Velbert. Im Rahmen eines „Erasmus+“-Projektes haben Schüler des Berufskollegs Niederberg ihre Unternehmens-Ideen einer Jury präsentiert.
Ein Fernsehstudio ist der Hörsaal 2 im Berufskolleg Niederberg in Velbert zwar nicht, aber immerhin eine Kamera ist auf die „Unternehmer“ gerichtet, die dort ihre Erfindungen und Geschäftsmodelle einer vierköpfigen Jury präsentieren. Ein wenig erinnert das Szenario an die Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“, wo zumeist Gründer auf die Suche nach Investoren gehen.
Allerdings sitzen in der Jury nicht Judith Williams, Carsten Maschmeyer & Co., sondern Michael Thomas, im wahren Leben kein millionenschwerer Investor, sondern Lehrer am Berufskolleg, Rob Postma, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in den Niederlanden, sowie Ingeborg Mikloss und Guido Neumann von NFTE, einem Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, Unternehmergeist in die deutschen Schulen zu bringen.
Schüler können in Velbert mit Unternehmertum experimentieren
Und noch etwas ist anders als in der beliebten Fernsehsendung: alle sprechen Englisch. Das ist kein Wunder, denn es arbeiten Schülerinnen und Schüler aus drei Ländern Hand in Hand. Es handelt sich um ein von der EU finanziertes „Erasmus+“-Projekt zwischen berufsbildenden Schulen in den Niederlanden, Österreich und Deutschland – mit dem Ziel, ein virtuelles europäischen Ecom-Lab zu entwickeln, also ein pädagogisches Umfeld, in dem Schüler unter möglichst realistischen Bedingungen – wie in einem Labor – mit Unternehmertum, Schwerpunkt Onlinehandel, experimentieren können.
Nach Hengelo und Kufstein endet das Projekt in Velbert
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Nach dem Auftakt im niederländischen Hengelo ging es im österreichischen Kufstein weiter. Und nun der Abschluss in Velbert, wo insgesamt 22 Schülerinnen und Schüler insgesamt vier Geschäftsideen präsentierten.
Fair gehandelter „Schoolcoffee“ soll die Welt etwas besser machen
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Hannah, Emmelie, Jesse, Vitoria und Iris servieren der Jury erst einmal einen Kaffee. Anerkennendes Nicken. Ein guter Auftakt ihrer Präsentation. Die Fünf haben die Idee, „Schoolcoffee“ anzubieten – Kaffee in Schulen, natürlich fair gehandelt, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Denn aktuell sei die Kaffeeindustrie vor allem für die Farmer oft Ausbeutung. Die Gruppe hat ein Logo entwickelt, sogar T-Shirts damit bedrucken lassen. Einige kritische Nachfragen der Jury, die sich vorerst nicht in die Karten schauen lässt, können die Schüler souverän beantworten.
Schüler wollen Sport mit neuer Schutzbrille sicherer machen
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Dann ist die nächste Gruppe an der Reihe: Jan, Victoria und Finn wollen den Sport sicherer machen – mit einer Schutzbrille, die größere Gläser und somit eine bessere Sicht zu den Seiten hat. „G3“ soll das Produkt heißen und in Zusammenarbeit mit einem großen Optiker realisiert werden. Im Laufe der Wochen hat sich die ursprünglich sechsköpfige Gruppe halbiert – „das senkt aber die Personalkosten“, sagt Finn schlagfertig. Die Jury applaudiert. Gut gemacht.
Eine neue Form des Entertainments
Eine „neue Form, des Entertainments“ – also Entertainment 4.0 – verspricht die nächste Gruppe. Die Idee richtet sich an alle, die Fußball mögen, aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht ins Stadion können oder wollen. Mit der „Skybox“ soll der Lieblings-Pub zum Stadion werden – mit großen Bildschirmen und virtueller Realität.
Virtueller Escaperoom im Container – eine Idee auch für Velbert?
Und auch die vierte Idee sorgt für Applaus bei der Jury – ein virtueller Escape-Room („City-E-Scape“) in Containern, die von Stadt zu Stadt transportiert werden können. Löst man eine Aufgabe, verändert sich der Ausblick aus dem Fenster des Containers – und die nächste Aufgabe wird sichtbar. Der Clou: Für interessierte Spieler soll das Erlebnis kostenfrei sein – finanziert würde alles durch Städte, Tourismusregionen oder auch lokale Händler, die eine Touristenattraktion hätten oder Werbung ins Spiel einbauen könnten.
Jury macht sich im Berufskolleg Niederberg die Entscheidung nicht leicht
Am Ende ist es dann keine einfache Entscheidung für die „Investoren“: Bei „Schoolcoffee“ loben sie zwar die Idee, die Welt besser machen zu wollen, sehen aber nicht das Alleinstellungsmerkmal der Idee – gebe es doch durchaus schon fair gehandelten Kaffee, auch in Schulen. Bei „G3“ lobt die Jury, dass man mit dem Konzept ein reales Problem lösen könne, bei „City-E-Scape“ ist sich die Jury nicht sicher, ob das Finanzierungsmodell ideal ist. Und so fällt die Entscheidung am Ende knapp, aber einstimmig auf „Stadion im Pub“.
Und nach dem Jury-Lob wollen die Schüler nun überlegen, diese Idee tatsächlich in der Realität voranzutreiben.
>>> Schüler zu Gast in Velbert
Neben der Weiterentwicklung ihrer Unternehmensideen waren die Gastgeber mit den Gästen aus den Niederlanden und Österreich auch in der Region auf Entdeckungstour.
So standen das Tetraeder in Bottrop, Shoppen in Oberhausen und das Schloss- und Beschlägemuseum auf dem Programm.