Datteln. .

Auf der Baustelle am Eon-Kraftwerk Datteln gehen die erlaubten Arbeiten weiter. Derweil schlagen die Umweltverbände Alarm und warnen vor einer neuen „Lex Eon“. BUND und Deutsche Umwelthilfe halten das Zielabweichungsverfahren für rechtswidrig.

Zwischen Warten und Wirklichkeit steht der 180 Meter hohe Kühlturm von Datteln 4. Längst ist der Turmriese von Europas größtem Monoblock-Kohlekraftwerk zum Sinnbild für politisches Tauziehen, für kompromisslosen Kampf der Umweltverbände gegen den Koloss und drohende Tristesse für den Industriestandort Nordrhein-Westfalen geworden.

Der Wunsch des Energiekonzerns Eon liegt auf der Hand: Auf der Grundlage eines neuen Bebauungsplanverfahrens und nach der „Heilung“ der vom OVG Münster am 3. September 2009 aufgezeigten Verfahrensfehler soll das Riesenbaby vollendet und endlich ans Netz gehängt werden.

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Die Wirklichkeit: Noch immer durch Baustopps in den Teilgenehmigungsbereichen 4 und 5 von der Bezirksregierung Münster ausgebremst und, wie es aussieht, noch weit entfernt von der tatsächlichen Inbetriebnahme, arbeiten nur noch knapp 1000 Leute auf dem Riesenareal. Donnerstagmorgen erschwerte das stürmische Wetter die Montage der Riesenhauben am Rauchgaskanal. Zu gefährlich.

Derweil schlagen die Umweltverbände Alarm und warnen vor einer neuen „Lex Eon“. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) halten das angestrebte Zielabweichungsverfahren zu Gunsten des Kraftwerks mit Verweis auf das OVG-Urteil für rechtswidrig.

Beide Verbände haben inzwischen beim Regionalverband Ruhr, beim NRW-Umweltministerium und in der Düsseldorfer Staatskanzlei Anträge auf Akteneinsicht gestellt. Darin fordern sie Einblick in alle Verwaltungsvorgänge, die das Zielabweichungsverfahren betreffen. Man nehme damit die Landesregierung beim Wort, die mehr Transparenz bei Großvorhaben angekündigt habe, teilten Rainer Baake (DUH) und Dirk Jansen (BUND) am Donnerstag mit.