Velbert. Über 50 Jahre hat es Am Lindenkamp gestanden, jetzt wird Velberts altes Baudezernat abgerissen. So ist der genaue Ablauf für den Abriss geplant.

Hauptsächlich liegt es natürlich in der Verantwortung von Swetlana Kebsch, dass im Stadtgebiet Bauwerke wie Brücken und Stützwände stabil und standsicher sind. Aber die Abteilung, die die Bauingenieurin bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV) leitet, umfasst neben Brücken und Straßen eben auch Facility – also Gebäude und Infrastruktur der TBV. Deshalb ist Kebsch aktuell Am Lindenkamp für den Abriss des alten Baudezernates zuständig. Richtig sichtbar wird das nahende Ende des dreigeschossigen Verwaltungsgebäudes von anno 1971 allerdings erst Mitte Oktober, wenn der „richtige“ Abbruch läuft.

Seit ein paar Tage arbeiten sich dort die Leute der beauftragten Firma nämlich zunächst innen vor.

Viele Velberter nehmen Anteil

An der in der obersten Etage ein Stückchen aufgebrochenen Fassade der Rückseite lehnt ein Teleskoplader an. „Die Leute demontieren Einbauteile, entrümpeln, nehmen Decken und Leuchten raus, bauen Gipswände aus“, schildert Kebsch das Vorgehen. Schadstoffe würden gesondert ausgebaut und entsorgt, in speziellen Säcken mit Kennzeichnung, „sorgfältig und gesundheitssicher“. Man habe es bei diesen Baujahren halt mit vielen Schadstoffen zu tun, sagt die Fachfrau. Sie nennt künstliche Mineralfaser (KMF), polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und – ebenfalls wenig überraschend – Asbest. Die Fugen zwischen den Waschbetonplatten an Gebäudefront und -rückseite müssen ausgekratzt, das Material entsorgt werden.

Konzept und Gutachten

Nicht alle Schäden und Mängel sind – so wie dieser hier – auf Anhieb ersichtlich. Aber die Liste ist auf jeden Fall erschreckend lang.
Nicht alle Schäden und Mängel sind – so wie dieser hier – auf Anhieb ersichtlich. Aber die Liste ist auf jeden Fall erschreckend lang. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Im Vorfeld ist eigens ein Abbruchentsorgungskonzept erstellt worden, sind Baustoffe beprobt worden. Zudem wurde ein Bodengutachten erstellt, um zu schauen, was darunter ist und was man künftig mit der Immobilie machen könnte. „Es gab wohl verschiedene Ideen, sie sind aber verworfen worden. Aktuell gibt es keine konkreten Ansätze für die Verwendung.“

Das Aus schnell beschlossen

„Schrottimmobilie“, „Bruchbude“ und „nix wie weg damit“ hatte es Ende 2022 im TBV-Verwaltungsrat geheißen, dessen Mitglieder nach einem Ortstermin mit Besichtigung der Immobilie anschließend dann gleich nebenan ohne lange zu fackeln einstimmig den Abriss beschlossen. Der Entscheidung lag eine mehrseitige, bebilderte Bestandsaufnahme zugrunde mit einer ellenlangen Auflistung von beträchtlichen Schäden und Mängeln. Bis hin zu Aspekten der Stand- und Verkehrssicherheit. Das Fazit: „In diesem Zustand ist die Vermietung bzw. Nutzung des Gebäudes nicht möglich.“

Kosten liegen deutlich unter alter Annahme

Swetlana Kebsch leitet die Abteilung Brücken, Straßen, Facility. Das Foto zeigt die Bauingenieurin bei einer Besucherführung im TBV-Heizungskeller.
Swetlana Kebsch leitet die Abteilung Brücken, Straßen, Facility. Das Foto zeigt die Bauingenieurin bei einer Besucherführung im TBV-Heizungskeller. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Sanierungskosten wurden in der Sitzung auf „mindestens 1,5 Millionen Euro“ veranschlagt, die voraussichtlichen Abbruchkosten mit 560.000 Euro beziffert. Hierbei kommen die TBV allerdings letztlich eine ganze Ecke günstiger weg. Swetlana Kebsch nennt nämlich die Summe von 200.000 für den reinen Abriss. „Es haben sich viele beworben“, berichtet sie über die öffentliche Ausschreibung. Eine Firma aus Stadtlohn bekam den Zuschlag. „Die Firma ist top, die hauen echt ran und arbeiten sorgfältig.“

Tausende Kubikmeter Material

Und sie arbeiten sich von hinten nach vorn, bis im Oktober dann seitlich der Besucherparkplatz und die Grünfläche davor gesperrt werden. Der Abbruch werde drei bis vier Wochen dauern, schätzt die Bauingenieurin. Dreigeschossig, teilunterkellert, 60 Meter lang, 15 breit und elf hoch, überwiegend aus Stahlbeton-Fertigteilen – das sind gut und gerne 11.500 Kubikmeter Abbruch-Material.

Lebhaftes Interesse

Gut möglich, dass sich dann auch Schaulustige Am Lindenkamp einfinden. Denn Swetlana Kebsch hat schon eine Menge Interesse erlebt: „Ich bin überrascht, wie viele Menschen doch das Gebäude kennen und Anteil nehmen.“

>>> Grundstück und Gebäude gehören den TBV

Das Verwaltungsgebäude Am Lindenkamp 31, aus früherer Zeit gemeinhin als „Baudezernat“ bekannt, gehört mitsamt Grundstück den TBV.

Dort hatten einst u. a. Mitarbeiter der gesamten Bauaufsicht, vom Hochbau- und Vermessungsamt, Planungsamt, Tiefbauamt und von den TBV ihre Arbeitsplätze. Später wurde das Haus zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Das Grundstück Am Lindenkamp 31 summiert sich zusammen mit sämtlichen vermieteten Flächen auf 29.000 qm. TBV-Betriebshof und zugehörige Gebäude stehen auf insgesamt 23.000 qm.