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Bergbau war lange, weit über 100 Jahre. Heute gibt es im Kreis Recklinghausen nur noch eine Zeche, Auguste Victoria in Marl. Und der oft beschworene Strukturwandel ist keineswegs gelungen.

„Wir brauchen eine neue Industriepolitik. Inzwischen ist ja auch dem Letzten klar, dass wir in der Emscher-Lippe-Region nicht davon leben können, dass wir uns alle gegenseitig die Haare schneiden oder Pizza liefern“, sagt DGB-Regionalchef Josef Hülsdünker. Seinen Alarmruf belegt er mit Zahlen. „Seit 1995 hat der Kreis Recklinghausen mehr als 25.000 Beschäftigte in Bergbau und verarbeitendem Gewerbe verloren (minus 47,7 Prozent). Bezogen auf die Gesamtzahl der Einwohner im Kreis haben wir acht Prozent weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als Brandenburg, das Schwächste unter den fünf Bundesländern im Osten.“

Für die Zukunft der Region sei es deshalb lebenswichtig, Antworten auf diese Frage zu geben: „Wie schaffen wir es, uns als Industrieregion zu revitalisieren?“ Die Chemie, insbesondere im Marler Chemiepark, reiche nicht aus, um die notwendigen Wertschöpfungsketten zu erzeugen, um den Menschen ihr Einkommen und den Kommunen Wohlstand zu sichern. In dieser Einschätzung weiß sich Hülsdünker einig mit Politikern. Jutta Haug aus Herten, die Europaabgeordnete der SPD, sagt: „Emscher-Lippe muss sich selbst auf die Hinterbeine stellen, nur dann können Fördermittel der EU fließen.“ Geld gebe es nur für innovative, nachhaltige und integrative Vorhaben.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Groß (Marl) setzt auf Bildung: „Schon im Kindergarten muss der Nachwuchs erfahren, was Chemie und Physik ist. Wir brauchen mehr Schulabsolventen mit qualifizierten Abschlüssen.“

Haug, Hülsdünker und Groß stimmen darin überein, dass der New Park in Datteln/Waltrop eine Chance darstellt: „Aber nur wenn in der Region Einigkeit herrscht, werden EU-Mittel dafür fließen.“ Mit Blick auf die ab 1. Mai geltende Freizügigkeit für Arbeitskräfte halten sie auch einen gesetzlichen Mindestlohn für dringend geboten. „Dumpinglöhne machen arme Regionen noch ärmer“, so Hülsdünker.