Velbert. Es gibt haufenweise Mängel und Schäden. Es geht auch um Stand- und Verkehrssicherheit. Das Los von Velberts altem Baudezernat ist besiegelt.
Dort stand mal der Schreibtisch von Sven Lindemann – heute Vorstand der Technischen Betriebe Velbert (TBV), dort hatte auch Dirk Lukrafka – heute Bürgermeister und somit auch Vorsitzender des TBV-Verwaltungsrates – mal sein Büro. Die Rede ist von dem dreigeschossigen Verwaltungsgebäude Am Lindenkamp 31, gebaut in den 1970er Jahren und aus früherer Zeit gemeinhin als „Baudezernat“ bekannt. Es gehört den TBV. Das Haus hat nicht nur sichtlich seine besten Zeiten schon längst hinter sich, sondern seine Zeit läuft jetzt auch endgültig ab. Der TBV-Verwaltungsrat hat einstimmig seinen Abriss beschlossen. Das soll erklärtermaßen kurzfristig passieren.
Bruchbude im Velberter Gewerbegebiet
Manche werten es als Schrottimmobilie, Michael Schmidt (CDU) nannte das Gebäude am Donnerstagabend in der Sitzung Bruchbude und machte es kurz: „Na denn los.“ Das Haus sei beim letzten Besuch schon abgängig gewesen, meinte Volker Münchow (SPD) und plädierte mit seiner Fraktion dafür, dass das Grundstück – es misst rund 2000 qm – zumindest zunächst einmal in der Hand der Stadt oder einer ihrer Töchter bzw. Gesellschaften bleiben solle. Einige Verwaltungsratsmitglieder hatten zuvor an einem Ortstermin teilgenommen und konnten dabei – einen guten Steinwurf vom Sitzungssaal entfernt – gleich nebenan mit eigenen Augen sehen, was das TBV-Sachgebiet Brückenbau und Stützwände in seiner mehrseitigen, bebilderten Bestandsaufnahme dargelegt hat.
Ellenlange Liste mit Mängeln und Schäden
Die Kette der Mängel und Schäden, sie ist lang. Richtig lang. So wäre im Bereich der Betonkassetten-Fassade ein vollflächiger Austausch fällig, die Klinkerfassade auf der Südseite löst sich, an anderer Stelle klafft ein großer horizontaler Riss, zwei Drittel der Büroräume haben Schäden an den Fenstern, ebenfalls zwei Drittel der mit Mineralfaserplatten abgehängten Decken hängen lose herab oder sind schon ganz runtergefallen. Glasscheiben sind teilweise milchig, stellenweise gerissen. Durch Unwetter aufgedrückte Fenster sind provisorisch zugeschraubt. Der Aufzug hat’s eigentlich hinter sich. Hier gibt’s starke Korrosionen, dort Lochfraß. Hier ist die Standsicherheit fraglich, dort ist es die Verkehrssicherheit. „In diesem Zustand ist die Vermietung bzw. Nutzung des Gebäudes nicht möglich“, lautet das Urteil.
Baureife Fläche in Velbert vermarkten
Kurzum: Sanierungskosten würden nach TBV-Berechnungen mit mindestens 1,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, die Abbruchkosten werden mit 560.000 Euro beziffert. „Mit dem Abbruch entfällt der Unterhaltungsaufwand eines leerstehenden Gebäudes, jedoch fehlt dann möglicherweise eine Ausweichmöglichkeit bei Notfällen“, heißt es zu guter Letzt im Fazit. „Die baureife Fläche ist vorteilhafter bei der Vermarktung. Nach Abwägung der Vor- und Nachteile wird empfohlen das Gebäude abzureißen.“
Jetzt gehen auch die letzten Nutzer
In dem Verwaltungsgebäude hatten einst u. a. Mitarbeiter der gesamten Bauaufsicht, vom Hochbau- und Vermessungsamt, Planungsamt, Tiefbauamt und von den TBV ihre Arbeitsplätze. Nach dem Auszug wurde das Haus später zwischenzeitlich noch einmal als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Aktuell gehen dort als Folge der Corona-Schutzmaßnahmen noch Arbeiter des TBV-Grünbereichs duschen und sich umziehen, aber auch das hört bald auf.
Nicht selbst genutzte Hallen vermietet
Die TBV-Leute haben im März 2012 ihren Neubau mit der Hausnummer 33 bezogen, an ihrem Standort Einiges zentriert und auch neue Remisen, also Unterstände, gebaut. Die zur Straße gelegene alte Halle III wird zu einer Hälfte selbst genutzt und ist zur anderen vermietet („Mühlhause GmbH Logistikzentrum“). Halle II im hinteren Gelände hat die Firma „GES Messebau“ gemietet; und die Halle I nutzt als Mieter der Kreis Mettmann als Lagerraum. „Es ist so gut wie alles vermietet“, resümiert TBV-Geschäftsbereichsleiter Bernd Wieneck auf Anfrage, „und daraus resultieren natürlich auch Einnahmen.“
Der große Parkplatz gegenüber des Abriss-Gebäudes sei übrigens nicht öffentlich gewidmet. Besucher könnten ihn aber während der TBV-Dienststunden benutzen.
>>>Standort Langenberg auf Vordermann bringen
An ihrem Standort Langenberg an der westlichen Vogteier Straße wollen die TBV u. a. den Anbau abreißen, die Lagerhalle ökologisch und energetisch sanieren und als ungeheizte Halle mit modernen Sanitär-, Büro- und Aufenthaltscontainern weiter nutzen. Das Wohnhaus auf dem Grundstück soll verkauft werden.
Der Maßnahmenbeginn ist im neuen TBV-Wirtschaftsplan mit dem vierten Quartal 2023 angegeben, das voraussichtliche Bauende mit dem vierten Quartal 2024. Die Gesamtkosten liegen bei 3,3 Millionen Euro.