Velbert. Das Berufskolleg Niederberg in Velbert macht’s möglich. Nicht Ausbildung oder Fachabitur – bei der Doppelqualifikation geht beides gut zusammen.
Jan-Luca Pietrek (18) tut es, und Tristan Adler (22) macht’s auch: Der Mettmanner und der Wuppertaler wollen beide Elektroniker für Betriebstechnik werden – sie sind Azubis bei Lhoist Germany/Rheinkalk GmbH in Wülfrath – und haben für sich die Frage „Ausbildung oder Schule?“ entschieden. Sie sagen: „Ausbildung und Schule.“
Initiative des Kollegs in Velbert
Die Doppelqualifikation beschert den Teilnehmern im Erfolgsfall sowohl eine Berufsausbildung als auch die Fachhochschulreife. „Nicht zwei Schritte hintereinander, sondern parallel und gebündelt“, sagt Michael Koepsell vom kreiseigenen Berufskolleg Niederberg, aus dem heraus auch die Initiative zu diesem Angebot stammt. Der erste, 2020 mit 16 Teilnehmern gestartete Jahrgang war just dieser Tage an der Langenberger Straße in der schriftlichen Prüfungsphase: Deutsch, Mathe und Englisch.
Auch eine Frage der Anerkennung
Es sei eine prima Alternative zu einem weiteren reinen Schulbesuch, findet Koepsell. Und ein passendes Angebot für Schulmüde, ergänzt Frank Flanze. Für den Schulleiter ist mit der Doppelqualifikation nicht zuletzt auch die Frage der Wertigkeit geklärt: „Es bedeutet eine gleiche Bewertung, Anerkennung der beruflichen und der schulischen Bildung.“ Das Kolleg könne nach den Sommerferien problemlos eine zweite Klasse aufmachen, so Flanze weiter. Dann auch gerne mit angehenden Kaufleuten für Büromanagement und Einzelhandel, noch dominierten die technischen Berufe.
Ein Abend zusätzlich
Für die Wahl der Doppelqualifikation werden u. a. folgende Argumente in die Waagschale geworfen: Ausbildungsvergütung von Anfang an, Verzahnung von Theorie und Praxis, Erwerb von Berufserfahrung, verbesserte Entwicklungschancen im Betrieb und Zeitvorsprung auf dem individuellen Karriereweg. Vorausgesetzt, die Ausbildungsstelle – ob technisch oder kaufmännisch – ist mindestens dreijährig, und der Ausbildungsbetrieb spielt mit. Drittens ist die FOS-Reife bzw. alternativ die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erforderlich. Die Teilnehmer haben an zwei Wochentagen normalen Berufsschulunterricht – und gehen in ihrer Freizeit zusätzlich einen Abend ins Kolleg.
Unternehmen können aktiv werden
„Wir touren durch die Klassen und fragen das Interesse an der FH-Reife ab“, erzählt Koepsell. Aber selbstverständlich könnten auch die Unternehmen die Initiative ergreifen. So wie bei Lhoist. Und Jan-Luca Pietrek, würde er es noch einmal machen? „Natürlich“, antwortet er, „das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.“
Ansprechpartner sind Michael Koepsell, Wirtschaft- und Verwaltung (mkoepsell@berufskolleg-niederberg.de) und Michael Stübs, Technik und Metallberufe (stuebs@berufskolleg-niederberg.de).