachten, Arbeit muss die Erfüllung sein.“