Vest. .
Typisch Frau, typisch Mann – auch wenn man sich in vielen Lebensbereichen längst vom klassischen Rollenverständnis verabschiedet hat – im Berufsleben halten sich die Strukturen beharrlich. Der Girls’ Day rüttelt schon seit elf Jahren daran. Auch im Kreis Recklinghausen beteiligen sich die Stadtverwaltungen und diverse Betriebe daran. Ziel ist es, Mädchen zu zeigen, wie der Alltag als Ingenieurin, Schreinerin oder Feuerwehrfrau aussieht.
Am Donnerstag, 14. April, ist es wieder soweit. 871 Stellen stehen bereits im Kreis Recklinghausen zur Verfügung. Doch 2011 gibt es eine Premiere: den bundesweiten Boys’ Day.
Soziale, pflegerische oder erzieherische Berufe? Hier sind Männer unterrepräsentiert. Und auch in Tätigkeiten in der Hauswirtschaft oder im Friseurhandwerk trauen sich viele Jungen nicht. Hier setzt der Aktionstag an. „Jugendliche haben die Möglichkeit, unabhängig voneinander die Berufe kennenzulernen, die sonst typischerweise vom anderen Geschlecht gewählt werden“, sagt Nicole Grossart, Beauftrage für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit.
In Waltrop kümmert sich das Kinder- und Jugendbüro federführend um den Girls’ Day. 130 Betriebe stehen in diesem Jahr parat. „Das Ganze ist inzwischen zu einem echten Selbstläufer geworden“, sagt Stadtjugendpflegerin Maja Wolt. Die Erfahrung bei den Mädchen zeige, dass viele gleich mehrfach teilnähmen. „Manche bekommen durch den Schnuppertag den ersten Kontakt zu den Betrieben, machen später vielleicht noch ein Praktikum und bekommen mitunter sogar eine Lehrstelle“, sagt Maja Wolt.
Derartige Erfolge, so Nicole Grossart, belege auch eine Bielefelder Studie. Demnach bekommen 55 Prozent der Mädchen in Betrieben eine Lehrstelle, die dort auch beim Girls’ Day waren. So kann der Tag zum ersten Türöffner in eine vielleicht zunächst anders geplante Karriere werden.
Ab sofort sind alle Betriebe im Internet zu finden, so dass Schüler der weiterführenden Schulen, spätestens ab Klasse 7, Kontakt zu den Unternehmen aufnehmen können. Es gilt: schnell sein. Abgesehen von den begrenzten Plätzen können sich die Mädchen und Jungen bis zum 13. April – also auch noch ganz kurzfristig für einen Betrieb entscheiden. Auch Arbeitgeber können sich noch jederzeit melden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich selbst einen Betrieb zu suchen, um in typische „Männer- und Frauenberufe“ hinein zu blicken. Eine besondere Aktion hat die Arbeitsagentur am 14. April geplant. Beim Berufe-„Speed Dating“ geht es nicht darum einen Lebenspartner zu finden – dafür aber darum, Berufe und Arbeitgeber kennenzulernen.