Langenberg. Vor zehn Jahren brannte das Ausflugslokal Deilbachmühle in Langenberg nieder. Es folgten ein Prozess um Brandstiftung und einer um Schadensersatz
Die Rauchsäule war kilometerweit zu sehen, für die Feuerwehr war es der größte Einsatz des Jahres: Am 12. Juli 2009 brannte die historische Deilbachmühle komplett aus. Insgesamt waren mehr als 100 Feuerwehrleute im Einsatz, selbst der Deilbach musste damals angezapft werden, um genug Löschwasser zu bekommen.
Freispruch aus Mangel an Beweisen
Eigentümer der Immobilie sind nach wie vor Dieter und Christian Klapheck, Hoteliers und Immobilienmakler aus Oberhausen. Gegen Sohn Christian wurde recht bald ermittelt – wegen Brandstiftung. Neun Monate saß der Tatverdächtige in Untersuchungshaft, im September 2011 sprach ihn das Landgericht Wuppertal aber frei – aus Mangel an Beweisen; seit 2012 ist das Urteil rechtskräftig.
Ein weiterer Prozess der Eigentümer um möglichen Schadensersatz, diesmal gegen eine Versicherung, läuft noch immer. Es geht um rund 1,5 Millionen Euro – Anwalts-, Gerichtskosten und Zinsen nicht eingerechnet. Jedenfalls ist das der Wissensstand, den Thomas Fröhlich von der Stadt Velbert hat. Fröhlich arbeitet in der Abteilung Stadtentwicklung, Bauordnungsamt und befasst sich daher auch mit der Deilbachmühle.
2015 stellte der Architekt eine Bauvoranfrage
„In den letzten zehn Jahren ist einiges passiert“, sagt Fröhlich und meint damit nicht nur die beiden Gerichtsverfahren. Denn bereits 2015 stellte der Architekt Dirk Voit aus Heiligenhaus eine Bauvoranfrage. „Die wurde im Jahr 2017 positiv beschieden“, sagt Fröhlich.
Allerdings dürfe lediglich das alte Ausflugslokal wieder aufgebaut werden, also eine kleine Hotelanlage mit zwei Wohnungen und Gastronomie. „Was eben die alte Deilbachmühle ausgemacht hat“, sagt Michael Fröhlich. Zwar hatten die Eigentümer ursprünglich andere Pläne – sie wollten dort fünf Eigentumswohnungen errichten –, sind aber davon abgerückt, nachdem die Stadt Velbert der Idee eine Absage erteilt hatte.
Gebäude steht mitten im Naturschutzgebiet
Der Grund für die Einschränkung ist, dass das Gebäude in einem Naturschutzgebiet steht. „Generell darf da nicht gebaut werden“, erläutert Fachmann Thomas Fröhlich. „Aber das Bauplanungsrecht erlaubt Ausnahmen: So darf ein abgebranntes Gebäude wieder errichtet werden.“ Allerdings müsse beim Bauantragsverfahren auch ein „landschaftspflegerischer Begleitplan“ eingereicht werden.
Ob die eingereichten Pläne ausreichen, das prüft eine externe Behörde, in diesem Fall der Kreis Mettmann. Zum Jahresende 2017 reichte der Architekt nach Auskunft von Thomas Fröhlich den Bauantrag ein. „Das Verfahren dauert aber“, so Fröhlich, „einmal, weil es sich eben um ein Naturschutzgebiet handelt und zweitens, weil der Ausstand nun schon so lange dauert.“
Bewertung durch Kreis steht noch aus
Kritik an den Behörden
Schon vor dem Feuer im Jahr 2009 hat es immer wieder Kritik an Stadt und Kreis gegeben: Von illegalen Aufbauten war die Rede, von wilden Mülldeponien, von Ruhestörungen, gesperrten Wanderwegen und massiven Verstößen gegen Umweltrecht und Tierschutzgesetze.
Bei der Stadt wies man die Vorwürfe zurück. Von einer nicht abgedeckten Müllkippe wisse man gar nichts. Lediglich eine Baugenehmigung für eine „Einhausung für Müllcontainer” sei 1994 beantragt, später aber zurückgezogen worden. Für den Pferdestall sei im September 1966 eine Baugenehmigung erteilt worden sei. Die Hundezwinger seien zwar illegal errichtet worden. Man habe aber auf einen Abriss verzichtet, weil der Besitzer die Befähigung zur Ausbildung von Jagdhunden nachgewiesen habe und somit eine Genehmigungsfähigkeit für diese Aufbauten bestanden hätte.
Der Kreis wollte damals – 2009 – den Hinweisen auf eine illegale Müllkippe nachgehen.
Die Bewertung durch die Kreisverwaltung sei aber kurz vor dem Abschluss, versichert Thomas Fröhlich, noch in diesem Jahr könne wohl mit einem Ergebnis gerechnet werden. Rund 2,4 Millionen Euro wollten die Eigentümer in das Gebäude investieren, hatten Dieter und Christian Klapheck einst erklärt. Für 420.000 Euro hatten die Oberhausener die Deilbachmühle in 2007 auf einer Zwangsversteigerung erworben.
Architekt Voit und die Eigentümer waren für die WAZ nicht erreichbar.