Langenberg. Der Künstler Jens J. Meyer ist derzeit in Velbert aktiv. Seine Arbeit in Langenberg soll an eine besondere Aktion vor 26 Jahren erinnern.
Weiße Dreiecke aus Tuch spannen sich luftig zwischen Drahtseilen, leuchten in der Sonne und bewegen sich leicht in der sanften Brise. In der Mitte kreuzen sich zwei Alurohr-Stangen diagonal. Wer genau hinschaut sieht, dass die Tücher einen Bogen bilden. Eine Brücke.
Seit einigen Tagen ist der Künstler Jens J. Meyer in der Sambeck am Werk. Hier, am Tor zu Langenberg, entsteht seine neueste Skulptur. „Brückenschlag II“ heißt die und stellt den Startpunkt dar für den Skulpturenpfad, den der Verein „Kunsthaus Langenberg“ geplant hat.
Mehrfache symbolische Bedeutung des Werkes in Velbert-Langenberg
Dieser „Brückenschlag“ ist in mehrfacher Hinsicht symbolisch, hat Jens J. Meyer doch bereits vor 26 Jahren zur Tuchfühlung ein Werk beigesteuert: Damals spannte er eine Tuchbrücke über den Hardenberger Bach: „Das war eine ziemlich spektakuläre Arbeit, ein tolles Projekt“, blickt der Künstler zurück.
Und es war der Start für eine internationale Karriere: „Kurz darauf wurde ich zu meinem ersten Auslandsprojekt nach Indonesien eingeladen.“ Mittlerweile hat er nahezu alle Kontinente bereist – nur Australien fehlt ihm noch.
Start um ein Jahr verschoben
Jetzt ist er also wieder in Langenberg: „Ich bin schlicht und ergreifend gefragt worden, ob ich etwas zu dem Skulpturenpfad beitragen möchte“, sagt der gebürtige Hamburger. Und eigentlich sollte der „Brückenschlag II“ auch schon 2022, zur Enthüllung der Segel am Hardenberger Bach, fertig sein.
Aber: Das Gelände an der Sambeck liegt etwas außerhalb des Stadtkerns und damit außerhalb des Bereichs, der im Jahr 2022 mit Fördermitteln bedacht werden konnte. „Deswegen mussten wir erst noch die Finanzierung klären“, erläutert Heinz Johnen aus dem Kunsthaus-Vorstand.
Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Die steht nun, die Jubiläumsstiftung der Sparkasse übernimmt die Kosten von 20.000 Euro. Also durfte Jens J. Meyer loslegen. „Der Standort“, freut sich Kunsthaus-Ausstellungskurator Ralf Leisner, „hätte besser nicht sein können.“
Nicht nur, dass Bahnreisende oder Autofahrer die große Skulptur am Eingang zur Senderstadt direkt sehen. Nein, die Skulptur verbindet auch Vergangenheit und Gegenwart miteinander. Ein weiterer Brückenschlag: „Ein Kunstwerk aus Tüchern genau an der Stelle, an der früher Tuch produziert wurde. Das passt perfekt.“
Thema „Brücke“ ist dem Künstler sehr wichtig
Das Thema „Brücke“ ist dabei kein Langenberg-spezifisches, immer wieder taucht es in den Arbeiten von Jens J. Meyer auf: „Brücken bauen ist ganz wichtig, auf allen möglichen Ebenen“, sagt der Künstler. „Brücken verbinden zwei Ufer, verbinden Kulturen, verbinden Menschen.“
Hier steht das „Bauwerk“ nun neben dem Bach, getragen von zwei rund 7,5 Meter hohen Pfeilern aus Alurohr. Die sind leicht gegeneinander geneigt, sollen an die Beine eines Laufenden erinnern. „Dadurch entsteht eine dynamische Form“, erläutert der Künstler. Oben bilden die Pfeiler ein offenes „V“, durch das die Tücher „hindurch fliegen“.
Bewegung und Dynamik
Was ihn an seinem Werkstoff so fasziniert? „Tuch ist flexibel, bietet organische Formen, bewegt sich“, sagt er. In der Sambeck verbinde sich diese Dynamik mit der umgebenden Natur: „Bäume, Blätter, alles bewegt sich im Wind.“ Und so auch die Tücher des „Brückenschlags“.
Begonnen hat die Arbeit an der Skulptur an einem Modell, es folgten zahlreiche Ortsbesuche. „Der Ort diktiert nämlich die Dimension“, erläutert Jens J. Meyer. Konkret: Wäre der „Brückenschlag“ kleiner geworden, wäre er neben dem frisch sanierten alten Fabrikgebäude in der Sambeck nicht zur Geltung gekommen. Hätte er ihn zu groß geplant, hätte die Skulptur zu sehr den Ort dominiert.
Ausstellung im Alldiekunsthaus
„Für mich ist es daher immer eine ganz spannende Aufgabe zu ermessen, welche Dimension meine Arbeit haben soll.“ Und: „Es ist immer wieder schön für mich zu sehen, wenn dann am Ende alles passt.“
Offiziell vorgestellt wird der „Brückenschlag“ am Sonntag, 18. Juni. Parallel dazu findet im Alldiekunsthaus an der Wiemerstraße 3 eine Werkschau von Jens J. Meyer statt. Unter dem Titel „Vom Raum zum Licht“ zeigt sie Ausschnitte aus der Arbeit des Künstlers. Dazu ist das Alldiekunsthaus am Sonntag ab 11 Uhr geöffnet.
>>>Gute Zusammenarbeit<<<
Großen Dank richten die Initiatoren an die Technischen Betriebe Velbert: Die sind Eigentümer der Fläche und „haben uns sehr kooperativ unterstützt“, freut sich Heinz Johnen vom Kunsthaus-Vorstand.
Beteiligt am „Brückenschlag“ ist auch der Langenberger Lars Meeß-Olsohn. Er ist mit seiner Firma „Helix Schraubfundamente“ für die Fundamente des Kunstwerks verantwortlich.
Weitere Werke für den neuen Skulpturenpfad sollen noch in diesem Jahr errichtet werden: am Froweinplatz, am Hardenberger Bach und am Norbert-Bauer-Ufer. Die Realisierung des kompletten Pfades startet 2024.