Langenberg. Der Langenberger Stefan Overkamp ist mit elf anderen einer Bürger-Energie-Genossenschaft beigetreten. Doch was genau macht die eigentlich?

Städte haben kein Geld, die Angestellten nicht zwingend Ahnung von Solarenergie - aber es gibt jede Menge Fläche, die theoretisch für Photovoltaik zur Verfügung stünde. „Und da wollten wir unter die Arme greifen“, sagt Matthias Chantrain. Er ist IT-Vorstand der BEG-58. BEG steht für Bürger-Energie-Genossenschaft, die 58 für den Postleitzahlenbereich, in dem die Genossenschaft aktiv ist. Was das jetzt mit Langenberg zu tun hat? Eine ganze Menge.

„Im Februar 2023 haben wir bei Alldie eine Veranstaltung zum Thema planetare Grenzen ausgerichtet“, sagt Stefan Overkamp. Er ist Diplom-Ingenieur für Raumplanung, Mitglied der Grünen und so sind Themen wie Umwelt- und Klimaschutz natürlich auch sein Metier. „Nach dieser Veranstaltung haben ein Freund und ich überlegt, was wir hier vor Ort tun können“, fährt der Langenberger fort.

Langenberger wollten eigene Genossenschaft gründen

Die Idee, eine Genossenschaft zu gründen, „die hatten wir recht schnell“, sagt er. Also hätten die beiden einen Aufruf gestartet: Wer Interesse hat mitzumachen, bitte melden. Im April habe es dann ein erstes Treffen gegeben. „Dort haben wir ins Thema eingeführt: Was ist überhaupt eine Genossenschaft und solche Sachen haben wir besprochen.“

Mit den Stadtwerken Velbert möchte die BEG kooperieren - „wir sind keine Konkurrenz“, sagt Genossenschafts-Sprecher Josef Quanz.
Mit den Stadtwerken Velbert möchte die BEG kooperieren - „wir sind keine Konkurrenz“, sagt Genossenschafts-Sprecher Josef Quanz. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Die anschließende Recherche mit Anrufen in Solingen und im Kreis Steinfurt habe ergeben: „Da steckt eine ganze Menge Arbeit hinter.“ Und dann sei er auf die BEG-58 gestoßen. Es kam zu ersten Kontakt. „Wir haben dann beschlossen, dass der Aufwand viel zu groß ist, eine eigene Genossenschaft zu gründen“, sagt Stefan Overkamp.

Das Resultat: Ende Oktober gab es ein Treffen mit dem Vorstand der BEG-58, schließlich schlossen sich zwölf neue Mitglieder der Genossenschaft an. „Die meisten kommen tatsächlich auch aus Langenberg und Neviges. Ein paar auch aus Mitte“, sagt Stefan Overkamp.

Genossenschaft baut, installiert und betreibt PV-Anlagen

Doch was genau macht diese Genossenschaft nun? „Wir pachten Dächer, errichten dort eine Photovoltaikanlage und betreiben die dann auch“, erläutert Josef Quanz, der Pressesprecher der Genossenschaft. Der Eigentümer des Dachs erhält eine Pachtgebühr, die Genossenschaft verkauft den Strom an den lokalen Erzeuger. Aus den Einnahmen erhalten Genossinnen und Genossen eine Dividende, „die sollte pro Jahr drei Prozent betragen“, erläutert der Pressesprecher.

Die Bürger-Energie-Genossenschaft BEG-58 hat etwa in Ennepetal-Voerde bereits zahlreiche Dächer von Häusern der Baugenossenschaft „Die Voerder“ mit PV-Anlagen versehen.
Die Bürger-Energie-Genossenschaft BEG-58 hat etwa in Ennepetal-Voerde bereits zahlreiche Dächer von Häusern der Baugenossenschaft „Die Voerder“ mit PV-Anlagen versehen. © WP | BEG-58

So läuft es zumindest in der Regel. „Es gibt auch Ausnahmen“, sagt Josef Quanz. So habe die BEG etwa eine PV-Anlage auf einem Pflegeheim errichtet. Der Strom wird direkt eingespeist, da die Einrichtung einen hohen Strombedarf hat. Ganz wichtig dabei, sagt IT-Vorstand Matthias Chantrain: „Wir bauen nicht auf privaten Dächern.“

Genossenschaft unterstützt Fachleute

Wobei das „wir“ sich momentan auf die Mitarbeit beim Bau beziehe, schränkt er ein. „Es sind bislang immer Solarteure dabei. Die bauen die Anlagen auf und übernehmen auch die Garantie.“

Die Mitglieder der Genossenschaft - allesamt ehrenamtlich unterwegs - sind aber dabei und packen mit an, reichen Module an, räumen Verpackungen weg, „erledigen die mechanische Arbeit“, führt Matthias Chantrain aus. Den Anschluss der Anlagen übernehme bei Wechselstrom noch der Elektriker. „Noch“, betont der IT-Vorstand der BEG-58, „wir arbeiten daran, dass wir das auch erledigen können. Bei Gleichstrom-Anlagen sind wir schon so weit.“

Infoveranstaltung im Alldiekunsthaus

Was die Langenberger (Velberter) Genossinnen und Genossen nun planen, das gibt es am kommenden Dienstag, 23. Januar, zu erfahren: um 18.30 Uhr laden Stefan Overkamp und seiner Mitstreitenden ins Alldiekunsthaus zu einer Informationsveranstaltung ein. Mit dabei sein wird dann auch der städtische Dezernent Jörg Ostermann.

Matthias Chantrain (2. von rechts) ist IT-Vorstand der BEG-58. Er bietet auch Workshops an, zum Beispiel zu Steckersolaranlagen - demnächst vielleicht auch in Langenberg und Velbert.
Matthias Chantrain (2. von rechts) ist IT-Vorstand der BEG-58. Er bietet auch Workshops an, zum Beispiel zu Steckersolaranlagen - demnächst vielleicht auch in Langenberg und Velbert. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Wir wollen unter anderem klären, inwieweit die Stadt Velbert Dachgeber werden kann“, blickt der Langenberger auf das Programm des Abends. „Dann müssen wir recherchieren, wen wir vor Ort alles einbinden können.“ Heißt: „Welche Solarteure gibt es in Velbert, welche Dachdecker und anderen Handwerker kommen für eine Zusammenarbeit in Frage?“ Außerdem gehe es darum, sich mit anderen Gruppen zu vernetzen, die sich ähnliche Ziele gesteckt hätten, „etwa mit dem Stammtisch der E-Mobilisten oder der Bürgersolarberatung.“

Wer bei der Infoveranstaltung dabei sein möchte, muss sich nicht anmelden, sondern kann einfach ins Alldiekunsthaus an der Wiemerstraße 3 kommen. Weitere Informationen zu der Bürger-Energie-Genossenschaft gibt es auf deren Homepage: www.beg-58.de.

>>> Die BEG-58

Die Bürger-Energie-Genossenschaft 58 gibt es seit 2010 und ist in Hagen gegründet worden. Die BEG hat sich dabei drei Hauptziele gesetzt.

Ziel Nummer eins ist der Umwelt- und Klimaschutz. Zweitens sollen regionale Unternehmen eingebunden und der Strom auch regional geerntet werden. Und zu guter Letzt sollte eine Genossenschaft auch rentabel sein.

Inzwischen gehören 723 Genossinnen und Genossen der BEG-58 an (Stand Januar 2024). Fast 140 Photovoltaikanlagen hat die BEG gebaut, installiert und betreibt sie auch derzeit. Die produzierte Strommenge könnte 1500 Haushalte ein Jahr lang mit Energie versorgen.