Neviges. Ein Wirt aus Velbert-Neviges lädt zu Weihnachten einsame und bedürftige Menschen ein. Er tut das aus Dankbarkeit. „Uns geht es so gut.“

An der Fensterscheibe des Imbiss-Restaurants hängt ein zerknitterter handgeschriebener Zettel. Vier Sätze, schlicht und zu Herzen gehend, in denen die ganze Weihnachtsbotschaft verpackt ist: „Für Menschen, die Draussen leben. Essen und Trinken Gratis. Wer an Weihnachten alleine ist: Gerne vorbeikommen. Wir feiern zusammen.“ Absender ist Mervan Akkoyun, Wirt von „Mek‘s Pizza House“ gegenüber des Klosters. Mek, so sein Spitzname, hat diesen Zettel auch in den Flur jenes Hochhauses gehängt, in dem er mit seiner Frau lebt. Drei Tage lang, Heiligabend sowie am ersten und zweiten Weihnachtstag, öffnet er sein Lokal für Menschen, die kein Geld, keine Familie, vielleicht auch keine Freunde haben. Deren Leben, aus welchen Gründen auch immer, aus den Fugen geriet.

Obdachlose müssen nichts zahlen in „Mek‘s Pizza House“.
Obdachlose müssen nichts zahlen in „Mek‘s Pizza House“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Wirt in Velbert ist dankbar und zufrieden

„Ich kann es nicht haben, wenn jemand alleine ist. Man muss den Leuten doch helfen“, sagt der 26-jährige Velberter mit türkischen Wurzeln. Und daher bekommt – neben dem laufendem Restaurant-Betrieb – jeder Bedürftige über Weihnachten gratis ein frisch zubereitetes Gericht. „Etwas, das wir mit wenig Aufwand machen können. Zum Beispiel Gemüse überbacken mit Käse oder einen türkischen Eintopf“, sagt Mervan Akkoyun, dem der ganze Rummel um seine Person fast ein bisschen unangenehm ist. „Ist doch selbstverständlich, dass man sich hilft. Uns geht es gut. Wir haben zu essen, haben eine warme Wohnung, wir haben doch alles. Ich brauche keinen Luxus, man muss mit dem zufrieden sein, was man hat.“

Seit einem Jahr betreibt Mervan Akkoyun sein „Mek’s Pizza House“ in der Klosterstraße in Velbert-Neviges.
Seit einem Jahr betreibt Mervan Akkoyun sein „Mek’s Pizza House“ in der Klosterstraße in Velbert-Neviges. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Eltern haben beim Gastro-Start geholfen

Mervan Akkoyun ist glücklich mit Ehefrau Nazli. Beim Start des Restaurants hat auch Mutter Fatima viel geholfen.
Mervan Akkoyun ist glücklich mit Ehefrau Nazli. Beim Start des Restaurants hat auch Mutter Fatima viel geholfen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Und Mek ist nicht nur zufrieden, er ist glücklich. Über seine Frau Nazli, darüber, bald Familienzuwachs zu haben. Ist dankbar, dass sich die ganze große Familie gut versteht, sein großer Traum eines eigenen Lokals vor einem Jahr in Erfüllung ging. „Meine Mutter und mein Vater haben mir beim Start viel geholfen, vor allem Mama. Familie ist so wichtig, ich habe selbst vier Geschwister, auch viele Onkel und Tanten.“ Die Vorstellung, dass jemand zu Weihnachten alleine zu Hause hockt, ist für Mek nur schwer zu ertragen. Zwar sei er Moslem, aber ein ganz klein wenig Weihnachten feiere auch er, seinen zwei kleinen Nichten zuliebe: „Die gehen in die Kita, kriegen ja vieles mit, wenn über Weihnachten gesprochen wird. Die sollen nicht außen vor bleiben.“

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Ein großes Herz für arme Menschen

Aber klar, Weihnachten feiern im großen Stil, das falle schon weg, kein Weihnachtsbaumkauf, keine Geschenke-Jagd. Mek könnte es sich also auch einfach mal nett machen über die Feiertage, sich ausruhen. Aber nein. „Ich hab ja Zeit, öffne deshalb an allen drei Tagen.“ Zum einen für den ganz normalen Restaurant-Betrieb, es sei ja sein erstes Weihnachten im eigenen Restaurant, man müsse abwarten, wie das Geschäft laufe. Und er wolle eben einsamen und armen Menschen helfen. „Wenn ich nicht zu viel in der Küche zu tun habe, setze ich mich gerne dazu, ein bisschen quatschen. Denn darum geht es ja: Keiner soll alleine bleiben.“ Sein riesengroßes Herz zeigt Mek übrigens nicht nur zum Fest der Liebe. So hängt im Lokal ein kleiner Zettel am Salatbuffet, dass Menschen ohne Geld und Obdachlose nichts zahlen müssen: „Letztens kam ein Mann herein, der hatte ein Gyros bestellt, kramte dann bei der Rechnung nach Kleingeld“, erzählt Mek. „Ich hatte schon vorher das Gefühl, dass er wenig hat und hab auf den Zettel gezeigt.“ Der Gast habe nur leise gesagt: „Ich habe das wohl gesehen, aber ich schäme mich.“ So etwas berühre ihn. „Niemand muss sich deshalb schämen, jeder kann in Not geraten.“

Jugendtreff mit Kicker-Tisch

Und auch an seinem einzigen freien Tag denkt Mek, die gute Seele von Neviges, an hilfsbedürftige Menschen: Dann legt er nicht etwa die Füße hoch, sondern kocht frühmorgens, füllt die Speisen in fest verschließbare Aluschälchen und fährt damit gemeinsam mit seiner Frau zu bekannten Obdachlosen-Treffpunkten in Wuppertal und Essen. „In Velbert kenne ich die Szene nicht, da scheint es nicht so viele zu geben.“ Gedanken macht sich der Gastronom mit dem großen Herzen auch um die Jugendlichen in Neviges. Um die „von der Straße zu holen“, wie er sagt, stellt er seinen Gastraum als eine Art Jugendtreff zur Verfügung. Mit Kicker-Tisch, Box-Automat und Video-Spielen. „Das Jugendzentrum macht ja um 20 Uhr zu, hier können sich die jungen Leute bis 22 Uhr treffen und es wird kein Alkohol getrunken.“ Auf sein soziales Engagement angesprochen, meint Mek nur bescheiden: „Ich mache das alles gern. Ich hab seit einem Jahr den Grill-Imbiss, das läuft ganz gut. Dafür bin ich dankbar.“

Alle Speisen auch zum Mitnehmen

„Mek’s Pizza House“, Klosterstraße 2. Geöffnet: Dienstag bis Samstag 14 bis 22 Uhr; Sonntag 13 bis 22 Uhr; Montag Ruhetag. Alle Speisen sind auch zum Mitnehmen.

Kontakt telefonisch unter 0151 1230 9071, Bestellung per Whats App unter 0157 8398 8670.