Velbert. Die nächste Ausstellung des Geschichtsvereins wird eine Augenreise durch Velbert-Mitte. Dabei gibt es Manches aus früheren Zeiten zu entdecken.

In dem großen Wohnzimmer steht ein Flügel, gleich daneben ein Cembalo, darunter liegt ein Cello. An den Wänden hängen hier dekorativ einzelne Orgelpfeifen, dort schräg gegenüber zwei Violinen sowie eine Laute und außerdem allenthalben reichlich Bilder. Eine ganze Menge. In verschiedensten Größen und Anordnungen. Keine Frage, hier ist jemand zu Hause, der mit Kultur und ihren vielen anregenden Facetten mit Sicherheit noch nicht einmal auch nur ansatzweise fremdelt. Und das tut Klaus Saeger nun wahrhaftig nicht.

Der ehemals langjährige Oberstudienrat am Gymnasium Langenberg für Deutsch und Musik, der überdies Kunstgeschichte studiert hat, bereitet aktuell die nächste Sonder-Ausstellung des Geschichtsvereins im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum vor, die mal so überhaupt nichts mit Technik und Co. zu tun hat. Ihr Arbeitstitel lautet vielmehr „Velbert in der Malerei des 19. bis 21. Jahrhunderts“.

Wie wird Velbert-Mitte in der Malerei dargestellt?

So hat Franz Mendorf damals die Sparkasse festgehalten.
So hat Franz Mendorf damals die Sparkasse festgehalten. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Um Kunst und ihre Güte bzw. Qualität geht es dabei, wenn überhaupt, allenfalls nur sehr nachrangig, wie sich im Gespräch mit dem 76-Jährigen alsbald herausstellt. Fast alle Städte hätten ihre Historie in Malerei festgehalten, entweder von auswärtigen oder vor Ort ansässigen Künstlern, sagt der gebürtige Herforder, der nach Kindheitstagen in Duisburg und Studien-Stationen in Köln und Marburg seit 1974 in Velbert lebt, und er habe halt geschaut, wie Velbert – genauer: Velbert-Mitte – in der Malerei dargestellt worden sei.

Schon die fünfte Kooperation mit dem Museum

„Wir freuen uns, nun ,in jüngerer Zeit’ bereits die fünfte Ausstellung in Kooperation mit dem Museum auf die Beine stellen zu können“, erklärt Jürgen Lohbeck. Nach Auskunft des ersten Vorsitzenden des Bergischen Geschichtsvereins (BGV/Abteilung Velbert-Hardenberg) sind „Velbert – Industrie in der Stadt“, „Velbert – einst bedeutender europäischer Gießereistandort“, „Velbert im Luftkrieg 1939 - 1945“ und „Burg und Schloss Hardenberg – Geschichte zweier Adelssitze“ vorangegangen. Die ersten drei Schauen fanden noch am alten Standort im Forum Niederberg statt; die vierte dann bereits in der u. a. für die Wechsel-Ausstellungen vorgesehenen Villa Herminghaus, wo ab Februar 2024 insgesamt 55 Arbeiten zu sehen sind.

Von Apel bis Zoerb

Es sind Aquarelle, Ölgemälde, Zeichnungen und Skizzen, sie zeigen Straßen, Häuser, Kotten und Stadtansichten; die Bandbreite reicht von A wie Michael Apel (Hof Uelenbeek) bis Z wie Erich Jakob Heinrich Zoerb (Christuskirche) nebst Lissy Zoerb (Altes Rathaus), dazwischen solch weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte und renommierte Namen wie Klaus Fußmann und Armin Turk.

Mit Schützenhilfe von der WAZ

Für manchen Geschmack eine Spur zu kitschig und idyllisch: Aber das ist die wohl älteste Stadtansicht überhaupt.
Für manchen Geschmack eine Spur zu kitschig und idyllisch: Aber das ist die wohl älteste Stadtansicht überhaupt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Die ersten zehn habe ich über Literatur gefunden und dann eben weiter recherchiert, hauptsächlich im Stadtarchiv“, erzählt BGV-Vorstandsmitglied Saeger von den vor drei Jahren begonnenen Vorbereitungen. „Tolle Leute, aber ihre Namen kennt oft keiner mehr.“ Die WAZ half mit entsprechenden Gesuchen bzw. Aufrufen ebenfalls ein bisschen mit. Dadurch habe er viele Menschen ausfindig gemacht: „Es haben sich Leute gemeldet, die Bilder haben, aber auch noch ganz andere interessante Dinge. Dabei habe ich letztlich sehr viele Velberter Familien kennengelernt.“

Vor der Eröffnung geht’s ans Einsammeln

„Es ist alles fertig für die Ausstellung“, meldet Klaus Saeger und holt den großen Ordner, der – hübsch in Klarsichthüllen – schon für den späteren Katalog sämtliche Abbildungen der 55 Werke mit den dazugehörigen Texten enthält. In letzteren steckt übrigens mehr Inhalt und Gehalt als bloße Angaben zum jeweiligen Bild bzw. dessen Urheber. Die Werke, die nächstes Jahr gezeigt würden, seien „alle noch bei den Leuten“, also daheim bei ihren Besitzern: „Die muss ich dann noch einsammeln.“

Nach und nach zum Netzwerk geworden

„In jeder dieser Ausstellungen steckte eine Fülle von Planungs-, Organisations- und Umsetzungsaktivitäten. Auch die handwerklichen Vorbereitungen zur Präsentation der Exponate wurden durch ein Team von Vorstands- und Vereinsmitgliedern meist in Eigenarbeit geleistet“, blickt Lobeck auf die bisherigen BGV-Projekte zurück. „Dankenswerter Weise unterstützen oft noch Kollegen aus dem Kreis der Velberter Heimatforscher und der ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger, die nicht selbst BGV-Mitglied sind. Wir haben uns hier zu einem breit aufgestellten Netzwerk geschichtsinteressierter Menschen zusammengefunden, und unterstützen uns oft gegenseitig.“

>>> Auf ein Projekt folgt gleich das nächste

Eigentlich hat Klaus Saeger immer (mindestens) ein Projekt in Arbeit. So machte er erst kürzlich als Übersetzer die „Alt-Velberter Geschichten“ des Heimatdichters Eduard Schulte „Fieles on Hamerschlag“ einem neuen Leserkreis zugänglich.

Seine jüngste Publikation ist der Text für die Broschüre „Eindrucksvoll – Kirchen in Velbert“ vom Stadtmarketing Velbert (Fotos: Friedemann Fey). Saeger macht auch Kirchenführungen.