Velbert. „Gegründet, um zu bleiben.“ Die Baugenossenschaft Niederberg in Velbert wird 75. Weitere Projekte sind geplant, aber neu bauen ist viel zu teuer.

Das Projekt „Zur Henne“ - ihr Neubau-Vorhaben in Langenberg Am Hahn - hat die Velberter „Baugenossenschaft Niederberg“ (BGN) mittlerweile endgültig ad acta gelegt. Notgedrungen. „Das Vorhaben ist der Entwicklung der Bau- und Finanzierungskosten zum Opfer gefallen“, berichtet Dominic Johannknecht. Das hätte nämlich Mieten von mehr als 17,70 Euro/qm bedingt, so der Vorstandsvorsitzende. Diese seien aber, in welcher Form und wo auch immer, nicht zu realisieren. Die werterhaltende Bestandspflege und nachhaltigen Sanierungsmaßnahmen gehen bei der heuer vor genau 75 Jahren gegründeten Genossenschaft jedoch weiter.

Aufwändige Sanierung in Velbert-Mitte

Die Geschäftsstelle der Baugenossenschaft Niederberg an der Heidestraße ist vor wenigen Jahren gründlich renoviert worden.
Die Geschäftsstelle der Baugenossenschaft Niederberg an der Heidestraße ist vor wenigen Jahren gründlich renoviert worden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Jüngstes Beispiel ist die energetische Sanierung der Häuser Birkenstraße 26 und 28 mit insgesamt zwölf Wohnungen für 1,5 Millionen Euro. Aktuell schließt ein Gärtner die Arbeiten an den Außenanlagen ab. Dächer und Fassaden sind wärmegedämmt, zur Energiegewinnung gibt’s jetzt Photovoltaik auf den südlichen Dachflächen. Hatte zuvor jede der insgesamt zwölf Wohnungen eine separate Gas-Therme, so werden sie jetzt mittels drei Wärmepumpen zentral beheizt. Kürzlich wurde überdies der Spielplatz im Quartier Rolandsweg abgeschlossen.

Wohnungen hauptsächlich in zwei Stadtbezirken

Dominic Johannknecht ist seit dem Jahr 2019 Vorstandsvorsitzender der BGN.
Dominic Johannknecht ist seit dem Jahr 2019 Vorstandsvorsitzender der BGN. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Meine Vorgänger haben ja wirklich schon viel getan. In den 1990er, 2000er sowie 2010er Jahren ist vor allem in Birth und Langenberg einiges geschafft worden“, blickt Johannknecht zurück. „Aber fertig ist man natürlich nie. Wir werden noch dieses Jahr vergleichsweise Objekte wie jetzt die Birkenstraße in Angriff nehmen.“ Der 43-jährige Immobilienfachwirt und -bewerter ist bereits mehr als ein Jahrzehnt bei der BGN an Bord und seit 2019 ihr Vorstandsvorsitzender. Die Genossenschaft sei die größte in der Stadt: 1103 eigene Wohnungen, 300 fremd verwaltete Einheiten, um die 1500 Mitglieder mit dem Vorzug eines lebenslangen Wohnrechtes, Mieter-Fluktuation unter einem Prozent, Arbeitgeber von 18 Mitarbeitern. Und die Grundmiete - also netto kalt - beträgt im Schnitt 5,76 Euro/qm.

Vor 75 Jahren gegründet

Die eigenen Wohnungen liegen schwerpunktmäßig in den Stadtbezirken Mitte und Langenberg. Begründet ist das in der Geschichte der BGN. Sie geht auf das Jahr 1949 zurück, als laut Chronik „sieben engagierte Herren“ angesichts der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg als Vorläufer die „Bau- und Siedlungsgenossenschaft Niederberg“ gegründet haben. Getreu des genossenschaftlichen Prinzips der Selbsthilfe der Gründer entstanden die ersten Siedlungshäuser nach dem Vorbild des Siedlungsvaters Dr. Nikolaus Ehlen: moderner und preisgünstiger Wohnraum für die Velberter Bevölkerung. Aus der Verschmelzung mit der „Gemeinnützigen Baugenossenschaft Langenberg“ ging dann 1975 die „Baugenossenschaft Niederberg“ hervor. Sie erweiterte bis Mitte der 1990er-Jahre das genossenschaftliche Wohnungsangebot und schuf Wohneigentum, das die BGN zum Teil noch heute verwaltet.

Quartiere positiv aufwerten

An der Birkenstraße sorgen jetzt drei Wärmepumpen für warme Wohnungen. Frank Reinhold ist Teamleiter Technik der Baugenossenschaft Niederberg.
An der Birkenstraße sorgen jetzt drei Wärmepumpen für warme Wohnungen. Frank Reinhold ist Teamleiter Technik der Baugenossenschaft Niederberg. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Johannknechts Amtsvorgänger Manfred Hoffmann unterteilte die Entwicklung gerne in drei Epochen. Für die Ära von Franz Waider sei die Bauboomphase kennzeichnend gewesen. Siegfried Huy stehe für die Gruppen-Selbsthilfe im Eigenheimbau. Und unter seiner, Hoffmanns Ägide, sei das Ganze auf sichere Füße gestellt worden; das bedeute Modernisierung und bestandsersetzenden Neubau. Neu für alt überall dort, wo etwa eine Modernisierung nicht rentabel war oder die Grundrisse absolut nicht mehr passten.

Der Drachenspielplatz am Rolandsweg in Langenberg ist erst im März eröffnet worden.
Der Drachenspielplatz am Rolandsweg in Langenberg ist erst im März eröffnet worden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für bezahlbares Wohnen sorgen

Um die Quartiersentwicklung nach vorne zu bringen, saniert die BGN Balkone, Fassaden und Heizungsanlagen. Gleichzeitig trägt sie den veränderten Klimaschutz- und Energiespargedanken Rechnung, um ihren Mitgliedern langfristig gutes Wohnen zu ermöglichen. Eine Herausforderung, die einen Spagat zwischen bezahlbaren Mieten und hohen Energie- sowie Baustoffpreisen verlangt. Der Vorstandschef: „Unser Team steht geschlossen hinter dem genossenschaftlichen Gedanken und setzt sich dafür ein, Singles, Paaren und Familien jeden Alters auch in Zukunft bezahlbares Wohnen zu ermöglichen.“

Im Sommer zusammen mit den Mietern feiern

Feiern wird die „moderne Genossenschaft mit Tradition“ ihr Jubiläum zu Beginn der großen Ferien mit ihren Mietern. Vermutlich rein zufällig am „Internationalen Tag der Genossenschaften“. „Also kein Bankett, keine Abendveranstaltung“, betont der Vorstandschef. „Einfach ein richtig schönes Sommerfest.“