Velbert. Vor 150 Jahren ging die Gewerbliche Fortbildungsschule Langenberg in Betrieb. Diesen Geburtstag feiert nun das Berufskolleg Niederberg in Velbert

Whiteboards waren Lichtjahre weit weg, die Leute hatten vielleicht Netze, aber noch lange kein Wlan, und die Schüler daddeln eigentlich ja auch erst seit ein paar Jahren heimlich im Unterricht auf ihren Smartphones rum. Mittlerweile hat modernes Equipment allerdings längst die Kreidezeit aufs Altenteil geschickt. Überhaupt war manches gründlich anders, als die erste „Gewerbliche Fortbildungsschule“ gegründet wurde. Das war in Langenberg, liegt exakt 150 Jahre zurück und markiert den Anfang der Vorgeschichte der nunmehr seit 1998 unter dem Namen Berufskolleg Niederberg firmierenden Bildungseinrichtung, die heuer in Velbert-Mitte eben diesen stolzen Geburtstag an der Langenberger Straße feiert.

Berufsschulzentrum in Velbert für 50 Millionen an Kreis verkauft

Frank Flanze (li.) ist Schulleiter, Christian Hoppe sein Stellvertreter.
Frank Flanze (li.) ist Schulleiter, Christian Hoppe sein Stellvertreter. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Die Schüler hätten damals eigentlich erst um 20 Uhr Feierabend gehabt, seien aber von ihren Arbeitgebern ab 18 Uhr für die Schule freigestellt worden, erzählt Frank Flanze. Sonntags sei Zeichenunterricht gewesen. Als über ein Jahrhundert später das vom damaligen Berufsschulzweckverband der Städte Heiligenhaus und Velbert gebaute Berufsschulzentrum in 1999 für 50,2 Millionen DM an den Kreis Mettmann verkauft worden sei, so der Leiter (seit 2017) weiter, habe mancher Sorge vor künftig schlechteren Bedingungen gehabt. Das habe sich jedoch „ganz schnell gedreht und zum Positiven“ gewendet: „Wir sind wirklich gut ausgestattet.“

Jedem seinen individuellen Stundenplan

In der Zeit vor diesem einschneidenden Schritt hatte es über Jahre zwei Schulen unter einem Dach gegeben: die eine für Technik, die andere für Wirtschaft (und Verwaltung). Aktuell arbeiten an der Langenberger Straße 83 Lehrer; sie unterrichten 1800 Schülerinnen und Schüler. Die stellen sich anlässlich des Jubiläums – quer durch die Bildungsgänge – in dieser Woche ihren Stundenplan selbst und ganz individuell zusammen, indem sie als „Bausteine“ unter der Vielzahl der größtenteils von Lehrern initiierten Projekte auswählen. Das ist bunt, vielfältig, mitunter auch sympathisch schräg. Zudem geht es raus aus dem Zitronenbunker. Etwa in Museen, ins Grüne oder zu Betriebsbesichtigungen bei Mitgliedern der Schlüsselregion.

Gelebte Kontakte mit EU-Partnern

Der offizielle Festakt zum Bestehen steigt ein paar Tage später in der benachbarten Sporthalle. Dort wird auch der Umstand eine herausgehobene Rolle spielen, dass das Kolleg – eins von vieren in Kreis-Trägerschaft – seit dem Sommer 2001 Europaschule ist. Das bedeutet gewachsene Kontakte: z. B. Niederlande, Österreich, Belgien, Tschechien, Türkei, Spanien und Frankreich. Sie sind nicht zuletzt Türöffner für Praktika im Ausland.

Die Hauptthemen des Kollegs seien aktuell Digitalisierung und Unterrichtsentwicklung, berichtet Frank Flanze. „Und natürlich die Verbesserung und Weiterentwicklung der Kooperationen.“