Neviges. Der Traditions-Zirkus „Mirage“ gastiert in Neviges. So aufregend sich das Programm anhört, so romantisch ist eine wahre Liebesgeschichte
Es ist eine Premiere, und das ganze Ensemble freut sich auf Pfingstsamstag: Dann heißt es „Manage frei“ , zum ersten Mal gastiert der Zirkus „Mirage“ drei Tage lang in Velbert-Neviges auf dem Pilgerparkplatz am Schloss, ansonsten Stammplaz des „Circus Antoni“. Doch nun macht „Mirage“ hier Station. „Wir sind oft in Düsseldorf, auch in Krefeld, jetzt haben wir uns für Velbert beworben. Mal etwas was anderes, das schöne Umfeld hier in Neviges gefiel uns“, sagt Angelina Lauenburger, Moderatorin, Managerin und jene Frau, die den Laden in Schwung hält. Ein Leben ohne Zirkus? Undenkbar, findet auch Tochter Riana, mit 16 Jahren die jüngste Artistin. Und die Krönung einer Liebe, die vor 23 Jahren ebenso romantisch wie ungewöhnlich begann.
Dass ihr Papa Ali Barakat als Feuerschlucker sein Publikum begeistert, okay, geschenkt. In einer Zirkusfamilie hat jeder seinen Job, und Papa bekommt eben tosenden Applaus für seine Feuernummer. Filmreif dagegen ist, wie Papa damals zum Zirkus kam: Wenn ein Gastwirt mit eigenem Restaurant alles über den Haufen wirft, sein bürgerliches Leben hinter sich lässt und sich entschließt, alle paar Tage an einem anderen Ort die Zelte aufzuschlagen, dann muss das Liebe sein: Als Zuschauer hatte sich Ali Barakat vor 23 Jahren unsterblich in die Königin der Lüfte verknallt.
Zirkus „Mirage“ ist zum ersten Mal in Velbert
„Ja, ich war damals Luftakrobatin, wir sind ja ein Zirkus in dritter Generation, schon mein Vater kam aus einer Hochseilfamilie, da wurde noch in 30 Meter Höhe das Seil vom Kirchturm gespannt“, erzählt Angelina Lauenburger. Ganz so hoch schwebte sie wohl nicht durch die Lüfte, als sie ihrem späteren Ehemann den Kopf verdrehte. Was den Vorteil hatte, dass sie von unten besser zu erkennen war...
Zuschauer verliebte sich in die Luftakrobatin
An jenen Tag im Gronauer Zirkuszelt kann sich Angelina Lauenburger noch genau erinnern: „Nach der Vorstellung war es damals so, dass sich alle Künstler aufreihten, um sich von ihrem Publikum zu verabschieden.“ Die Zuschauer applaudierten, zogen begeistert ab. Bis auf einen jungen Mann, der fragte: „Darf ich Sie mal zu einer Tasse Kaffee einladen?“ Er durfte, und seitdem sind die Zwei ein Paar. „Mein Mann gab dann alles auf, ging zur Artistenschule in Berlin, machte da seine Ausbildung.“ Und spezialisierte sich schon damals als Feuerschlucker.
Karten gibt‘s an der Zirkuskasse
Zirkus „Mirage“, Domparkplatz, Bernsaustraße 35. Vorstellungen Samstag, 18. Mai, und Pfingstsonntag, 19. Mai, um 16 Uhr. Pfingstmontag, 20. Mai, Vorstellung nur um 11 Uhr, nachmittags wird abgebaut.
Preise: Erwachsene zahlen je nach Platz 12 bis 20 Euro, Ermäßigung für Kinder 10 bis 18 Euro. Samstag und Montag sind Familientage, da zahlen auch Erwachsene den ermäßigten Preis.
Karten sind 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung an der Zirkuskasse erhältlich.
Tochter Riana liebt den Tanz auf dem Seil
Für Tochter Riana, ganz klar, kam nie ein Leben außerhalb der Manege infrage. „Seiltanz, das macht mir Spaß. Man muss natürlich eine gute Balance haben. Dann mache ich Spagat, laufe rückwärts, setze mich ganz schnell hin, solche Sachen halt.“ Das alles ohne Netz und doppelten Boden – „Nee, das will ich nicht“ – und Mutter Angelina ist in solchen Momenten nur heilfroh, dass die einzige Tochter nicht direkt unter der Zirkuskuppel ihre Kunststücke vorführt.
Lampenfieber verfliegt in der Manege
Nein, Angst kenne habe sie nie, beteuert die junge Artistin. Und was ist mit Lampenfieber, ist man vorher nicht furchtbar aufgeregt? „Ja, ein bisschen schon. Aber das ist sofort weg, wenn ich im Zelt bin, die Leute sehe“, erzählt Riana, deren Talent zur Seiltänzerin die Eltern schon früh entdeckten. „Wir dachten erst, sie geht in Richtung Comedy, sie machte als Kind immer so lustige Sachen. Aber als sie mit fünf Jahren auf dem kleinen Seil anfing, war klar: Das ist ihr Ding“, erinnert sich die Mutter. Seit zwei Jahren, seit ihrem 14. Lebensjahr, tritt Riana regelmäßig im Zirkus „Mirage“ auf, neben vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern.
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Prinzessin Jasmin und ihre poetische Nummer
„Wir sind ein junger Zirkus, und wir sind spezialisiert auf Artistik-Nummern“, erzählt Mutter Angelina. So gibt es nur eine „Hunderevue“ mit Australian Shepard Sam. Das weiße Kamel Caesar sei dagegen sei nur eindrucksvolles, schmückendes Beiwerk, wenn Künstlerin Nikita als Prinzessin Jasmin aus dem Disneyfilm „Aladdin“ in die Manege reitet. Und dann ohne Caesar mit einer poetischen Akrobatik-Nummer bezaubere, so kündigt Angelina Lauenburger an. „Das ist wirklich schön, mit weißen Tüchern, eine ganz andere Akrobatik.“ Es gibt zwar einige Ponys, doch die treten nicht auf. „Das ist nur unser kleiner Streichelzoo für die Kinder in der Pause“.
Artist Diego lässt das Adrenalin hoch schießen
Worauf sich das Publikum noch freuen könne: Luft-Akrobatin Celina Laetitia lasse ebenso den Atem des Publikums stocken wie der waghalsige Diego: Wenn der 18-Jährige in großer Höhe Stühle übereinander stapelt und darauf seine Kunststücke zeigt, dann sei das Publikum in jeder Stadt völlig aus dem Häuschen: „Das ist Adrenalin pur“, erzählt Lauenburger mit strahlenden Augen. Artistin Jessica jongliert mit 20 Hula Hoop-Reifen, die Spaßmacher Beppo und Charline dürften vor allem die Herzen der kleinen Zuschauer im Sturm erobern.
Zum Schluss kommt für die Kleinen „Paw Patrol“
A propos kleine Zuschauer: Für Kinder gibt‘s im Anschluss an die Show ein besonderes Highlight: Da können sie sich mit „Chase“ aus „Paw Patrol“ und Schneemann Olaf aus der „Eiskönigin“ ablichten lassen. Man müsse sich heute schon etwas einfallen lassen, resumiert Angelina Lauenburger. „Früher war das Geschäft einfacher, die Kinder haben heute so viel andere Anreize.“ Aber sie ist überzeugt, Handy hin und Computerspiele her: „Zirkus fasziniert nach wie vor. Und dafür geben wir immer unser Bestes.“