Velbert. Vom Freizeitbad bis hin zum Sauna-Wellnesstempel: Die Entwürfe für die schönsten Schwimmbäder und Thermen Deutschlands entstehen oft in Velbert.

Zum Einstieg eine Quizfrage mit viel Lokalkolorit, die zumindest für kundige Velberter nicht unlösbar ist: Was haben wohl das ev. Gemeindehaus und das Hospiz an der Oststraße, das BKS-Hochhaus sowie das ursprüngliche und das heutige Parkbad oder – um noch weiter zurück in die Geschichte zu gehen – so manche Industriebauten im Stadtgebiet gemeinsam?

Nun, hinter allen steckt immer ein Krieger. Ganz zu Anfang war es Karl, in der folgenden Generation Friedhelm und aktuell, in der dritten Architekten-Generation, ist das Michael Krieger. In diesem Jahr feiert das Büro „Krieger Architekten/Ingenieure GmbH“, das seinen wirklich schicken Hauptsitz in der so genannten „Alten Faktorei“ an der Blumenstraße und somit mitten in der Stadt hat, den 90. Geburtstag.

Und mit dem Projekt der „Silvretta Therme“ in Ischgl hat das Team jüngst bei einem renommierten Wettbewerb in der Kategorie Schwimmbad unter insgesamt 88 Teilnehmern aus 22 Ländern den ersten Platz gemacht.

Velberter arbeiten mit Wasser in jeder Form

In der Velberter Innenstadt, an der Blumenstraße, hat das Büro „Krieger Architekten/Ingenieure GmbH“ seinen Hauptsitz. Niederlassungen gibt es in Koblenz und Euskirchen.
In der Velberter Innenstadt, an der Blumenstraße, hat das Büro „Krieger Architekten/Ingenieure GmbH“ seinen Hauptsitz. Niederlassungen gibt es in Koblenz und Euskirchen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für das Velberter Büro, das gegen knapp zehn Konkurrenten den Auftrag bekommen hatte, ist der Ende 2022 eröffnete Thermen-Komplex ein wahrer Meilenstein, nicht nur wegen des hervorragenden Abschneidens, sondern auch ob dessen bislang größten Netto-Bauvolumens in Höhe von 75 Millionen Euro. „Ne richtige Nummer“, findet Sebastian Neuhaus, einer der fünf Geschäftsführer: „Wir können alle Aggregatszustände“, sagt er stolz. „Wer mit gefrorenem Wasser arbeiten kann, kann’s auch mit warmem“, ergänzt Michael Krieger.

Betriebsausflug im Doppeldecker

Michael Krieger zeigt Bilder der Silvretta Therme in Ischgl – dem mit einem Netto-Bauvolumens in Höhe von 75 Millionen Euro bisher größten Krieger-Projekt.
Michael Krieger zeigt Bilder der Silvretta Therme in Ischgl – dem mit einem Netto-Bauvolumens in Höhe von 75 Millionen Euro bisher größten Krieger-Projekt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und dann erzählt der Geschäftsführer (66), dass das Team nach dem Erfolg mit einem Doppeldecker-Bus nach Österreich gefahren ist, um in Ischgl zusammen einen Tag „auf dem Berg und einen in der Therme“ zu verbringen. Dort erstrecken sich die Nutzungen, den bereits erwähnten Aggregatszuständen von Wasser zugeordnet, über drei Ebenen: Eis bei der Schlittschuhbahn, Wasser der Therme und Dampf in der Sauna-Welt. Ausrichter des Wettbewerbs, bei dem die Palette von der Reithalle bis zum Fußballstadion ging, war laut Büro die „IAKS“ („International Association for Sports and Leisure Facilities“ bzw. „Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen“).

Grundstein für eine Erfolgsgeschichte

Hier an der Parkstraße hat Friedhelm Krieger einst sein allererstes Hallenbad gebaut. Jahre später wandelte sein Sohn Michael es mit seinem Team in ein Ganzjahresbad um, so wie es fast jeder Velberter kennt.
Hier an der Parkstraße hat Friedhelm Krieger einst sein allererstes Hallenbad gebaut. Jahre später wandelte sein Sohn Michael es mit seinem Team in ein Ganzjahresbad um, so wie es fast jeder Velberter kennt. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

„Glück gehabt“ ist das Buch mit den Lebenserinnerungen Friedhelm Kriegers getitelt. Aber es war wohl noch viel mehr erforderlich, dass die Velberter mittlerweile mehr als 300 kommunale Bäder gebaut haben; noch vor fünf Jahren waren es erst 250. Der Genannte baute damals an der Parkstraße das Hallenbad – es war sein erstes –, wo es als Vorgänger ein Freibad gegeben hatte, und legte damit quasi den Grundstein für die Spezialisierung und Erfolgsgeschichte der Velberter Experten. „Die Stadt ist damals auf ihn zugekommen“, erzählt sein Sohn Michael. Er sollte viele Jahre später mit seinen Leuten aus dem Standort ein Ganzjahresbad machen.

Vieles läuft über Mundpropaganda

Die Architekten Michael Krieger, Jochen Batz und Sebastian Neuhaus (v. li.) gehören zu der fünfköpfigen Geschäftsführer-Riege.
Die Architekten Michael Krieger, Jochen Batz und Sebastian Neuhaus (v. li.) gehören zu der fünfköpfigen Geschäftsführer-Riege. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„80 bis 90 Prozent unseres Tagesgeschäfts sind Bäder“, resümiert Jochen Batz im Gespräch. Er komplettiert mit Thamas Kalman und Robert Jöres die fünfköpfige Riege der Geschäftsführer. Bauherren seien überwiegend Kommunen und Stadtwerke. Vieles funktioniere einfach über Mundpropaganda, und mittlerweile sei es so, „dass eben viele den Namen Krieger im Kopf haben, wenn es um Bäder geht“. Ja, mitunter seien Auftraggeber geradezu enttäuscht, „wenn sich unser Büro nicht an ihrer Ausschreibung beteiligt“.

Alltagserfahrungen fließen direkt in die Planung ein

„Orte interpretieren und Orte verstehen.“ Das ist Sebastian Neuhaus zufolge Credo und grundlegende Devise zugleich bei der Arbeit. „Der Entwurf muss zum Ort passen“, betont er, ebenso den Stellenwert des regionalen Bezugs. Das gelte für Baustoffe, Farben, Formen etc. Hinzu kommt: Die zu 100 Prozent Krieger-Architekten zugehörige „Deutsche Sportstätten Betriebsgesellschaft“ (Schwimmbäder, Saunen, Eishallen) mit Sitz in Herne sorgt dafür, dass die dort in der Praxis gesammelten Alltagserfahrungen ungefiltert und ohne Umwege auf dem Tisch der Planer des Büros landen. Michael Krieger: „Ob Fliesen, Fugen oder Hochdruckreiniger – auf diesem Weg werden Planung und Betrieb thematisch frühzeitig verbunden. Das hilft ungemein, eine optimal nutzbare Immobilie im Sinne der Nutzer zu gestalten.“

Eng mit der Stadt Velbert verbunden

Velbert sei natürlich nicht der Nabel der Welt, sagt er auf Nachfrage. „Aber ich habe persönlich nie an Velbert gezweifelt. Unser Standort hat eben auch viele Vorteile.“ Das Büro sei eng mit der Stadt verbunden und sei hier schließlich auch gewachsen.

>>> Gute Leute sind immer gefragt

Zu „Krieger Architekten/Ingenieure“ gehören einschließlich der Niederlassungen Koblenz und Euskirchen 64 Mitarbeiter. Beileibe nicht nur Architekten, sondern ebenso auch Bautechniker, Bauzeichner und Statiker. Vertreten sind zehn Nationalitäten, der Frauenanteil dominiert mit 65 Prozent.

Hinzu kommt noch das eigene Haustechnik-Büro „DTF“ mit 25 Beschäftigten.

„Wir suchen immer gute Leute“, sagt Geschäftsführer Jochen Batz und nennt aktuell z. B. Projektleiter und Konstruktionsarchitekten. Interessenten kontakten per E-Mail an .