Langenberg. . Am 15. Januar 1927 wurde in Langenberg der „Rhein-Ruhr-Sender“ eingeweiht. Aber nicht auf dem Hordtberg, sondern im Kasino der VG.
Gefeiert wird, was es eigentlich gar nicht gibt. Oder besser gesagt: So nicht mehr gibt. Waren es doch bis zum heutigen Tage sage und schreibe 14 Antennen, die die Bezeichnung „Langenberger Sender“ trugen. Dennoch ist ein Jubiläum einzigartig, das sich am kommenden Sonntag, 15. Januar, zum 90. Mal jährt: die Einweihungsfeier zur allerersten Sendeanlage auf Langenbergs Hordtberg, dem damaligen „Rhein-Ruhr-Sender“. Zwei 100 Meter hohe Stahlgittermasten, zwischen denen die eigentliche Antenne hing, mit der die „Deutsche Rundfunk Aktien-Gesellschaft“ (WERAG) Musik und Nachrichten in den Äther sendete
Die Pacht betrug im ersten Jahr 550 Reichsmark
Bereits im Spätsommer 1926 war mit dem Bau der Fundamente begonnen worden, auf denen in mehrmonatiger Arbeit die beiden Stahlgittermasten errichtet werden sollten. Erst kurz zuvor, am 22. Juli 1926, war der Pachtvertrag zwischen der „Westdeutschen Funkstunden AG“ (WEFAG), wie sie damals noch hieß, und dem Verkehrs- und Verschönerungsverein Langenberg über ein Stück des Hordtbergs abgeschlossen worden. 550 Reichsmark sollten dafür im ersten Jahr fällig werden, die Pacht in jedem Jahr des bis April 1938 laufenden Vertrages um je 100 Reichsmark erhöht und bei 1050 Reichsmark „gedeckelt“ werden.
Dass Langenberg sich tatsächlich gegen eine gewaltige Konkurrenz deutlich größerer Städte durchgesetzt hatte, die sich ebenfalls als Standort für den Sender beworben hatten, hielten viele Langenberger zunächst für einen Aprilscherz. Letztlich aber hatte die exponierte Lage des 244 Metern hohen Hordtbergs als letzte größere Erhebung südlich des Ruhrgebiets den Ausschlag gegeben.
Zur Premiere gab’s Bachs Brandenburgisches Konzert
Wenige Monate später war es dann tatsächlich so weit. „Die Unterzeichner geben sich die Ehre, zur Eröffnung des Rhein-Ruhr-Senders auf Sonnabend, den 15. Januar, vormittags 12 Uhr in das Kasino der Vereinigten Gesellschaft Langenberg einzuladen“, lautete dann im Januar 1927 die Einladung an Langenbergs Honoratioren, die von den Oberpostdirektionen Düsseldorf und Köln und der WERAG unterschrieben war.
Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 3“, im großen Sendesaal in Köln vom großen Rundfunkorchester gespielt, war das erste, was von dieser Feierstunde in den Äther ging. Später wurde auch die Festrede aus der VG übertragen. Dass es mit dem Senden klappte, war freilich schon vorher ausprobiert worden: Seit Dezember 1926 schon hatte der Sender versuchsweise den Betrieb aufgenommen.
Acht Jahre standen diese beiden Sendermasten auf dem Hordtberg – bis sie 1934 durch einen 160 Meter Holzmasten ersetzt und abgebaut wurden. Dessen „Halbwertszeit“ allerdings war noch kürzer: Ein Orkan zerstörte ihn im Oktober 1935 – kaum ein Jahr, nachdem der „Langenberger Sender Nr. 2“ auf Sendung gegangen war.
Buch erzählt die Sendergeschichte auf 263 Seiten
Die ganze Geschichte des Senders hat der Langenberger Heimatforscher Jürgen Lohbeck in seinem Buch „Der Langenberger Sender – 1926 bis heute“ aufgezeichnet. Das Buch ist im vergangenen Jahr im Scala Verlag Velbert erschienen und zum Preis von 29,80 Euro im Buchhandel erhältlich. Die ISBN lautet 978-3-9816362-7-7.
Auf 263 Seiten erzählt Lohbeck die „Geschichte des Wahrzeichens einer Region im Kontext mit der Rundfunkhistorie in Deutschland“, wie im Untertitel erläutert wird. Mit 472 Bildern, mehreren Karten und vielen technischen Erläuterungen gibt das Buch auch einen überaus informativen Abriss über die Geschichte des Radios in Deutschland.
Zum Jahrestag plant der WDR einen vierminütigen Beitrag am Freitag, 14. Januar, 19.30 Uhr in der Lokalzeit Bergisches Land