Velbert. Gemälde muss man im Velberter Schloss- und Beschlägemuseum mit der Lupe suchen. Das ändert sich aber bald gründlich und zwar gleich 55-fach.
Bilder sind im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum eher die ganz große Ausnahme. Klar, da wäre wohl die große grafische Sammlung, aber Gemälde? Eigentlich sind da nur das Porträt eines unbekannten Schlossmachers von einem ebenso unbekannten Künstler und eine Velberter Ansicht. Das war’s. Aber ganz bald bekommen diese beiden Raritäten gute und große Gesellschaft. Dafür sorgt die nächste Sonder-Ausstellung des Bergischen Geschichtsvereins (BGV/Abteilung Velbert-Hardenberg), die herzlich wenig mit Erfindergeist, Technik und Co. zu tun hat. Vielmehr macht sich „Velbert in der Malerei des 19. bis 21. Jahrhunderts“ in der Villa Herminghaus breit. Mit 55 Werken. Die Vorbereitungen laufen.
Schauen und Velbert entdecken
Klaus Saeger schaut auf den Hängungsplan. Dort hat schon jedes Werk seinen ausgeguckten festen Platz. „Ob’s auch wirklich so passt, sehen wir dann ja“, meint der ehemalige Oberstudienrat am Gymnasium Langenberg für Deutsch und Musik, der zudem Kunstgeschichte studiert hat und dem BGV-Vorstand angehört. Spielten bei der letzten Sonderschau mit ihren schönen und interessanten Exponaten zu „Burg und Schloss Hardenberg - Geschichte zweier Adelssitze“ Texte eine wichtige Rolle, so geht es jetzt in erster Linie ums Schauen und Entdecken.
Wenig Texte, kurze Rede
Saeger, der sämtliche Recherchen und das Kuratieren von der Themenfindung über Finden und Auswahl der Werke bis zur Korrespondenz mit den Leihgebern und dem Texten - „Das wird ein schöner Katalog“ - alleine gewuppt hat, will auch seine Eröffnungsrede am 1. März bewusst kurz halten. Ab dem 2. sind die Velbert-Ansichten dann regulär zugänglich.
Öfter mal was Neues
„Das ist mal was anderes in unserem Hause; wir haben ja schon bis 2025 durchgeplant“, kommentiert bzw. erläutert Dr. Yvonne Gönster. Die Museumsleiterin (seit September 2021) betreut, prägt und entwickelt das in Deutschland einmalige Industriemuseum mit einem incl. FSJlerin und Volontärin insgesamt siebenköpfigen Team. „Aber als BGV-Ausstellung geht das“, habe sie Saeger bei seiner Anfrage gesagt. Der steckt jetzt schon seit drei Jahren in der Arbeit.
Die Skyline anno 1840
Wer Sinn für und Spaß an Geschichten hinter der Geschichte hat, ist in der Villa sowieso richtig. Das gilt nicht zuletzt für das „erste und vielleicht auch wichtigste“ Bild von Carl Hess - in der Zeit der Romantik/Düsseldorfer Malerschule laut Saeger um die 1840 entstanden - „Velbert vom Berg aus gesehen“. Mit damaliger „Skyline“, mit Offerbusch, Poststraße etc. Vielfach gezeigt und vielfach verwendet, manchem eine Portion zu kitschig und zu idyllisch. Es soll eng mit der Velberter Familie Mohn zusammenhängen, genauer: mit Friedrich Mohn. Er war Pfarrer in Duisburg, hat damals eine Heimatschrift verfasst, „brauchte dafür ein Bild und hat deshalb Carl Hess“ angesprochen.
Fünf Abschnitte und Bereiche
Die Malerei-Ausstellung mit ihren Aquarellen, Ölgemälden, Zeichnungen und Skizzen dreht sich komplett um Velbert-Mitte und ist in fünf Abschnitte bzw. Themenbereiche gegliedert: Gesamtansichten der Stadt, Alter Stadtkern und das Milchstraßen-Viertel, Industrieanlagen, Gebäude in der Innenstadt und schließlich Höfe, Kotten und das Umland. Die Spannbreite ist groß, erst ab den Jahren 1890/91 kommen die ersten ortsansässigen Künstler hinzu. Auf die Frage nach dem jüngsten Werk und seinen Urheber nennt Saeger zunächst den weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Klaus Fußmann, um sich jedoch flugs zu korrigieren: „Ach nee, das ist von Werner Momberg.“
Tief in den Kisten des Hauses gegraben
Bis einschließlich 14. Januar - die Wochen danach wird abgebaut, umgestaltet und neu aufgebaut - besteht noch Gelegenheit, in die derzeitige Sonderausstellung zu gehen. Yvonne Gönster hat für „Von Liebe, Macht und Glück – Die Symbolik des Schlüssels“ intensiv in den Kisten des Hauses gegraben, dort wahre Schätzchen zutage gefördert und präsentiert sie ansprechend. Dort erfahren die Besucher auch, was Velbert mit dem Reichstag in Berlin und dem Kanzleramt zu tun hat.
>>> Anmelden für die Sonntagsführung
Gleich am kommenden Wochenende steht wieder eine Sonntags-Führung durch die Dauerausstellung auf dem Programm. Los geht’s am 7. Januar um 15 Uhr unter dem Motto „Spannende Entdeckungsreise durch 4000 Jahre Erfindergeist im Dienste der Sicherheit“. Teilnahme mit Anmeldung per E-Mail an museums@velbert.de. Es ist lediglich der Eintritt zu zahlen.
Die regulären Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr (auch an vielen Feiertagen). Kontakt auch telefonisch unter 02051-262285.