Langenberg. In Velbert-Langenberg gibt es einen Leerstand weniger: In einer ehemaligen Edeka-Filiale wird nun für Kinder gesund gekocht.
Töpfe so groß wie LKW-Räder, Rührbesen lang wie der Arm eines ausgewachsenen Mannes und eine Salatschüssel, in der andere baden würden: Das ist das Reich von Familie Müller und ihrer Angestellten. Denn hier wird in großem Maßstab gekocht. Jeden Tag. Bis zu 5000 Mahlzeiten schaffen die Müllers - die dann an Schulen und Kindergärten, Unternehmen und andere Einrichtungen geliefert werden.
Hier, das ist die ehemalige Edeka-Filiale an der Looker Straße. Von außen wirkt das alles inzwischen ganz unscheinbar. Ein Fenster, durch das der Blick ins Büro fällt. Daneben eine zweiflügelige Türe. Wer eintritt, landet in einem gemütlichen Vorraum, von hier geht es in die Aufenthaltsräume - und das Herzstück von „Bio dare“, so nennt sich der Caterer, der ab kommenden Montag (18. März) ganz offiziell den Betrieb aufnimmt.
Die Söhne holen Mutter Irene aus dem Ruhestand
„Eigentlich“, erzählt Mit-Inhaberin Irene Müller, „war ich schon im Ruhestand. Gut eineinhalb Jahre. Aber irgendetwas hat mir gefehlt.“ Zuvor hatte sie nämlich bereits mehr als 16 Jahre in der Branche gearbeitet, mit der Rente aber konnte die gebürtige Nevigeserin nicht viel anfangen. „Ich habe Urlaub gemacht, klar. Das war auch schön. Aber meine Leidenschaft für meinen Beruf, die war nie so ganz erloschen.“
Ihr Sohn Daniel habe dann im Internet zufällig eine Anzeige für die leerstehende Immobilie in Langenberg entdeckt. „Wir haben einen Ortstermin gemacht, sind rein, haben uns umgeschaut und es passt einfach alles optimal“, erzählt er. Das war im August 2023. Zum 1. November dann unterschreiben die Müllers den Vertrag mit der BGN, der Eigentümerin der Immobilie, am 2. November machen sie sich ans Werk.
In der Großküche gibt es einen eigenen Bereich für vegetarisches Kochen
Von dem einst großen Verkaufsraum ist jetzt, knapp ein halbes Jahr später, nicht mehr viel zu sehen. Wände unterteilen die Fläche, denn wer (bio) kocht, muss Vorschriften einhalten. So kommt die frische Ware von der Anlieferung per Aufzug von der einen Seite in die Großküche, die Rücklieferung mit benutzten Transportbehältern von der anderen Seite.
„Wir haben auch einen eigenen Bereich, in dem wir die Gerichte für Allergiker zubereiten, außerdem einen für vegetarische Gerichte“, sagt Chefin Irene Müller beim Rundgang durch die Räume. Ein erstes Etappenziel hat der neue Betrieb schon erreicht: Eine Urkunde bestätigt das Bio-Siegel für den Außer-Haus-Service.
Produkte von lokalen Landwirten
„Das ist aber noch nicht alles“, sagt Schwiegertochter Inga Müller. Denn seit Anfang des Jahres gibt es ein neues Bio-Zertifikat, unterteilt in Bronze, Silber und Gold - je nachdem, wie hoch der Anteil von Bio-Produkten in der Fertigungskette ist. „Das können wir aber frühestens in drei Monaten erhalten, wenn der Betrieb einmal läuft. Und natürlich streben wir das 100-Prozent-Siegel an.“
Gemüse, Obst, Fleisch und alle anderen Lebensmittel bezieht „Bio dare“ sowohl lokal als auch von entsprechenden Großhändlern. „Wir möchten die lokalen Bauern einbeziehen“, sagt Irene Müller, „so kaufen wir bei Bauer Bredtmann oder auf den Höfen im Windrather Tal oder auf dem Marienhof und dem Wünnerhof im Felderbachtal ein.“
Fleisch gibt es von Janutta aus Neviges, „zumindest momentan“, räumt Sohn Marcel Müller ein. „Wenn wir größer werden, dann werden wir natürlich vom zertifizierten Großhändler dazu kaufen müssen.“ So viel könne ein einzelner Metzger dann nicht mehr liefern.
Auch die Nachbarschaft profitiert von dem neuen Angebot
Einen gewissen Grundstamm an Kunden hat das neue Unternehmen aus Langenberg schon, auch außerhalb von Velbert. „Und wir stehen natürlich in Verhandlung mit weiteren“, sagt Irene Müller. Und manche Kunden wohnen sogar direkt nebenan: „Als wir hier noch umgebaut haben, sind wir schon gefragt worden, ob man auch direkt bei uns etwas kaufen kann“, erzählt die Senior-Chefin. „Viele vermissen halt den Edeka. Auch als Treffpunkt.“
Für die umtriebige Unruheständlerin kein Problem: „Ab Montag geht das, dann bieten wir zwischen 11 und 13.30 Uhr einen Mittagstisch zum Abholen an.“ Und unter dem Vordach am Eingang ergebe sich dann sicherlich die eine oder andere Gelegenheit für ein Pläuschchen.
Doch damit nicht genug: „Ideen habe ich jede Menge“, sagt Irene Müller. So könne sie sich vorstellen, in einem eigens ausgebauten Raum im Kellergeschoss, Kochkurse für Kinder anzubieten. „Aber eins nach dem anderen“, fährt sie fort. „Erstmal müssen wir den Laden hier ans Laufen bringen.“
Das Team von „Bio dare“
Aktuell sind neben Chefin Irene Müller noch ihre Söhne Daniel und Marcel sowie Schwiegertochter Inga im Team des Caterers. Hinzu kommt Koch Boris Brandt, der zuvor 17 Jahre in Köln für Schulen und Kitas gekocht hat, und Maik Wöhler.
Erreichbar ist der Caterer im Internet über www.bio-dare.de, per Mail an info@bio-dare.de oder telefonisch unter 02052 5028420 bzw. 0170 1675584.
„Dare“ ist eine Spielerei aus den Vornamen von Irene und Daniel Müller - bedeutet auf Latein aber auch „geben“. Passend, findet das Koch Boris Brandt.