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Die Mitgliederzahl beim Deutschen Gewerkschaftsbund in der Emscher-Lippe-Region ist gesunken, die Mitglieder-Werbung gestaltet sich schwierig. Trotzdem zeigen sich die Gewerkschaften kampfbereit.

Manche halten Gewerkschaften nicht mehr für zeitgemäß. Der Einfluss auf Firmen sei begrenzt, Verhandlungen und im äußersten Notfall auch Streiks führten kaum noch zu erhofften und erwünschten Ergebnissen für die Arbeitnehmer.

All dies seien aber keine Gründe, auf Gewerkschaften per se zu verzichten, wie Josef Hülsdünker, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Emscher-Lippe-Region, betont. Zurzeit sind hier unter dem Dach des DGB und seiner acht Mitgliedsgewerkschaften 128 745 Gewerkschafter organisiert. Im Kreis Recklinghausen sind es 78 777 Arbeitnehmer. Bundesweit gesehen liege die Emscher-Lippe-Region damit sehr hoch, auch wenn „strukturbedingte Ab­gänge um ein Prozent im vergangenen Jahr“ zu verzeichnen waren, wie Hülsdünker feststellt. „4000 Arbeitsplätze gingen beim Bergwerk Lippe verloren. Und viele Beschäftigten waren Mitglieder von Gewerkschaften. So etwas ist nicht zu kompensieren.“ Deshalb sei die Mitgliederzahl auch im Jahr 2010 um rund 2000 zurückgegangen.

Dienstleistungsgewerbe eher gewerkschaftsfern

Schwierig gestalte sich zu­dem die Mitglieder-Werbung insbesondere im Dienstleistungsgewerbe, denn in kleinen Unternehmen seien organisierte Mitarbeiter nicht gern gesehen. „Wer dort sein Wort erhebt, ist quasi schon so gut wie arbeitslos“, so Hülsdünker. Anders sehe es bei Großfirmen aus. „In großen Chemie- und in Metall verarbeitenden Unternehmen sind bereits nahezu alle Auszubildenden organisiert.“

Was gute Gründe habe, denn neben der Einforderung von besseren Arbeitsbedingungen setzen sich die Gewerkschaften auch für eine gerechte Entlohnung ein. Was beispielsweise bei den Erzieherinnen im Jahr 2009 und bei der Reinigungskräften funktioniert hat. „Vor zehn Jahren wären diese Arbeitnehmer noch nicht einmal wahrgenommen worden“, sagt Hülsdünker.

Konzentration auf den Nachwuchs

Zeit sich auf Einzelerfolgen auszuruhen, hat der DGB allerdings nicht. Es gebe noch viel zu tun: „Unsere Möglichkeiten sind bei weitem noch nicht ausgereizt. Dafür benötigen wir aber viele Helfer, die beispielsweise junge Menschen in den Fachhochschulen, den 14 Berufskollegs und in Betrieben abholen und zeigen, was alles möglich ist, wenn man sich organisiert“, betont der DGB-Vorsitzende. Und dass Gewerkschaften mächtig sind, zeigen auch die Zahlen, denn zurzeit sind rund 6,5 Millionen Arbeitnehmer dem DGB angeschlossen.

„Die Gewerkschaften haben über 100 Jahre Erfahrung im Arbeitskampf und werden auch weiterhin kämpfen“, so Hülsdünker. Dabei haben sich in den vergangenen Jahren die Tätigkeitsfelder vergrößert. War es in der Hochphase der Kampf um bessere und gesündere Arbeitsplätze, sind es jetzt die Probleme der psychischen Belastung durch Arbeitsverdichtung. „Nicht umsonst steigt der Krankheitsstand wieder an.“