Langenberg. Die evangelische Gemeinde in Velbert-Langenberg reagiert auf sinkende Mitgliederzahlen – und schließt nun den Saal an der Hüserstraße in Bonsfeld

Feldstraße, Eichenkreuzhöhe und nun Bonsfeld: Die evangelische Kirchengemeinde Langenberg reagiert darauf, dass – nicht nur in der Senderstadt – den Kirchen die Mitglieder davonlaufen. „Mit wehem Herzen“, sagt Kirchmeister Holger Jünkersfeld, verkünde er, dass das Gemeindezentrum an der Hüserstraße geschlossen wird.

„Wir sind einfach zu klein, um uns die Kosten eines nicht ausgelasteten Gemeindezentrums leisten zu können“, erläutert der Presbyter die Entscheidung. „Die unter anderem explosionsartig gestiegenen Energiekosten wirken hier nur noch als Beschleuniger in diesem Prozess.“

Kirche sei kein Wirtschaftsunternehmen und könne nur sehr bedingt nach Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten funktionieren. „Aber“, führt er weiter aus, „Entscheidungen müssen getroffen werden, auch wenn es das Herz in Aufruhr bringt, um dem Ganzen weiterzuhelfen.“

Küsterin bleibt der Gemeinde erhalten

Schon vor 14 Jahren hat Ute Grünendahl ein Gemeindezentrum geschlossen, nämlich das an der Feldstraße – hier ein Archivbild vom Gemeindefest zum Abschied aus dem Haus aus dem September 2009.
Schon vor 14 Jahren hat Ute Grünendahl ein Gemeindezentrum geschlossen, nämlich das an der Feldstraße – hier ein Archivbild vom Gemeindefest zum Abschied aus dem Haus aus dem September 2009. © WAZ FotoPool | KREIMEIER, Detlev

Direkt betroffen davon sind nicht nur Gemeindemitglieder aus dem nahen Umfeld der Hüserstraße, sondern ganz besonders Küsterin Ute Grünendahl – denn sie und ihre Familie haben in dem Gemeindehaus auch gewohnt.

„Ich bleibe natürlich der Gemeinde erhalten“, sagt sie, werde jetzt erst einmal zwischen den verschiedenen Einrichtungen pendeln, ganz getreu des Leitsatzes, den sie sich für das Porträt auf der Gemeinde-Homepage gegeben hat: „Ich engagiere mich dort, wo ich gebraucht werde.“

Nun also auch Bonsfeld: „Es ist nicht das schönste Gebäude“, räumt Kirchmeister Holger Jünkersfeld ein, „aber es ist so ganz eigen, hat Charakter, ist funktional und schafft trotzdem Wärme, kurz und gut: einfach unseres.“
Nun also auch Bonsfeld: „Es ist nicht das schönste Gebäude“, räumt Kirchmeister Holger Jünkersfeld ein, „aber es ist so ganz eigen, hat Charakter, ist funktional und schafft trotzdem Wärme, kurz und gut: einfach unseres.“ © WAZ | VOGLER, Uwe

Ute Grünendahl ist Küsterin in dritter Generation, schon ihre Mutter und ihre Oma hatten diese Aufgabe inne. „Und so wie es gerade aussieht bin ich diejenige, die die Gemeindezentren abschließt“, sagt sie mit einem etwas bitteren Unterton. „Ich habe nämlich vorher an der Feldstraße gearbeitet.“ Und die ist ja auch schon lange geschlossen.

Drittes Gemeindezentrum, das geschlossen wird

Nun also auch Bonsfeld: Die Gemeinde werde versuchen, das Gebäude zu verkaufen, sagt Holger Jünkersfeld. Allerdings nicht sofort: „Bis zur erfolgten Renovierung und beendeten Umbauphase im Alten Vereinshaus aber werden die Kreise und Posaunen und Konfis Bonsfeld noch ,bevölkern’.“

Je nachdem, wann und wie die kirchenrechtlichen Vorgaben erfüllt seien, werde sich die Gemeinde im Laufe des Jahres 2023 „mit einer großen Feier von unserem Gebäude dankbar und traurig verabschieden“.

Mehr als 120 Jahre Gemeindeleben

Rückblick: Mehr als 120 Jahre hat das Gemeindezentrum Bonsfeld die Mitglieder der Gemeinde begleitet. Mit dem angebauten Kirchsaal, einem separaten Glockenturm, mit einer Toilettenanlage – „die aber sowas von unbarrierefrei war“, merkt der Kirchmeister an –, fand hier Gemeindeleben statt.

Im Kirchsaal tummelte sich die Jugend zu den Hochzeiten des „Make It-Take It“-Clubs, fanden stimmungsvolle Erntedank-Gottesdienste geschmückt mit ländlichen Gaben statt sowie „übervolle Weihnachtsgottesdienste“, unzählige Gemeindefeste und Mitarbeiterempfänge.

„Es ist nicht das schönste Gebäude“, räumt Holger Jünkersfeld ein, insgesamt sei es ein „Stil-Konglomerat, den jeweiligen Zeiten und dem Geldbeutel geschuldet.“ Aber: „Es ist so ganz eigen, hat Charakter, ist funktional und schafft trotzdem Wärme, kurz und gut: einfach unseres.“

>>>Kulturwochenende im Juni<<<

Das nächste große Kulturwochenende in Langenberg steht an – am 17. und 18. Juni. Unter dem Motto „Groß in Mode“ feiert die evangelische Kirchengemeinde Langenberg Künstlerinnen und Künstler – und sucht noch Kreative aus den Bereichen Musik (Instrumental und Gesang), Malerei und Schriftstellerei.

Zur Finanzierung bittet die Gemeinde um Spenden für die Künstler auf folgendes Konto: Ev. Kirchengemeinde Langenberg, Bank für Kirche und Diakonie, IBAN: DE06 3506 0190 1010 2900 11, BIC: GENODED1DKD, Stichwort: Kulturwochenende 2023.