Die Galerie Kabuth in Gelsenkirchen zeigt ab dem 7. Mai Arbeiten des Künstlers Jens. J. Meyer – und zwar im realen und im virtuellen Raum.
„Alle meine Arbeiten fangen immer mit Raum an, denn Raum ist eine Materie, die ich formen kann“, sagt Jens J. Meyer. Der in Hamburg aufgewachsene und nun seit 30 Jahren in Essen lebende und wirkende Künstler (63) stellt einige seiner Skulpturen ab dem heutigen Freitag in der Galerie von Jutta Kabuth am Rande der Altstadt aus. Bis 30. Juni werden sie in den Räumlichkeiten an der Wanner Straße zu sehen sein. Und erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie dürfen sich zumindest drei Besucher gleichzeitig die Werke Meyers vor Ort anschauen.
Erstmals wieder einige wenige Besucher vor Ort zugelassen
„Ich bin froh, endlich wieder Gäste persönlich begrüßen zu dürfen“, sagt Galerie-Inhaberin Kabuth (54). Diese müssen zwar vorher einen Termin vereinbaren und auch weiterhin alle Masken- und Abstandsregeln einhalten. Dennoch sei es schön, bei der Ausstellungseröffnung am Freitag um 19.30 Uhr nicht wie zuvor ausschließlich auf Gesichter am Computerbildschirm blicken zu müssen, so Kabuth.
Zu sehen bekommen alle Kunst- und Kulturinteressierten zahlreiche Skulpturen von Jens J. Meyer. Diese sind aus einem weißen, elastischen Gewebe gefertigt, das in dreieckige Teile zugeschnitten und mit Hilfe von Schnüren und Stäben in Form gebracht wurde. Manche dieser dreidimensionalen Körper erinnern von ihrer Anmutung im ersten Moment an einen extravaganten Lenkdrachen. Andere scheinen von ihrer Position an der Wand tief in den Raum hinein zu greifen.
Bei Lichteinfall beginnt ein Spiel der Schatten
Wenn Licht auf diese luftig-leicht wirkenden Werke fällt, dann setzt sofort ein Spiel der Schatten ein. Manche baumeln an einem Seil, das an der Decke befestigt ist. Schon der kleinste Luftzug setzt sie in Bewegung – und verändert sofort die Ansicht für den Betrachter. Das Besondere: In Zusammenarbeit mit dem „Creative Team“, das ihn bei dieser Ausstellung namens „Augmented Spaces“ maßgeblich unterstützt hat, will Meyer das Kunsterlebnis um eine Komponente erweitern: um eine virtuelle Ebene.
Um zu demonstrieren, wie das funktioniert, zückt Meyer ein Tablet. Er selbst stellt sich dann in den scheinbar leeren Raum der Galerie hinein. Schaut der Betrachter aber auf den Tablet-Bildschirm, steht Meyer plötzlich inmitten eines Kunstwerks. „Wir können auf diesem Wege virtuelle Skulpturen in den realen Raum stellen“, erklärt der Künstler. Wegen dieses Dialoges zwischen realer und virtueller Welt betrachtet er diesen Teil der Arbeit auch „als ein künstlerisches Forschungsprojekt“.
Der Betrachter wird im Spiegel zu einer digitalen Punktewolke
Zu besagtem „Creative Team“ gehört auch Jan Gerling (29). Der Essener präsentiert bei dieser Ausstellung ein spannendes Werk, in dem die Grenzen von der realen in die digitale Welt ebenfalls fließend sind. Der Betrachter blickt in einen Spiegel, sieht darin aber nicht nur sein Abbild, sondern auch eine digitale Punktewolke. Diese nimmt die Form ihres Betrachters an und reagiert auf jede Bewegung des Menschen, der in diesen Spiegel blickt.
Bei einem anderen Werk wirft ein Beamer Bilder auf einen davor stehenden, würfelartigen Tuchkörper, aber gleichzeitig auch auf die dahinter liegende Galerie-Wand. Erneut verschmelzen Ebenen: Schatten des Kunstwerks verändern die Filmsequenzen an der Wand. „Durch diese Kombination aus Projektion und Skulptur entstehen multimediale Erlebnisräume“, so Meyer.