Datteln. .
Um das geplante Kraftwerk Datteln entzündet sich neuer Streit: Eon will die Altkraftwerke länger laufen lassen. Für Umweltschützer könnte sich damit der erzwungene Baustopp als Pyrrhussieg erweisen.
Im Zusammenhang mit dem geplanten Kraftwerk Datteln 4 braut sich neuer Ärger zwischen Umweltschützern und dem Eon-Konzern zusammen. Eon will wegen des Baustopps die Altkraftwerke in Datteln und Shamrock bei Herne länger am Netz lassen und hat dafür entsprechende Anträge bei den Bezirksregierungen in Münster und Arnsberg gestellt, wie ein Sprecher bestätigte.
Eigentlich müssen die drei alten Blöcke in Datteln und das Kraftwerk Shamrock 2012 vom Netz gehen. Das ist gesetzlich fixiert. Derzeit versorgen diese Anlagen einige tausend Haushalte mit Fernwärme und produzieren Strom für die Bahn. Diese Versorgung möchte Eon auch nach 2012 sicherstellen, sollte Datteln 4 bis dahin nicht ans Netz gehen können. „Wir haben vertragliche Bindungen“, betonte der Eon-Sprecher.
Neuer Eklat droht
Sollten die Bezirksregierungen den Anträgen auf Widerruf der Stilllegung so stattgeben, droht ein neuer Eklat. Der BUND spricht von Rechtsbruch und drängt in einem solchen Fall darauf, dass ein Weiterbetrieb an ein neues Genehmigungsverfahren gekoppelt wird. „Das, was Eon jetzt versucht, ist ein Weiterbetrieb auf dem kleinen Dienstweg. Das geht so nicht“, sagte Thomas Krämerkämper vom BUND gegenüber „DerWesten“. Allerdings: Ein neues Genehmigungsverfahren würde wohl länger dauern als 2012.
Die drohende Versorgungslücke lassen die Umweltschützer jedoch nicht gelten. Laut Krämerkemper gebe es andere Alternativen. Beispielsweise könne Eon den betroffenen Hausbesitzern eine neue Heizungsanlage einbauen oder ein kleines Blockheizkraftwerk errichten. Auch den Bau einer längst geplanten neuen Fernwärmetrasse nach Datteln hätte Eon forcieren können, so der BUND. „Stattdessen hat man bis zur letzten Minute gewartet“, wirft Krämerkemper dem Energieriesen vor.
Geringer Millionenaufwand
Die Anlagen 1 bis 3 in Datteln stammen aus den Jahren 1964 bzw. 1969. Shamrock wurde 1957 errichtet und ist somit noch älter. Zwar will Eon im Falle eines Weiterbetriebes die alten Kraftwerke mit einem geringen Millionenaufwand modernisieren. Allerdings lägen die Emissionswerte pro erzeugter Kilowattstunde im neuen Block Datteln 4 20 Prozent unter denen der alten Anlagen.
Ein Pyrrhus-Sieg also für die Umweltschützer? Das sieht Krämerkämper nicht so. Selbst wenn die Altanlagen länger am Netz blieben, würden sie unterm Strich weniger Emissionen ausstoßen als das moderne Steinkohlekraftwerk Datteln 4, meint er. Die vier Altanlagen haben eine Leistung von 430 Megawatt, Datteln 4 ist mit 1050 MW mehr als doppelt so groß. Eon hält dagegen, dass der Konzern seit dem Jahr 2000 doppelt soviel Kraftwerkskapazität stillgelegt hat, als mit Datteln 4 hinzukomme.
Eon versichert zudem, mit den Widerrufsanträgen lediglich Vorsorge zu betreiben und niemandem „ein Schnippchen“ schlagen zu wollen. Beim BUND sieht man das anders: Das sei ein erneuter Erpressungsversuch.