Langenberg. Mit Bonsfeld steht bereits das dritte Zentrum der evangelischen Kirche in Langenberg vor dem Aus – mit Auswirkungen auf Gottesdienst-Besucher.
Es ist still geworden im evangelischen Gemeindezentrum an der Hüserstraße – und das nicht nur, wenn sowieso gerade keine Veranstaltungen stattfinden. Auch bei Gottesdiensten ist hier nicht mehr viel los, sagt Holger Jünkersfeld.
„Sieben, acht, vielleicht mal elf Besucherinnen und Besucher“, hat der Kirchmeister gezählt. „Geheizt werden muss trotzdem“, sagt er, „Küsterin, Pfarrer und Kirchenmusiker müssen bezahlt werden. Bei aller Liebe, das rechnet sich einfach nicht mehr.“
Ev. Gemeinde Langenberg verliert rund hundert Mitglieder pro Jahr
Seit Jahren verliert die evangelische Gemeinde Mitglieder, rund hundert sind es pro Jahr. Weniger über Austritte, sondern ganz natürlich: „Das sind überwiegend Sterbefälle“, sagt Holger Jünkersfeld. „Und gleichzeitig kommt von unten zu wenig nach.“ Rund 4500 Köpfe zählt der Kirchmeister aktuell noch.
Wie wenig nachkomme, lasse sich ganz einfach an der Zahl der Konfirmanden ablesen: „Mal 18, mal 20. Aber es werden seit Jahren immer weniger.“ Aber: Der Mitgliederverlust betrifft nicht nur Langenberg. „Wir beobachten das im ganzen Kirchenkreis“, sagt Reinhard Berger, Vorsitzender des Presbyteriums.
Schon die dritte Immobilie, die verkauft wird
Für kleinere Gemeinden sei das „existenzvernichtend“, sagt er: „Man kann dann zum Beispiel Stellen nicht mehr finanzieren.“ Nun also reagiert die Gemeinde (die WAZ berichtete) und bietet das Gemeindezentrum an der Hüserstraße in Bonsfeld zum Verkauf an.
Es ist die dritte Immobilie, die die Gemeinde loswerden will – nachdem sie sich bereits von den Gemeindezentren Eichenkreuzhöhe und Feldstraße getrennt hat. Dass es in einer kleinen Stadt wie Langenberg überhaupt so viele Treffpunkte gegeben habe, sei der Situation in früheren Zeiten geschuldet, erläutern die beiden Presbyter.
Früher war der Bedarf an Treffpunkten in der Gemeinde Langenberg größer
„In den 1960er-Jahren haben alle Gemeinde sehr viel gebaut“, blicken die beiden zurück. Die Städte wuchsen „und viele haben gedacht, das geht einfach immer so weiter“. Sicher sei die Idee damals auch sinnvoll gewesen: „Es entstanden neue Stadtviertel, neue Siedlungen. Und da sollten die Gläubigen natürlich auch ,ihr’ Gemeindehaus als Versammlungszentrum haben.“
Nur hat sich inzwischen die Entwicklung gedreht, seit Jahren brechen die Leute weg und so ist ein Überangebot entstanden: „So viele Häuser zu bespielen, geht einfach nicht mehr“, sagt Holger Jünkersfeld. Was besonders an der Entwicklung ist: „Die Mitgliederzahlen sind entkoppelt von den Einwohnerzahlen im Stadtbezirk“, sagt der Kirchmeister. Zuzüge nach Langenberg steigerten schon lange nicht mehr die Mitgliederzahlen der Gemeinden.
Gottesdienststätte außer Betrieb nehmen
„Es ist auch ein gesellschaftliches Phänomen“, meinen die beiden Presbyter erkannt zu haben: „Es wird von der Kirche ganz viel erwartet, aber das finanziert sich ja nicht aus sich selbst heraus.“ Er habe kein Portemonnaie, „aus dem ich nach Belieben schöpfen kann“.
Was nun passiert? „Im ersten Schritt müssen wir bei der Landeskirche beantragen, die Gottesdienststätte außer Betrieb zu nehmen und ein Gebäudenutzungskonzept für alle Gebäude aufstellen.“ Das Verfahren laufe bereits, die Gemeinde sei informiert.
Eine emotionale Angelegenheit
Rückmeldungen habe es bislang aus Bonsfeld viel weniger als erwartet gegeben, sind die beiden Presbyter ein wenig erstaunt und mutmaßen: „Entweder haben die Leute sowieso damit gerechnet oder sie haben die Notwendigkeit akzeptiert.“
Was so nüchtern klingt, ist für Holger Jünkersfeld und Reinhard Berger dennoch eine sehr emotionale Angelegenheit. „Wir finden das ganz bestimmt nicht toll. Wir haben unsere ganz persönliche Geschichte, die sehr eng mit dem Gemeindezentrum verbunden ist.“
>>>Kita bleibt in Bonsfeld
Das Areal rund um das Gemeindezentrum an der Hüserstraße ist recht groß, auch die Kita „Haus in der Sonne“ befindet sich hier.
„Die Kita bleibt“, versichern Kirchmeister Holger Jünkersfeld und der Presbyteriumsvorsitzende Reinhard Berger.
Die Trägerschaft hat der Kirchenkreis inne, „so dass es für alle Einrichtungen ein und denselben Ansprechpartner gibt“.