Velbert. Seit einem Feuer ist das Restaurant Deilbachmühle eine Ruine. Wir erinnern mit Fotos an schöne Zeiten und den Brand. Aktuell tut sich dort etwas.

„Kommt, wir fahren heute mal an die Côte d‘Azur.“ Diesen Satz haben wohl viele Velberter Kindergenerationen von ihren Eltern gehört. Natürlich war damit aber nur in den seltensten Fällen eine Reise in den Süden Frankreichs gemeint, sondern in aller Regel ein Tagesausflug ins Velberter Nizzatal.

Serie: Vergessene Ausflugsziele

Das Auto im nicht ganz so mondänen Nizza(tal) des Nordens abgestellt, ging es dann in der Regel zu Fuß weiter - auf des Schusters Rappen also, wie man damals noch sagen konnte, ohne einen genervten „Was für eine Phrase“-Blick zu ernten. Wander- und Spazierwege führten und führen in fast alle Himmelsrichtungen. Wobei es einige recht steile Varianten – beispielsweise hinauf zum Sender – gibt. „Im Frühtau zu Berge wir zieh‘n, fallera, es grünen alle Wälder, alle Höh‘n, fallera.“

Velberter wanderten gerne zur Deilbachmühle im Deilbachtal

Wer nicht ganz so hoch hinaus wollte, wanderte über den Stumpsberg – in Richtung eines Ausflugsziels, das sich über Jahrzehnte hinweg großer Beliebtheit erfreute: die Deilbachmühle, eine ehemalige Wassermühle, gebaut im 17. und 18. Jahrhundert.

So wurde im Garten der Deilbachmühle in den 1920er-Jahren gespeist. 
So wurde im Garten der Deilbachmühle in den 1920er-Jahren gespeist.  © Stadtarchiv Velbert | Stadtarchiv Velbert

In Holzbooten über den Löschteich rudern – das ging an der Deilbachmühle

Neben dem früheren Backhaus und der historischen Mühle befand sich auf dem weitläufigen Gelände ein Restaurant mit Pensionsbetrieb. Bereits auf einem Foto aus den 1920er-Jahren ist zu sehen, wie Familien im Garten der Mühle an weiß gedeckten Tischen sitzen. Serviert wurde im Anzug – mit weißem Einstecktuch. Ein Höhepunkt für Kinder und verliebte Pärchen: Auf dem Löschteich konnte man mit Holzbooten rudern.

Rustikaler Charme blieb über die Jahrzehnte erhalten

Im Laufe der Jahrzehnte veränderte sich auch das Erscheinungsbild der Gastronomie – der rustikale Charme blieb aber erhalten und sorgte auch dafür, dass viele Velberter Familienfeste in der Deilbachmühle feierten. Eine WAZ-Leserin erinnert sich beispielsweise an die Goldhochzeit ihrer Eltern in den 1980er-Jahren. „Es war für sie ein unvergesslich schöner Tag, von dem sie später immer wieder geredet haben.“

In den 1990er-Jahren änderte sich auch in Velbert das Freizeitverhalten

Ländliche Idylle in Stadtnähe – das lockte viele Velberter ins Deilbachtal. Doch irgendwann in den 1990er-Jahren änderten sich Ausflugsvorstellungen und Bedürfnisse. Wandern mit der ganzen Familie war nicht mehr angesagt. Junge Menschen fuhren lieber in die benachbarten Großstädte, um dort in hippen Cafés einzukehren: Iced Macchiato statt Kaffee Hag, durchgestylte Donuts statt Sahnetorte aus der Vitrine.

Deilbachmühle wechselte in einer Zwangsversteigerung den Besitzer

Die Gästezahlen gingen zurück – die Betreiber gerieten in finanzielle Schwierigkeiten. Der Betrieb wurde geschlossen. Und am Ende stand 2007 die Zwangsversteigerung an. 400.000 Euro: Für diese Summe sollen ein Oberhausener Bauunternehmer und sein Sohn damals den Zuschlag erhalten haben.

Großeinsatz für die Velberter Feuerwehr am 12. Juli 2009: Restaurant und Hotel Deilbachmühle brannten lichterloh.
Großeinsatz für die Velberter Feuerwehr am 12. Juli 2009: Restaurant und Hotel Deilbachmühle brannten lichterloh. © WAZ | Uwe Vogler

Am 12. Juli 2009 heulten die Sirenen: Das Restaurant brennt

Der 12. Juli 2009 setzte der langen Geschichte des Ausflugsziels, das Generationen von Velbertern besucht hatten, ein jähes Ende. Um 4.56 Uhr heulten die Sirenen – und rissen die freiwilligen Feuerwehrleute aus dem Schlaf. Zu diesem Zeitpunkt stand das frühere Hotel und Restaurant Deilbachmühle bereits lichterloh in Flammen.

Das Archivbild zeigt, welche Zerstörung das Feuer in der Deilbachmühle in Velbert hinterließ.
Das Archivbild zeigt, welche Zerstörung das Feuer in der Deilbachmühle in Velbert hinterließ. © WAZ | Uwe Vogler

Sohn der Besitzerfamilie musste sich vor Gericht verantworten: Freispruch

Als die Löscharbeiten am Nachmittag langsam abgeschlossen werden konnten, blieben ein völlig zerstörtes Gebäude und ein immenser Schaden, der zunächst auf 600.000, später dann gar auf 1,5 Millionen Euro beziffert wurde, zurück. Kurze Zeit später wurde der Sohn der Eigentümerfamilie verhaftet. Der Vorwurf: Brandstiftung. Nach einem mehrmonatigen Verfahren wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen, ein Schuldiger wurde bis heute nicht ermittelt.

In der Folge gab es Pläne, das Gebäude wieder aufzubauen. Diese wurden jedoch bis heute nicht realisiert. Die Deilbachmühle ist über die Jahre zu einem „vergessenen Ort“ geworden: Aus den Fenstern des Gebäudes wachsen längst Birken.

Es gibt eine aktuell erteilte Baugenehmigung

Deilbachmühle: Nach dem Brand

Bereits 2015 hatte es eine Bauvoranfrage gegeben.

Diese wurde im Jahr 2017 laut Stadtverwaltung Velbert auch positiv beschieden.

Durch die Lage im Naturschutzgebiet musste jedoch auch ein „landschaftspflegerischer Begleitplan“ eingereicht werden, der vom Kreis Mettmann geprüft wurde.

Nun gibt es eine aktuelle Baugenehmigung.

Möglicherweise kommt nun aber doch Bewegung in die Sache. Auf Anfrage teilt Stadt-Sprecher Hans-Joachim Blißenbach mit: „Es gibt eine aktuelle Baugenehmigung für das Gelände.“ Wer diese wofür genau beantragt hat, darf er nicht sagen. In der Vergangenheit hieß es aber stets, dass durch die Lage im Naturschutzgebiet nur ein dem ursprünglichen Gebäude ähnelnder Neubau mit vergleichbarer Nutzung gestattet sei – also mit Gastronomie- und Hotelbetrieb und einigen wenigen Wohnungen.