Langenberg. Gisela Wetzel blickt auf ein bewegtes Leben zurück - und engagiert sich in ihrer neuen Heimat Langenberg schon wie eine Alteingesessene.

Knapp ein halbes Jahr lebt Gisela Wetzel jetzt in Langenberg, aber engagiert ist sie jetzt schon wie eine Alteingesessene. Liebevoll kümmert sich die 92-Jährige - ehrenamtlich - um die Blumenkübel in der Altstadt, sorgt dafür, dass die bunte Pracht nicht vergeht. „Ich mache das immer gern“, sagt sie, darauf angesprochen. „Wenn etwas anders sein könnte, als es ist und ich dafür nur wenige Handschläge tun muss, dann mache ich das auch.“

Wobei, fügt sie verschmitzt grinsend an, „ich freue mich ja am meisten darüber, wie es hinterher aussieht“. Eigentlich, sie zwinkert verschwörerisch, „eigentlich mache ich das ja nur für mich“. Doch nicht nur die Blumen haben es ihr angetan. Sie steht auch jeden Donnerstag im „Honnes“ und unterstützt so den Bücherstadtverein.

Auch die Bücherstadt freut sich über Unterstützung

„Eines Tages stand Gisela bei uns in der Tür und wollte helfen“, sagt Isolde Marx, die Vorsitzende des Vereins. Natürlich habe sie da nicht Nein gesagt. „Naja“, sagt Gisela Wetzel, „ich bin neu hier und hier hat keiner auf mich gewartet. Da muss ich schon selbst aktiv werden“.

„Wenn etwas anders sein könnte, als es ist und ich dafür nur wenige Handschläge tun muss, dann mache ich das auch“: So erläutert Gisela Wetzel, warum sie sich um die Blumenkübel in der Altstadt von Velbert-Langenberg kümmert.
„Wenn etwas anders sein könnte, als es ist und ich dafür nur wenige Handschläge tun muss, dann mache ich das auch“: So erläutert Gisela Wetzel, warum sie sich um die Blumenkübel in der Altstadt von Velbert-Langenberg kümmert. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Und die Arbeit im Info-Point bringe ja auch jede Menge Vorteile mit sich: „Mit den Kunden und Gästen habe ich so viele nette Unterhaltungen“, schwärmt sie. „Ich erfahre auch viel über die Gegend, die Leute und die Zusammenhänge. Das hilft dabei, hier anzukommen.“

Bewegtes Leben führt nach Langenberg

Dass sie jetzt überhaupt in Langenberg lebt, liegt daran, dass ihre Tochter hier ihren Lebensmittelpunkt hat. „Mein Mann und ich waren uns einig: Wer von uns beiden allein zurückbleibt, zieht in die Nähe der Kinder.“ Denn sie könne am Telefon ja immer wieder versichern, wie gut es ihr gehe, „aber die Kinder glauben einem ja nicht“, sagt Gisela Wetzel lachend. „Die müssen sich immer selbst davon überzeugen, dass ich Recht habe.“

Nun also Langenberg, vielleicht die letzte Station eines bunten, bewegten Lebens. Denn Gisela Wetzel ist herumgekommen, hat viel gesehen - und trägt eine große Liebe im Herzen: Berlin. Doch der Reihe nach: Geboren wird sie nämlich in Hannover, doch schon recht bald geht es gen Osten.

Von Berlin in die Kaiserstadt Aachen

Sie wächst in der Nähe der Hauptstadt auf, „das war schon fast am Oderbruch“, erzählt sie. „Meine Jugend habe ich dort verbracht, bis ich das Gymnasium beendet hatte.“ Dann geht es nach Berlin. Sie studiert Architektur und hat auch erste Jobs. In dieser Zeit lernt sie ihren Mann kennen, der gerade seine Doktorarbeit schreibt.

„Er hat dann eine Anstellung an der Universität in Aachen bekommen, da bin ich mitgekommen.“ Nicht der letzte Umzug. Von der Kaiserstadt geht es nämlich mitten in den Kohlenpott, nach Essen. „Mein Mann hatte Metallurgie studiert, das passt halt perfekt nach Essen.“ Angestellt bei Krupp, wohnt das Paar auf der Margarethenhöhe.

Dank Gisela Wetzel, 92, blühen in der Altstadt von Velbert-Langenberg jede Menge bunte Blumen.
Dank Gisela Wetzel, 92, blühen in der Altstadt von Velbert-Langenberg jede Menge bunte Blumen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Fröhlicher Trubel in Isenbügel

Als es den Mann beruflich nach Südafrika verschlägt, ist Gisela Wetzel natürlich dabei. Dort unten wird dann auch eine der beiden Töchter geboren, drei Kinder gehören insgesamt zur Familie. Zurück in Deutschland finden die Wetzels eine neue Heimat - an der Stadtgrenze Kettwig-Isenbügel.

„Wir haben dort ein Haus umgebaut. Die Expertise dazu hatte ich ja“, erzählt die 92-Jährige lachend. Das Haus erhält auch ein Schwimmbad, „natürlich waren da immer Kinder aus der Umgebung bei uns.“ Sie erinnere sich noch an einen besonders heißen Oktobertag, „ein richtiger Sommertag. Da waren alle Kinder im Schwimmbecken, das war einfach herrlich“.

Um das Jahr 2000 geht es zurück nach Berlin

Doch um das Jahr 2000 herum wird es ruhig in Isenbügel, „unsere Kinder waren alle ausgezogen“. Das Haus sei dann plötzlich zu groß gewesen - und vor allem zu still: „Da war kein Trubel mehr, nichts. Also haben wir uns entschlossen, das Haus zu verkaufen.“ Gesagt, getan: Gisela Wetzel und ihr Mann ziehen zurück nach Berlin.

Fünf Jahre lang leben die beiden am Gendarmenmarkt, ziehen dann um in die Peripherie, aber schon bald geht es wieder zurück. 2013 beziehen die Wetzels eine Wohnung in Tegel, „mit einem 25 Meter langen Balkon. Natürlich voller Blumen“, erzählt die Seniorin strahlend. Doch dann stirbt ihr Mann und sie beschließt, in die Nähe ihrer Kinder zu ziehen.

Sagen „Danke“ an Gisela Wetzel (mit Blumenstrauß): Antje (l) und Arndt Backhaus sowie Isolde Marx.
Sagen „Danke“ an Gisela Wetzel (mit Blumenstrauß): Antje (l) und Arndt Backhaus sowie Isolde Marx. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Nun ist Gisela Wetzel also in Langenberg - und kümmert sich von Herzen gern um die Altstadt. Sehr zur Freude aller anderen, zum Beispiel der Familie Backhaus (Adler-Apotheke). Die hat jetzt zusammen mit Isolde Marx vom Bücherstadt-Verein Gisela Wetzel ins Bistro „Kamm & Stulle“ eingeladen - „um einfach einmal Danke zu sagen“.