Langenberg. Alljährlich bietet Nina Reddig in Langenberg ihre Festival-Akademie für junge Musiker an. Das Abschlusskonzert war in diesem Jahr besonders gut.
„Es ist wunderbar, dass Sie sich trotz Regens hier in die Wildnis aufgemacht haben“, begrüßte Nina Reddig ihre Gäste auf Hof Fahrenscheidt im Windrather Tal. Das historische Gehöft beherbergte den klassischen Meisterkurs der Kammermusikerin und Konzertmeisterin Reddig und bot nun die Kulisse für die Abschlussveranstaltung.
Fünf junge Geigerinnen und ein Geiger hatten fünf Tage intensiv geübt und täglich eine Stunde Einzelunterricht erhalten. „Die Natur hier ist großartig und es ist uns ein Anliegen, dass die Teilnehmer das mitnehmen“, sagte Reddig. In einer ruhigen Umgebung könnten die jungen Musiker in sich hineinhören und sich selbst zuhören. Dadurch könnten sie beurteilen, ob durch ihr Instrument nach außen kommt, was sie sich vorstellten, so die Kammermusikerin.
Am Sonntag präsentierten die jungen Leute ihrem 50-köpfigen Publikum jeweils ein Violinenstück. Auf dem Klavier begleitet wurden sie dabei von Robert Weinsheimer von der Folkwang Universität Essen.
Violinistin benötigt keine Notenblätter
Den Auftakt machte die 15-jährige Paula Wilkens aus Brüggen mit zwei Sätzen aus dem Violinkonzert A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Fast 15 Minuten lang begeisterte sie mit ihrem Spiel auf einem Instrument der Mittenwalder Geigenbauerfamilie Klotz, ohne dass sie dafür Notenblätter brauchte.
Die meisten Lehrer achteten auf die Spieltechnik, sagte Paula Wilkens nach der Veranstaltung. „Hier habe ich gelernt, wie man auf der Bühne freier spielen kann.“ Die Tage in dem Meisterkurs habe sie als Motivationsschub erlebt, den sie mit nach Hause nehmen wolle.
Einziger männlicher Teilnehmer ist als Zweites an der Reihe
An zweiter Stelle im Programmablauf folgte der 16-jährige Oskar Iseke aus Mönchengladbach mit der virtuos gespielten Polonaise de concert von Henri Wieniawski. Der Jugendliche nahm bereits zum zweiten Mal an dem Meisterkurs teil. „Es ist immer wieder wunderschön, dem Alltag zu entfliehen“, so Oskar Iseke.
Ohne Internet und ohne Medien könne er sich ganz auf neue Techniken des Geigenspiels konzentrieren. Seine Mutter Ariane Iseke sieht besonders die Chance zu einer beruflichen Orientierung, die sich ihrem Sohn kurz vor dem Abitur hier bietet. Oskar müsse entscheiden, ob Musik sein Beruf oder sein Hobby sein soll. Wertvoll sei beides: „Musizieren ist etwas, dass man fürs Herz macht“, so Ariane Iseke.
Auch Nina Reddig ist es wichtig, mit den jungen Musikern über ihre Zukunft ins Gespräch zu kommen. „Viele haben Fragen, ob sie Musik studieren sollen“, berichtete sie. Und wer sich für die Musik als Beruf entscheide, dem böten sich unterschiedliche Tätigkeitsfelder, etwa als Orchestermusiker oder als Solist.
Mutige junge Frau spielt auf ganz neuem Instrument
Auf den einzigen männlichen Teilnehmer folgte Elisa Speer aus Essen mit einem ruhigeren und melodischen Stück, das sie teilweise mit geschlossenen Augen spielte. „Nina hat uns ermutigt, auf Risiko zu spielen“ und ganz im Moment zu leben, sagte sie.
Weitere Stücke präsentierten die 18-jährige Alisha Krüger aus Meinerzhagen, Lucia Bovender, 22 Jahre, aus Düsseldorf und die ebenfalls 22-jährige Anna-Lisa Siemens aus Mainz. Siemens spielte auf einem Instrument des Velberter Geigenbaumeisters Josef Kasak, das sie erst wenige Tage zuvor erhalten hatte.
„Mutig“, so Nina Reddig, denn „das ist immer spannend, wie sich eine Geige entwickelt.“„So etwas habe ich noch nicht erlebt“ befand Heinz Reddig nach der Veranstaltung. Der Vater der Gastgeberin besuchte die meisten musikalischen Veranstaltungen seiner Tochter und zeigte sich von der Leistung dieser jungen Musiker überzeugt: „Das sind die reinsten Profis.“
>>>Das Langenberg Festival 2023<<<
Im Rahmen der Langenberg Festival Akademie bietet Nina Reddig drei Kammermusikkurse pro Jahr an. Der nächste findet am Ende der Herbstferien vom 12. bis 16. Oktober statt.
Das nächste Langenberg Festival ist für September terminiert: Beginn ist am Freitag, 1. September, Motto in diesem Jahr: „Hoher Himmel, tiefe Erde“.